Arge Alp-Agrarreferenten beschlossen in Innsbruck Wolf-Maßnahmenplan

Viele offene Fragen rund um den Wolf
Kernpunkt ist unter anderem die grenzüberschreitende Beschreibung des Erhaltungszustandes der Wolfspopulation.

Die Dauerfrage, wie man mit Wölfen im Alpenraum umgeht, hat am Donnerstag die Agrarreferenten der Arge Alp-Mitgliedsländer bei einer Tagung in Innsbruck beschäftigt. Dabei wurde erstmals, wie es hieß, ein Maßnahmenplan für ein länderübergreifendes Wolfsmanagement beschlossen. Ein Kernpunkt sei dabei die grenzüberschreitende Beschreibung des Erhaltungszustandes der Wolfspopulation im Alpenraum durch ein abgestimmtes Monitoring, wie im Anschluss erklärt wurde.

Auch ein kontinuierlicher Datenaustausch zu den Auswirkungen der Wolfspräsenz und die mittelfristige Harmonisierung der genetischen Untersuchungsmethoden sind in dem Paket enthalten. Man schmiede beginnend mit der Arge Alp "Allianzen über den gesamten Alpenbogen", meinten Tirols LH Günther Platter und sein Landeshauptmannstellvertreter und Agrarlandesrat Josef Geisler (beide ÖVP).

ÖVP will leichter Wölfe töten dürfen

Der Weg zu einer "Regulierung" führe über die "gemeinsame Betrachtung der Wolfspopulation", zeigte sich Geisler überzeugt. Eine Regulierung und "Entnahme" - also Abschuss - des Wolfes sei derzeit nur dann vorgesehen, wenn die Wolfspopulation in einem Nationalstaat in einem "günstigen" Erhaltungszustand sei. "Die EU zieht hier Grenzen, wo für die Großraubtiere und insbesondere für den Wolf keine sind. Wir wollen eine länderübergreifende Bewertung unter Berücksichtigung des Nicht-EU-Mitglieds Schweiz. Denn Fakt ist: Der Wolf ist in Europa und auch im Alpenraum nicht vom Aussterben bedroht", übte der Landesrat einmal mehr Kritik am derzeit auf EU-Ebene bestehenden Regulativ.

Und es wurden Zahlenbeispiele angeführt, dass der Wolf eben nicht vom Aussterben bedroht sei. Für den gesamten Alpenraum könne man von rund 200 Rudeln ausgehen. Nach einer ersten Erhebung (alle Angaben ohne Lombardei, Anm.) gebe es in den Ländern der Arge Alp 38 Wolfsrudel. Im Zeitraum von 2019 bis 2021 habe die Zahl der nachgewiesenen Wolfsindividuen von 169 auf 298 zugenommen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Arge Alp Beschlüsse in Sachen Wolf fällt. So wurde etwa im Jahr 2020 in Salzburg eine Resolution für eine Neubewertung des Schutzstatus des Wolfs durch die EU-Kommission unterzeichnet.

Bauern fordern Abschüsse

In Tirol beherrscht das Thema Wolf regelmäßig die Schlagzeilen und lässt die Wogen hochgehen. Vor allem die Bauernschaft kritisierte beständig die mangelnde rechtliche Möglichkeit, die Tiere abzuschießen. Um eine leichtere Entnahme bzw. Abschüsse von Problemwölfen zu ermöglichen, hatte der Landtag im Juli 2021 eine Änderung des Tiroler Almschutz- und Jagdgesetzes beschlossen. Konkret wurde das fünfköpfige Fachkuratorium "Wolf-Bär-Luchs" eingerichtet, das über den Umgang mit auffälligen Tieren entscheiden soll. Es sollte unabhängig und weisungsfrei arbeiten. Die vom Kuratorium ausgearbeitete Empfehlung dient als bindende Grundlage für rechtliche Maßnahmen seitens der Landesregierung durch Verordnung und Bescheid.

Im Herbst 2021 lag schließlich ein konkreter Fall am Tapet. Das Fachkuratorium gab eine Empfehlung für einen Abschuss des "Problemwolfes" MATK118" aus. Die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung verabschiedete schließlich die dafür notwendige "Gefährdungsverordnung". Zu einem Abschuss kommt es erst dann, wenn weitere Risse durch diesen Wolf eindeutig genetisch festgestellt werden. Das Landesverwaltungsgericht in Tirol hob aber schließlich den Abschussbescheid des Landes für den Problemwolf nach Beschwerden von WWF und Ökobüro auf.

Der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer gehören 10 Länder, Provinzen, Regionen und Kantone der Staaten Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz an. Die Mitgliedsländer sind Bayern aus Deutschland; Salzburg, Tirol und Vorarlberg aus Österreich; Trentino, Südtirol und die Lombardei aus Italien; St. Gallen, Tessin und Graubünden aus der Schweiz.

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