Dämpfer für den Tiroler Überflieger

Dämpfer für den Tiroler Überflieger
Mit erst 35 Jahren hat er ein Immobilien­imperium geschaffen. Jetzt wurde René Benko in erster Instanz verurteilt.

Für den Tiroler Senkrechtstarter René Benko hielt der Allerseelen-Tag heuer einen echten Tiefschlag parat. Am Landesgericht Wien wurde er – wie auch sein Steuerberater Michael Passer – zu zwölf Monaten bedingter Haft verurteilt.
Der Grund: Die beiden hätten versucht, in einer Steuersache von Benkos Signa Holding bei italienischen Behörden zu intervenieren. Die versuchte Einflussnahme soll über den kroatischen Ex-Premier Ivo Sanader gelaufen sein. Ihm sollen dafür 150.000 Euro geboten worden sein. Benko sprach im Prozess von „relativ abenteuerlichen“ Vorwürfen und meldete „volle Berufung“ gegen das Urteil an. Die Richterin sieht hingegen einen „Musterfall von Korruption“. Die Schuldsprüche sind nicht rechtskräftig.

Netzwerker

Fest steht, dass sich der erst 35-jährige Benko binnen kurzer Zeit in Wien ein honoriges Freundschaftsnetzwerk und auch ein ansehnliches Immobilienimperium aufgebaut hat. Im Beirat seiner 1999 gegründeten Signa-Gruppe haben einflussreiche Herren neben Ex-Vizekanzlerin und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess (in ihrer Amtszeit noch mit dem jetzt verurteilten Steuerberater Michael Passer verheiratet), Platz genommen. Zu den „glorreichen Sieben“ zählt neben ihr Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Ex-Bank-Austria-Chef Karl Samstag, Casinos-Austria-Boss Karl Stoss, der Ex-Chef der Westfälischen Provinzial Versicherung Rainer de Backere sowie Peter Hasskamp, der früher Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank war. Im November 2011 holte Benko zudem Ex-Porsche Chef Wendelin Wiedeking an Bord.
Benko wird von seinen Freunden als ehrgeiziger Visionär mit Handschlagqualität beschrieben. Kritiker beschreiben seine Geschäfte hingegen als riskant und intransparent. Gefallen hat sein Auftreten jedenfalls dem griechischen Reeder George
Economou.
Er ist seit 2008 einer der Geldgeber von Benko und damit mittlerweile Hälfte-Eigentümer der Signa. Der Immobilienwert der Signa-Gruppe wird mit 4,5 Milliarden Euro beziffert. Allein in der Wiener Innenstadt zählen dazu Adressen wie das Meinl-Haus am Graben, das Goldene Quartier auf der Tuchlauben oder die ehemalige Länderbank-Zentrale am Hof (siehe auch Bericht unten) .
Von seinem Privatleben gibt Benko wenig preis. Als Sohn einer Kindergärtnerin und eines Gemeindebediensteten war ihm eine Karriere in der Immobilienbranche aber wohl nicht in die Wiege gelegt worden. Die Handelsakademie hat er frühzeitig abgebrochen – angeblich wäre er wegen der vielen Fehlstunden nicht zur Matura zugelassen worden.

Partymuffel

Mit seiner Frau Nathalie ist Benko in zweiter Ehe verheiratet. Die beiden haben einen Sohn. Benko, der Status-Symbole durchaus schätzt, liebt aber auch Bergtouren, Skifahren und Joggen.
Vom Society-Parkett hält er sich weitgehend fern. Ende letzten Jahres lud er dennoch die Prominenz aus Wirtschaft und Politik zum „Törggelen“ – einen Südtiroler Brauch – ins Wiener Palais Harrach. Und auch das Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel lässt er sich nicht entgehen.

Den Grundstein seines Erfolgs hat René Benko mit 18 Jahren gelegt, als er einem Freund half, der in Tirol Dachböden ausbaute. Benko war vom Geschäft fasziniert, entschied sich für die Branche – und gegen die Matura. Seit 1999 hat Benko einen Immobilienkonzern geschaffen, der heute auf ein Portfolio von 4,5 Milliarden Euro verweisen kann.
Im Jahr 2000 traf er auf Karl Kovarik, den Erben des Stroh-Tankstellenimperiums. Mit Startkapital von Kovarik errichtet Benko in Österreich Ärzte-Zentren, in einer Zeit, als Gruppen-Praxen noch unüblich waren. Im günstigen Berlin sammelt die damals noch als Immofina tätige Gesellschaft rund 35 Zinshäuser ein.
Gleichzeitig startete der einstige Sportkletterer das, wofür er heute bekannt ist: Die Trophäenjagd. Die Trophäen nützte sein Düsseldorfer Fondshaus, um Immobilienpakete mit Leuchtturm-Projekten zu schnüren. Renditen von 50 Prozent erfreuten ausgewählte Großinvestoren.

Um Verwechslungen mit der börsenotierten Immofinanz-Gruppe zu vermeiden, nannte sich Benkos Firma 2006 in Signa um. Dann ging es Schlag auf Schlag: 2008 erwarbt er die Ex-Länderbank-Zentrale am Hof, die zu einem 5-Sterne-Hotel umgebaut wird. 2009 schnappte er sich das gesamte Immobilienpaket der Bank Austria mit Häusern wie Meinl am Graben (Wien) oder Getreidegasse 1 (Salzburg), 2010 das Bank Austria Kunstforum.
Goldenes Quartier Im Frühling 2010 eröffnete Benko das Kaufhaus Tyrol in bester Innsbrucker Innnenstadtlage. Derzeit laufen die Arbeiten an seiner Nobelmeile „Goldenes Quartier“ in der Wiener Innenstadt, das sich vom Hof bis zu den Tuchlauben erstreckt.

Noch im November öffnen hier die ersten Nobel-Marken ihre Pforten – darunter Giorgio Armani und Louis Vuitton. Auch Prada, Yves Saint Laurent, Etro und Mui Mui sollen bereits Mietverträge unterzeichnet haben. In den oberen Stockwerken
entstehen Nobelherbergen. Unter den Wohnungen befindet sich auch das Penthouse, in dem einst helmut Elsner wohnte.

Kommentare