Auf Österreichs Straßen sterben erneut mehr Menschen

Symbolbild
Österreich droht sein Verkehrssicherheitsziel erneut deutlich zu verfehlen, warnt der VCÖ.

Die Zahl der Verkehrstoten in Österreich ist in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres massiv gestiegen, berichtete der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) am Freitag unter Berufung auf vorläufige Daten Daten des Innenministeriums und der Statistik Austria. Seit Jahresbeginn kamen demnach bereits 73 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, um 25 mehr als im ersten Quartal des Vorjahres - ein Anstieg um mehr als 50 Prozent. Damit droht Österreich, das selbst gesetzte Verkehrssicherheitsziel erneut deutlich zu verfehlen.

Erst am Donnerstag war ein 79-jähriger Fußgänger, der am 9. Februar im oberösterreichischen Ansfelden beim Überqueren eines Zebrastreifens von einem Lkw gerammt worden war, seinen Verletzungen im Spital erlegen. Der abbiegende Lastwagen hatte den Mann erfasst und einige Meter mitgeschleift.

Vom Ziel weit entfernt

Zwar war die Zahl der Todesopfer im Jahr 2020 mit 344 so niedrig wie noch nie, dennoch wurde das Verkehrssicherheitsziel - weniger als 312 Todesopfer - verfehlt. Im Vorjahr war die Zahl der Verkehrstoten dann auf 359 gestiegen. Das aktuelle Ziel sieht eine Reduktion bis 2030 auf weniger als 195 Todesopfer im Straßenverkehr vor (minus 50 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2020, Anm.) - davon entfernen wir uns momentan jedoch mit jedem Jahr mehr. In der mit Österreich gut vergleichbaren Schweiz war die Zahl der Todesopfer im vergangenen Jahr mit 200 deutlich niedriger.

Im Bundesländer-Vergleich weisen die Steiermark und Niederösterreich mit jeweils 19 die meisten Verkehrstoten auf, in sieben der neun Bundesländer ist die Zahl der Verkehrstoten heuer gestiegen. Einen Rückgang verzeichneten nur Salzburg und Oberösterreich, wo im Vorjahr die Zahl der Verkehrstoten hoch war. "Sogar vor Corona, im ersten Quartal 2019, war die Anzahl der Verkehrstoten niedriger als heuer", sagt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

Österreich sei "gut beraten, sich an den verkehrssichersten Staaten Europas ein Vorbild zu nehmen und wirksame Maßnahmen auch hierzulande umzusetzen", fordert Gratzer. So hätten die sichersten Staaten niedrigere Tempolimits: Auf Freilandstraßen Tempo 80 statt 100, auf Autobahnen Tempo 120 (wie in der Schweiz) oder Tempo 110 (wie etwa in Schweden).

Im Ortsgebiet erhöhe Tempo 30 statt 50 die Verkehrssicherheit insbesondere für alle, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind und dabei wiederum vor allem die Sicherheit von Kindern und älteren Menschen.

Strafen zu lax

Maßnahmen fordert der VCÖ aber auch bei der Bestrafung von Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung: In der Schweiz sei im Unterschied zu Österreich die Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits sehr gering. Darüber hinaus sei Österreichs Vormerksystem zu erweitern, insbesondere um das Delikt Handy am Steuer.

Als häufigste, vermutliche Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle des Jahres 2021 gab das Innenministerium nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (26,9 Prozent), Unachtsamkeit/Ablenkung (24,5 Prozent) und Vorrangverletzung (15,5 Prozent) an.

Gravierende Sicherheitsmängel

Großen Aufholbedarf gebe es in Österreich zudem bei der Rad-Infrastruktur, die vielerorts große Mängel aufweist. In den Regionen fehlen häufig sichere Radverbindungen zwischen Siedlungen  und dem nächsten Ortsgebiet, und auch in Städten und Gemeinden gibt es immer wieder gravierende Sicherheitsmängel bei der Rad-Infrastruktur.

Das trifft nicht zuletzt auf Wien zu. So fordert die Initative "Platz für Wien" seit zwei Jahren die Schaffung klimagerechter und vor allem sicherer Infrastruktur für Zufußgehende und Radfahrende. Erst vor einem Monat hielten die Aktivistinnen und Aktivisten eine Kundgebung an einer Kreuzung in Meidling ab, an der ein Lkw-Fahrer einen Radfahrer überrollt und getötet hatte.

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