AUA-Beinahe-Crash: Behörden zogen keine Konsequenzen

Die betroffene Dash-8
Spät gemeldet, aber bisher keine Anzeige gegen die AUA.

Hätte der AUA-Pilot beim Anflug auf Lugano langsamer reagiert, wäre der Flieger vermutlich in den Bergen vor Lugano zerschellt. Dass der mutmaßlich brisante Vorfall vom 13. Oktober 2015, als der Flieger mit 59 Insassen offenbar beinahe abstürzte, erst am 4. November bei der zuständigen Austro-Control gemeldet wurde, hat nun jedenfalls auch ein Nachspiel im Parlament. Die Neos wollen mit einer Anfrage an Verkehrsminister Jörg Leichtfried klären, wieso es bisher offensichtlich keine Anzeige gibt. Denn laut dem Luftfahrtgesetz müsste die AUA "Ereignisse, die ein Luftfahrzeug, seine Insassen oder Dritte gefährden" innerhalb von 72 Stunden ab Kenntnisnahme melden.

"Man sieht hier, welch schwerwiegenden Folgen der von uns aufgezeigte mangelnde Umgang mit der Flugsicherheit hat. Es kann nicht sein, dass so etwas gravierendes erst nach drei Wochen überhaupt gemeldet wird", sagt Neos-Abgeordneter Rainer Hable.

AUA-Beinahe-Crash: Behörden zogen keine Konsequenzen
Flughafen Lugano
Wie im Zuge desFlug-Skandalsaufgedeckt wurde, dürfte die AUA zuvor schon in einem anderen Fall geschont worden sein. So wurden bei einem"Fume-Event"(als hochtoxisches Öl die Luft in einem AUA-Flugzeug vergiftete, aber glücklicherweise niemand schwer verletzt wurde) ein Sicherheitshandbuch angewendet, das den Vorfall verschlimmert hatte. Luftexperten meinen, dass die Bombardier-Flotte der AUA damals gegroundet werden hätte müssen – also ein vorrübergehendes Flugverbot erteilt hätte werden sollen, bis das Problem bereinigt worden ist. Doch das geschah damals nicht.

Auch im aktuellen Fall rund um den Beinahe-Zusammenstoß in Lugano gibt es Hinweise darauf, dass die AUA geschont wird, weil die späte Meldung keine Folgen hat. Die Austro-Control erklärt, dass sie "keine Anzeigepflicht" habe, wenn es zu spät oder nicht gemeldet wird. Wie berichtet, war ein KLM-Pilot zufällig an Bord, der die schrillen Warnsignale aus dem Cockpit mitbekam – und dies den Schweizer Behörden meldete.

Ministerium wartet ab

Auch das Verkehrsministerium sah bisher noch keinen Grund, Konsequenzen zu ziehen: "Das Untersuchungsverfahren der Schweizer Untersuchungsstelle (SUST) ist noch nicht abgeschlossen. Dieses gilt es abzuwarten", heißt es im Büro von Verkehrsminister Jörg Leichtfried. Ein Ermittler der umstrittenen Fluguntersuchungsstelle ist in die Schweizer Untersuchungen eingebunden.

Laut der SUST ist mit einem Endbericht im Sommer zu rechnen, dann wird es die genauen Details zu den Flugmanövern und der gewählten Route geben. Der Fall löst nun auch in der Schweiz einigen Wirbel aus, der gestrige KURIER-Bericht wurde von allen wichtigen Medien des Landes übernommen.

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