Bad Ischls Bürgermeisterin vereint Politik und Partnerschaft
Bürgermeisterin Ines Schiller (SPÖ) sortiert gerade die Unterlagen ihrer Besprechungen. Sie sitzt am Besprechungstisch in ihrem Büro im Bad Ischler Rathaus. Dieses besetzt sie jedoch noch nicht so lange.
Erst seit zweiten Jänner hat sie ihr neues Amt inne. Das Besondere daran: Ihr Vorgänger ist niemand geringerer als ihr Lebensgefährte und Parteikollege Hannes Heide. Er sitzt nun im Europäischen Parlament.
Arbeit und Privates liegen bei den beiden näher beieinander, als Paaren oft lieb ist. Kämpfen doch viele schon damit, wenn sie nur zu viel Zeit miteinander verbringen.
„Sicher diskutieren wir hin und wieder privat über politische Themen“, stellt Schiller gleich zu Beginn klar. Für sie ist das jedoch kein Problem, denn politisch sieht sie sich als eigenes Individuum. Ihre Karriere startete schon, bevor sie Hannes Heide 2007 als Parteikollegen kennenlernte.
Mitglied der roten Falken
Aufgewachsen in Ebensee am Traunsee, engagiert sie sich dort bei den roten Falken (Jugendorganisation der SPÖ, Anm.). Mit 17 führt ihr Weg beruflich erstmals nach Bad Ischl: Sie arbeitete dort als Altenfachbetreuerin.
Nach ihren ersten zwei Kindern aus erster Ehe folgte dann eine berufliche Veränderung: Sie schwenkte zur Volksschullehrerin um.
Eigene Prioritäten
Zwei Berufe, die ihre politische Laufbahn prägen: Nach ihrer Scheidung vertiefte sie ihre Arbeit in der Partei – zuerst in Sachen Jugend, dann als Sozialstadträtin. „Dadurch sah ich Hannes natürlich oft.“ 2014 wurden sie schließlich zum Paar.
„Ich habe natürlich während dieser Zeit seinen Beruf als Bürgermeister schon miterlebt“, sagt sie. Einiges davon werde sie übernehmen. Denn: Warum soll sie gute Sachen nicht fortführen, nur weil Kritiker ihr vorwerfen, sie tue es ihrem Lebensgefährten gleich, meint sie.
Dennoch liegt ihr Fokus auf den eigenen Schwerpunkten: „Hannes ist ein Mensch der Kultur, ich der Bildung und des Sozialen. Da verfolgen wir schon unterschiedliche Prioritäten.“
Streitthema ist laut ihr im Hause Schiller-Heide jedoch meist ein anderes: das Gesetz an sich.
„Hannes ist derjenige, der immer auf das Gesetz hinweist. Mir fehlt beim Gesetz hingegen öfters die menschliche Komponente. Ich rege mich dann darüber auf, weshalb manche Dinge deshalb nicht gehen“, erzählt sie.
Grenzen setzen
Prinzipiell sei beiden bei all dem politischen Hickhack eines wichtig: Es darf nicht zu viel werden. „Es ist uns ganz gut gelungen, Zeiten zu schaffen, wo Politik zu Hause gar kein Thema ist. Das braucht es für die Partnerschaft und für die Familie“, sagt Schiller.
So verbringt die Patchwork- Familie mit den zwei Kindern (15 und 20) und dem gemeinsamen Sohn (5) die Freizeit gerne mit Tagesausflügen und im eigenen Garten.
Nach Brüssel skypen
Das jedoch meist nur am Wochenende, ist Heide doch von Montag bis Donnerstag in Brüssel und Straßburg unterwegs. „Da nutzen wir dann Skype“, erzählt Schiller.
So scheint ihr auf alle Fälle nicht langweilig zu werden: Vormittags unterrichten, nachmittags aufs Amt, dazwischen skypen und am Abend zu Veranstaltungen.
Ist bei solchen Terminen Heide an ihrer Seite, ziehen sie auch dort eine Grenze: „Wenn ich in meiner Funktion als Bürgermeisterin eine Veranstaltung besuche, dann halten wir nicht Händchen“, sagt sie.
Bald hat sie fürs private Händchenhalten mehr Zeit: Mit Anfang Februar gibt sie ihre Lehrerstelle auf.
Kulturhauptstadt 2024
Bad Ischl wird mit dem Salzkammergut die europäische Kulturhauptstadt 2024 stellen. Das ist seit dem vergangenen November fix. Für die neue Bürgermeisterin Ines Schiller ( SPÖ) heißt dies nun jede Menge Sitzungen.
Bevor jedoch konkrete Planungen stattfinden können, muss die „GmbH“ gegründet werden. In dieser sollen 20 Gemeinden des Salzkammerguts und das Land Oberösterreich vertreten sein. „Bis zum Ende des ersten Quartals soll diese gegründet sein“, nimmt Schiller Bezug auf den Zeitplan.
Ende Jänner findet zuvor ein Treffen mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) statt. Er habe der Kulturhauptstadt finanzielle Unterstützung zugesichert.
20 Millionen Euro hat Bad Ischl für das Projekt unter dem Motto „Salz und Wasser als DNA“ budgetiert – im Vergleich zu anderen Städten wenig.
Macht der Tradition
Einer der größten Posten ist laut Schiller das offene Kulturhaus im Stadtteil Gries. Dieses liegt ihr besonders am Herzen. Es handelt sich dabei um ein 500 Jahre altes, dreistöckiges Haus.
Als einzige neue Institution soll dieses ein Begegnungszentrum werden und Veranstaltungen aller kulturellen Richtungen bieten.
Die Schwerpunkte der Kulturhauptstadt liegen einerseits auf der Macht der Tradition, andererseits auf den Auswirkungen des Massentourismus und dem Verlangen nach Rückzug.
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