Wie man einem Ticketkontrolleur in der U-Bahn (nicht) entkommen kann
Mit schnellen Schritten läuft ein junger Mann die hinunterfahrende Rolltreppe bei der U3-Station Landstraße hinauf. Er hat die Kontrolleure am unteren Ende gerade noch rechtzeitig entdeckt. Die Verschnaufpause dauert nur kurz an, denn als er sich in Sicherheit wähnt, packt ihn jemand am Arm: „Fahrschein, bitte!“
Laut Wiener Linien werden jährlich 3,3 Millionen Fahrgäste kontrolliert – 3,2 Prozent davon sind, wie der junge Mann, ohne gültigen Fahrschein unterwegs. Gerechnet aufs Jahr sind das 105.600 Personen.
Der Sparversuch derer, die auf ein Ticket verzichten, kann teuer werden. Die Strafe: 115 Euro per Erlagschein. Zehn Euro „Rabatt“ gibt es, wenn gleich bezahlt wird.
Die persönlichen Daten müssen in diesem Fall ebenfalls nicht bekannt gegeben werden. Wer später bezahlen will, muss dagegen einen Ausweis herzeigen. Wer sich weigert, muss damit rechnen, dass die Polizei herbeigerufen wird.
Der ticketlose Mann bei der U3 zahlt sofort. Kurz versucht er noch, sich rauszureden („Keine Zeit, muss meine U-Bahn erreichen!“) und so der Geldstrafe zu entgehen – keine Chance. Doch drücken die Wiener Linien auch mal ein Auge zu?
Seltene Ausnahmen
„Obdachlosen Personen habe ich schon öfters ein Ticket aus der eigenen Tasche bezahlt“, sagt Kontrolleurin Monika, die seit 15 Jahren im Dienst ist. Besonders blieb ihr eine Fahrt der Straßenbahnlinie 5 in Erinnerung: Eine alleinerziehende Mutter hatte einen Fahrschein dabei, diesen aber nicht entwertet.
Sie sei sichtlich in einer Krisensituation gewesen, ihr Kind total hungrig. Da habe die Kontrolleurin keine Gebühr ausgestellt – und dem Kind obendrauf ein Kipferl und einen Kakao bei der nächsten Bäckerei gekauft.
Kakao gibt es für den jungen Mann keinen, aber eine Erklärung: Wie sein Fluchtversuch in der Menschenmenge überhaupt bemerkt wurde? Die Antwort des Kontrolleurs: wegen der weißen Schuhe.
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