Auto, Rad oder Öffis? Wie sich die Grazer fortbewegen
Ein Drittel der Grazer erledigt die Alltagswege mit dem eigenen Auto. Das ist jenes Ergebnis der aktuellen Mobilitätserhebung, das Verkehrsexperten freut: Dies ist der niedrigste Anteil seit 1982 überhaupt, so lang führt die Stadt Graz diese Umfrage in regelmäßigen Abständen bereits durch. Die jüngste Befragung stammt aus 2021.
„Graz ist in der außergewöhnlichen Situation, seit fast 40 Jahren nach derselben Methode zu erheben“, unterstreicht Verkehrsplaner Gerald Röschel, das mache die Ergebnisse vergleichbar. Die Fragebögen gingen an 3.300 Personen ab sechs Jahren aus 1.500 Haushalten, die ihr Mobilitätsverhalten an Werktagen preisgaben. Demnach ist der eigene Pkw immer noch das beliebteste Mittel, Alltagswege zur Arbeit oder zum Einkaufen zu erledigen, sei es als Fahrer oder Mitfahrer. 32,9 Prozent lenken selbst, der Höchstwert lag 2004 bei 38,2 Prozent.
7,6 Prozent sind Pkw-Insassen, dieser Wert schwankte seit der erstmaligen Befragung 1982 marginal. Auffällig sind jedoch die Ergebnisse für öffentlichen Verkehr, Fahrrad und Fußgänger. 18,2 Prozent der Grazer gaben an, regelmäßig mit den Öffis zu fahren – verglichen mit 2013 und 2018 sei das ein „deutlicher Rückgang“, wie Röschel betont: In diesen Jahren betrug der Anteil jeweils 19,8 Prozent, der Höchststand lag 2008 bei 19,9 Prozent.
Eine Folge der Pandemie
Allerdings stieg in dem Jahr der Anteil der Radler von 19,3 auf 20,3 Prozent, jener der Fußgänger von 19,3 auf 21 Prozent: Einige Autolenker sowie bisherige Öffi-Nutzer stiegen also auf diese Art der Fortbewegung um, statt Straßenbahn oder Bus zu nützen. „Das ist sicher eine Folge der Corona-Pandemie“, überlegt Röschel.
Je älter und länger im Erwerbsleben, desto häufiger sitzen die Grazer im Pkw. Mit 43 Prozent ist der Autoanteil bei den 36- bis 65-Jährigen am höchsten. Die meisten Öffi-Nutzer sind Kinder und Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren: 61 Prozent von ihnen fahren mit Straßenbahn oder Bus in die Schule, 16 Prozent werden mit Autos gebracht.
Weniger Schüler radeln
Unter den Jüngeren ist dieser Anteil wesentlich höher: Fast die Hälfte der Sechs- bis Zehnjährigen – exakt 47 Prozent – sind Mitfahrer im Pkw. „Das ist dann das Elterntaxi“, kommentiert Röschel. Er hält es generell für „enttäuschend“, dass Elf- bis 15-Jährige selten zu Fuß in die Schule gehen oder dorthin radeln: Unter ihnen sind zehn Prozent Radfahrer und 13 Prozent Fußgänger.
Punkte, an denen auch Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) ansetzen will. „Wir müssen darauf schauen, dass Kinder nicht so oft mit dem Elterntaxi gebracht werden. Das ist ja auch das Schönste, trödeln am Schulweg“, schmunzelt Schwentner. „Sich die Zeit selbst einteilen, dieses Kindheitserlebnis haben viele Kinder dann nicht mehr.“
Auch der Öffi-Anteil stagniere, gesteht die Verkehrsstadträtin ein. Die Innenstadtentflechtung mittels neuer Straßenbahnlinie sei ein bedeutender Schritt in Richtung Verbesserung. Dann gelte es, jene Autofahrer abzuholen, deren Alltagswege so kurz sind, dass sie bequem auch mit Rad, Öffi oder gar zu Fuß erledigt werden könnten: 29 Prozent legen nämlich nur maximal 3,3 Kilometer mit dem Pkw zurück.
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