Barbies Superkräfte: Diese Faschingskostüme sind heuer im Trend
Als was verkleide ich mich dieses Jahr? Eine schnelle Online-Suche hilft der Inspiration oft auf die Sprünge. Und siehe da: Knappe neun Millionen Treffer spuckt die Suchmaschine aus, wenn man sich für ein Kostüm der populären Spielzeugfigur „Barbie“ interessiert. Für ihren Partner „Ken“ gibt es drei Millionen Treffer.
Wer wiederum nach Kostümideen aus dem Film „Top Gun“ sucht, erhält 5,3 Millionen Ergebnisse. Zum Vergleich: Für Piraten, Astronauten oder Feuerwehrmänner gibt es jeweils „nur“ eine Million Vorschläge. Werden die herkömmlichen Faschingsklassiker also von Kostümen aus Film und Fernsehen abgelöst?
Nicht unbedingt. Laut Wirtschaftskammer Wien (WKW) stehen Prinzessinnen, Clowns oder auch Tierkostüme wie Löwe oder Marienkäfer nach wie vor hoch im Kurs.
Modernere Kleider
Aber die Prinzessin trägt heutzutage ein anderes Kleid. „Anstatt sich an den typischen Figuren, etwa aus den Märchen der Gebrüder Grimm zu orientieren, verkleiden sich Mädchen nun als Disney-Prinzessinnen“, erklärt Soziologe Manfred Prisching. Daher treffe man eben häufiger die Meerjungfrau „Arielle“ oder Eiskönigin „Elsa“ anstelle des Rotkäppchens.
„Die Kostüme spiegeln die Welt wider, mit der wir heute konfrontiert sind“, ergänzt Prisching. Die Verkleidungswahl zeige, wie stark Menschen von Massenmedien und Popkultur geprägt sind. Und da sind die „neuen“ Prinzessinnen eben aktueller als beispielsweise Aschenputtel.
Bestes Beispiel für den Medieneinfluss ist aktuell die legendäre Spielzeugpuppe „Barbie“. Sie ist laut WKW dieses Jahr in allen Varianten gefragt. Zurückzuführen ist das auf den Erfolg des gleichnamigen Kinofilms. „Verkleidungen funktionieren nur, wenn sie auch erkannt werden. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen“, sagt Jörg Matthes, Medienpsychologe der Universität Wien. Das treffe gerade bei Figuren aus Film und Fernsehen zu: „Wenn niemand die Verkleidung erkennt, macht es einfach keinen Spaß“, so Matthes.
Egal ob „Barbie“, „Spiderman“, „Luke Skywalker“ oder „Harry Potter“ – die beliebten Charaktere verkörpern etwas, das in gewisser Weise dem Alltag entspricht. Dadurch gelang es „Barbie“, von der Leinwand in das kollektive Gedächtnis und schließlich in den Kleiderschrank der Menschen zu rutschen.
Ausgaben
Die Österreicher geben laut Wirtschaftskammer heuer im Schnitt 63 Euro für Make-up und Kostüme aus
Einnahmen
Der Fasching bringt dem österreichischen Einzelhandel viel: Der Handelsverband erwartet Einnahmen von mehr als 30 Millionen Euro
Beliebte Kostüme
Bei Mädchen im Volksschulalter sind Prinzessinnen aller Art gefragt, bei den Buben wiederum Superhelden, „Harry Potter“ und „Pokémon“. Beliebte Klassiker sind Tierkostüme, Piraten und Feuerwehrmänner
Trendfarbe
Dank „Barbie“ ist Pink die aktuelle Narren-Trendfarbe
Es wird getanzt
Ebenfalls zum Fasching gehört die Ballsaison: In Österreich gibt es heuer um die 400 Bälle
Figuren, die verschwinden
Verschwinden Geschichten, verschwinden wiederum auch die dazugehörigen Kostüme. „Karl May wird heutzutage viel weniger gelesen als früher. Der Wunsch sich als Cowboy und ,Indianer‘ zu verkleiden, hat abgenommen. Man muss nicht das eine oder das andere sein, um eine starke Figur zu verkörpern“, sagt Soziologe Manfred Prisching. Als „starke“ Verkleidungen würde man stattdessen derzeit eher „Batman“ und Co. sehen.
Zusätzlich führe eine gesellschaftliche Veränderung zur Verdrängung einst beliebter Kostüme. Das soziale Bewusstsein habe sich verändert, ebenso der Umgang mit Gewalt – denn auch Cowboy und „Indianer“ sind oft bewaffnet. Das zeigt sich auch in der Alltagssprache, wo der Begriff „Indianer“ durch den Ausdruck „indigene Völker“ abgelöst wurde.
Sollte man also auf derlei Kostüme verzichten? „Prinzipiell ist es ratsam, Kostüme wegzulassen, für die man Probleme erwartet“, erwidert der Soziologe. Wer sich etwaigen Stress ersparen möchte, könne auf zahlreiche andere, weniger problematische Figuren zurückgreifen. Denn Fasching soll schließlich vor allem eines: Spaß machen.
Gemeinsam statt einsam
Spielerisch in andere Rollen zu schlüpfen, ist die Kernessenz des Faschings. Doch wieso verkleiden wir uns so gerne? Hier gehe es vor allem um einen Ausstieg aus der Normalität, um ein Unterbrechen der Alltagsroutine, erläutert Prisching.
Bei näherer Betrachtung stecke hinter dem Verkleiden aber auch eine zumindest temporäre Gemeinschaftsbildung. Und diese ist nicht auf den Fasching begrenzt – auch zu Halloween oder während der Fußball-WM schlüpft der eine oder andere in ein Kostüm oder bemalt das Gesicht.
„Wir haben heute mehr das Problem, Gemeinschaften zu bilden, als früher. Man möchte aber doch irgendwo dazugehören“, erklärt Prisching. Die Kostüme zu Halloween und Fasching, aber auch die T-Shirts der Fußballklubs signalisieren, dass man dazugehören möchte. Die Individualität tritt bei solchen Anlässen in den Hintergrund, niemand wolle alleinsein. „Denn auch wenn die Kostüme unterschiedlich sind, schaffen sie doch ein besonderes Maß an Gleichheit und Nähe“, erklärt Prisching.
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