AUA-Flug durch Hagel: Hinweise auf eine Pannenserie
Die Untersuchungenen rund um den Flug eines Airbus A320 durch schweren Hagel im steirischen Hartberg bringen neue, haarsträubende Details ans Tageslicht. Vor allem das Verhalten des Flugkapitäns rückt immer stärker ins Visier, allerdings kommen auch erste mutmaßliche Systemfehler ans Tageslicht.
Es gab eine Serie von Fehlern, urteilt ein Insider mit Einblick in die aktuellen Ermittlungen. Ein weiteres Problem ist, dass wichtiges Beweismaterial möglicherweise abhanden gekommen ist.
OS434 aus Palma de Mallorca hat jedenfalls bereits beim Anflug auf Wien rund eine Viertelstunde Verspätung. Im Raum Hartberg türmt sich eine 15 Kilometer Hohe Gewitterzelle auf. Verantwortlich für Änderungen der Flugroute und Wetter ist der Kapitän. Im Landeanflug müssen beide Piloten angeschnallt im Cockpit sitzen. Dies werde allerdings eher lax behandelt, sagt ein erfahrener Pilot zum KURIER.
Auch der verantwortliche Pilot am vorvergangenen Sonntag ist laut aktueller Untersuchungen nicht auf seinem Posten, offenbar besucht er die Toilette, als die Maschine durch den Hagel fliegt.
Blind durch das Unwetter?
Die Co-Pilotin dürfte beim Landeanflug außerdem vergessen haben, die Antenne für das Wetterradar nach unten zu stellen - damit sah sie nur die Wolken vor, aber nicht unter sich. Die Maschine flog damit de facto blind in das Unwetter. Und einen Umweg konnte oder wollte die nicht für die Flugroute verantwortliche Pilotin nicht machen, zumal auch die Zeit drängte.
Nachdem "Mayday"-Ruf in rund 6.000 Metern Höhe kam es schließlich zur sicheren Landung. Der Airbus wurde schwer beschädigt, die 179 Insassen blieben unverletzt. Laut Kapitel 11 der AUA-Vorschriften muss der Kapitän nach einem derartigen Vorfall die Sicherungen des Stimmrekorders (CVR) und des Flugdatenschreibers (FDR) ziehen, um die Aufnahmen zu sichern. Das dürfte aber nicht passiert sein, weshalb nun wichtige Beweismittel fehlen, heißt es aus gut informierter Quelle. Die AUA bestreitet das.
Wann der Untersuchungsbericht fertig sein muss
Trotz alledem dauerte es vier Tage, bis offizielle Untersuchungen durch die Untersuchungsstelle (SUB) des Verkehrsministeriums aufgenommen wurden. Nach längstens einem Jahr muss ein Zwischenbericht veröffentlicht werden, zuletzt dauerte die Erstellung derartiger Abschlussberichte allerdings mehrere Jahre.
AUA-Piloten sind wieder im Dienst
Die AUA betont jedenfalls, dass sie den Voice-Rekorder und den Flugdatenschreiber vollständig und versiegelt an die Behörden übergeben hat. Die Crew ist nach der routinemäßigen, siebentägigen Suspendierung jedenfalls wieder im Dienst. Diese werde "nun mit Unterstützung von Fluglehrern in den Flugdienst integriert", heißt es bei der Fluglinie.
"Zum Wetterradar weisen wir darauf hin, dass dies Gegenstand der laufenden Untersuchungen ist. Bitte um Verständnis, dass wir die laufenden Untersuchungen nicht kommentieren und die Ergebnisse abwarten", sagt Sprecherin Barbara Greul. "Auch die Frage, ob ein Cockpit-Mitglied während des Sinkfluges außerhalb des Cockpits war, ist Teil der laufenden Untersuchungen, weshalb wir uns dazu ebenso nicht äußern können. Generell gilt jedoch, dass beide Piloten bei der Landung im Cockpit sein müssen. Wir weisen aber darauf hin, dass sich der Vorfall im Sinkflug ereignet hat und nicht in der unmittelbaren Landephase."
Aus dem Verkehrsministerium von Leonore Gewessler (Grüne) heißt es: "Die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) hat zum gegenständlichen Fall bereits am Tag des Vorfalls Ermittlungen eingeleitet. Auf Basis dieser Ermittlungen wurde dann am Donnerstag, den 13. Juni, entschieden, dass die SUB eine Sicherheitsuntersuchung nach dem Unfalluntersuchungsgesetz durchführen wird.“
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