Baden in Seen und Flüssen: Riskanter Sprung ins kühle Nass
Der Zeh berührt das Wasser, und wird sofort wieder zurückgezogen: Es ist eiskalt – bei der heißen Lufttemperatur fühlt es sich aber gleichzeitig erfrischend an. Der nächste Gedanke: Augen zu und durch – und schon ist der ganze Körper Teil des Flusses.
Was viele genau so praktizieren, ist laut der österreichischen Wasserrettung der falsche Weg, ins kühle Nass zu gehen. Die Retter empfehlen – erstens – sich Zeit zu lassen und – zweitens – extreme Vorsicht bei fließenden Gewässern.
Ufernähe
Wichtig ist es, in Ufernähe zu bleiben. Setzen Schwäche oder ein Krampf ein, kommt man rascher wieder aus dem Wasser
Fließgewässer
Hier ist besondere Vorsicht geboten: Reicht das Wasser bis zur Mitte der Oberschenkel, verliert man schon bei einer leichten Strömung den Halt
Kinder
Diese müssen beaufsichtigt werden. Ertrinken ist ein stiller Tod. Dass die Gefahr rechtzeitig durch Schreie erkannt werden könne, sei falsch
Vor allem aufgrund der Corona-Beschränkungen in Freibädern rechnet die Wasserrettung heuer vermehrt mit Besuchern in Naturgewässern und folglich auch mit mehr Einsätzen.
"Schwarz vor Augen"
Zehn Tote muss etwa die Wasserrettung des Landesverbands Oberösterreich in einem durchschnittlichen Jahr aus Seen und Flüssen bergen. Die Einsätze sind aber um ein vielfaches mehr: die Zahl liegt bei 150.
"Viele davon kommen aufgrund von Herz-Kreislaufproblemen zustande", sagt Martin Eberl von der OÖ-Wasserrettung. Gemeint seien damit keine bekannten Vorerkrankungen, sondern Probleme, die schlicht durch die Hitze entstehen.
Auch Daniel Fleischhacker, Bundesreferent der österreichischen Wasserrettung sieht darin eine häufige Ursache: "Gerade im Sommer ist man aufgeheizt und springt dann schnell ins eiskalte Wasser. In Flüssen sind die Temperaturen wegen des fließenden Wassers oft sehr niedrig."
"Der große Temperaturunterschied kann schnell zu Problemen führen. Wird einem im Wasser schwarz vor Augen, hat das weitreichende Folgen", sagt er. Wichtig sei es deshalb, sich langsam und vorsichtig abzukühlen, angefangen bei den Füßen.
Zu lange Strecken
Ist man dann einmal komplett im Wasser, gelte es, sich nicht zu überschätzen. Vor allem in Seen sei das ein häufiges Problem. "Wir haben immer wieder Einsätze, wo die Gäste zu einer schwimmenden Insel in der Mitte eines Sees wollen und auf der Strecke dorthin in Seenot geraten", sagt Eberl.
Der sicherste Ort sei deshalb das Ufer. Egal ob Krampf oder Kreislaufbeschwerden: In Ufernähe könne man gut um Hilfe rufen oder sich selbst aus dem Wasser retten.
In Flüssen sehe die Situation schon wieder anders aus, denn das Ufer ist hier meist nicht so gut präpariert wie an Seen oder Strandbädern. „"Will man in einen Fluss, sollte man sich einen Platz suchen, wo nur wenig Strömung ist, um im Notfall gut ein- und aussteigen zu können", sagt Eberl.
Im Notfall 133 oder 144
Auch soll man nach Wildwasser, das durch größere Steine im Wasser verursacht wird, und nach Bäumen Ausschau halten. Vor allem abgebrochene Äste führen laut Wasserrettung oft zu Verletzungen, denn die Gefahr ist groß, auch bei geringer Strömung hängen zu bleiben. Zudem gelte es, sich vor Wehranlagen in Acht zu nehmen.
Ist man selbst nicht im Wasser und erkennt eine Person in Seenot, ist die oberste Regel: Eigensicherung geht vor Fremdsicherung. Bevor man handelt, deshalb immer zuerst die Einsatzkräfte alarmieren.
Für die Wasserrettung in OÖ, Kärnten und der Steiermark ist das die 133, in allen anderen Bundesländern die 144. Traut man sich die anschließend die Rettung zu, ist ein Hilfsmittel, wie etwa eine Luftmatratze, der beste Garant für Erfolg.
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