Wenn nun, wie diese Woche geschehen, der ehrgeizige Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser via Tiroler Tageszeitung ausreitet und den Landeshauptmann auffordert, die Tourismusagenden abzugeben, dann ist das ein Tabubruch im System Platter. Auch wenn Walser betont, dass das kein Angriff sei, ist es genau das.
Kritik von schwarzen Kammerpräsidenten an der Politik der Landesregierung wird geduldet, gehört zum politischen Spiel dazu. Attacken auf den Landeshauptmann selbst sind Neuland.
Walser stößt damit in ein Vakuum vor, das Platter selbst geschaffen hat. Denn der hat es in all den Jahren verabsäumt, einen Nachfolger aufzubauen. Das ÖVP-Regierungsteam besteht einerseits aus Landesräten, denen es an einer Machtbasis fehlt, um ihrem Chef überhaupt gefährlich zu werden.
LH-Stellvertreter Josef Geisler und Landesrätin Beate Palfrader (Bildung, Kultur, Wohnen, Arbeit) wiederum sind fleißige Loyalisten, die noch dazu an der Spitze von Bauernbund bzw. AAB stehen – aber selbst nicht in die erste Reihe drängen.
Palfrader bildet zudem eine schwarze, christlich-soziale Achse in die von Erwin Zangerl geführte Tiroler Arbeiterkammer.
Dort in der Innsbrucker Maximilian-Straße hat einst ein gewisser Fritz Dinkhauser so lange gegen den damaligen Landeshauptmann Herwig van Staa gepoltert, bis er schließlich mit VP-Abspaltung bei der Landtagswahl 2008 antrat und auf Anhieb über 18 Prozent holte. Und damit die Karriere von Platter-Vorgänger van Staa beendete. Seine eigene endete für Dinkhauser auf der Oppositionsbank.
Das Los eines Polterers, der es nie ganz an die Spitze schafft: Dieses Schicksal prophezeit ein Parteikenner Walser nach dessen Offensive. „Der wird nichts mehr in der Partei.“ Mit 46 Jahren ist der WK-Präsident freilich noch relativ jung.
Am Freitag gab er sich bei einem Pressetermin zur Wirtschaftslage handzahm. Sein Vorstoß habe „nichts mit der Person des Landeshauptmanns zu tun gehabt“, was er diesem auch am Donnerstag gesagt habe.
Und auf Nachfrage versichert der WK-Präsident: „Sollte sich Günther Platter entscheiden, zur nächsten Landtagswahl noch einmal anzutreten, hat er meine hundertprozentige Unterstützung.“ Platter macht kein Hehl daraus, dass er noch eine Periode anhängen will.
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