Astra Zeneca: Leiterin von Impfgremium gegen Impfstopp

Astra Zeneca: Leiterin von Impfgremium gegen Impfstopp
Ursula Wiedermann-Schmidt analysierte in der ZIB2 Risiko und Nutzen des Vakzins. Virologe Bergthaler fordert harten Lockdown für ganz Österreich.

Astra Zeneca wird in Deutschland vorerst nur mehr an über 60-Jährige verimpft, das beschloss die deutsche Regierung am Dienstag. Ob Österreich diesem Kurs folgt? Geht es nach Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des österreichischen Impfgremiums, wohl eher nicht.

Wie sie am Dienstag in der ZIB2 betonte, sei es eine Nutzen-Risiko-Abschätzung. "Einerseits befinden wir uns in der dritten Welle. Andererseits kommt es bei der Impfung zu sehr dramatischen aber seltenen Vorfällen", so Wiedermann-Schmidt. Einen Zusammenhang zwischen den - vor allem bei Jüngeren - auftretenden Blutgerinnseln und der Impfung halte sie für "sehr wahrscheinlich". Dennoch müsse man abwägen: "Pro 100.000 Impfungen kommen derzeit zwei einschlägige Vorfälle vor. Bei der Gruppe der unter 60-Jährigen gibt es aber vier bis sechs Corona-Todesfälle pro Woche", rechnet Wiedermann-Schmidt vor.

Der Krise Herr werden

Ihre Alternative: bessere Kommunikation. "Patienten und Ärzte müssen über das Risiko informiert werden. Alle Vorfälle verlaufen sehr gleich mit deutlichen Symptomen." Zudem sei nicht klar, ob diese Reaktion nicht auch bei anderen Impfstoffen auftreten könne. "Ohne die Impfungen werden wir der Krise aber nicht Herr werden", sagt sie.

Der Krise Herr werden widmete sich auch das zweite Interview des Abends. Virologe Andreas Bergthaler spricht sich für einen harten Lockdown für ganz Österreich aus. "Wir hatten das Ziel einer 7-Tages-Inzidenz von 50", sagt er. Davon seien aber alle Bundesländer - auch Vorarlberg - weit entfernt.

Osterruhe nur "Delle"

Vor allem die britische Variante setze Österreich derzeit zu. "Je weniger Infektionszahlen wir haben, umso weniger geben wir dem Virus die Chance weiter zu mutieren", so der Experte. Er fordert deshalb mehr Mut von der Politik und nachhaltige Entscheidungen. "Auf Sicht zu fahren, zum Beispiel bei der Intensiv-Betten-Belegung, ist sehr kurzfristig gedacht. Wenn man dann erst das Ruder umreist, sobald die Stationen voll sind, dann fährt der Tanker noch zwei Wochen weiter."

Schon im Vorhinein sei klar gewesen, dass die Osterruhe nur eine "Delle" im Infektionsgeschehen verursachen werde - diese wäre schlichtweg zu kurz. "Wir sollten uns vermehrt auf Zahlen festlegen. Jene Bundesländer, die eine 7-Tages-Inzidenz von 50 erreichen, sollen langsam öffnen dürfen", so Bergthaler. Auch die Wirtschaft hätte nichts von dem ständigen auf und zu. Nur mit konsequenten Maßnahmen könne man im Sommer verschnaufen.

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