Die Initiative „Sturm braucht eine Heimat“ war schon vor drei Jahren deutlich: Schwarz-weiß sollen nicht länger nur die Farben des Vereins, sondern auch jene des Stadions in Liebenau sein am liebsten hätte der Klub das Areal für sich allein. „Wir könnten Liebenau auch optisch zu unserer Heimat machen“, sinnierten die Verantwortlichen.
Allerdings wird das Stadion auch vom anderen Grazer Klub bespielt, dem GAK. Auf nur einen Verein abgestimmtes Farben- und Marketing ist also nicht drin; ein Dilemma für beide Klubs. Nicht zuletzt deshalb drängen sie darauf, getrennte Wege zu gehen und eigene, wettbewerbsfähige Spielstätten zu bekommen.
Billig ist das aber nicht, aus diesem Grund war die frühere ÖVP-FPÖ-Stadtregierung noch deutlich dagegen. Die Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ ließ am Freitag aber aufhorchen: „Wir werden mittelfristig eine gute Lösung brauchen“, betonte SPÖ-Stadtchef Michael Ehmann. „Dass sich unsere Koalition mit der Stadionfrage beschäftigt, ist für uns eine Selbstverständlichkeit.“
Eine Frage des Geldes
In den vergangenen Wochen gab es Gespräche mit Vertretern beider Klubs. „Klar ist, dass sowohl Sturm als auch der GAK nicht nur zur Wirtschaft, sondern auch zur Identität von Graz beitragen“, überlegte Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ). „Darum ist es so wichtig, diese Frage nicht leichtfertig zu entscheiden.“ Eine Arbeitsgruppe soll nun die möglichen Standorte für ein zweites Stadion suchen, sie wird allerdings erst nach dem Sommer eingesetzt. „Wir möchten uns das alles sehr genau anschauen und prüfen, ob sich die Stadt das überhaupt leisten kann“, begründete Kahr. Das sei man den Vereinen, aber auch den Fans schuldig.
„Damit sind viele heikle Fragen verbunden, Verkehrserschließung, Emissionen und Klimaschutz-Aspekte“, gab Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) am Freitag zu bedenken. Erst wenn das geklärt sei, könne man konkreter werden zu diesen Details gehört auch die Geldfrage, sollte sich die Stadt zum Bau eines zweitens Stadions entschließen. Allein wird die Graz den Bau jedenfalls nicht zahlen können. „Ohne Unterstützung des Landes wird das nicht gehen“, kommentierte Schwentner.
Unter Denkmalschutz
Bis in die Mitte der 1990er Jahre hatten Sturm und GAK jeweils eigene Trainings- und Spielstätten. Mit der Fertigstellung des Stadions in Liebenau war das obsolet: Beide Vereine bespielen die Arena, die alten Heimplätze sind Geschichte. Der GAK–Platz in der Korösistraße wich einem Wohnbau, die legendäre Gruabn von Sturm existiert noch. Wegen des Geländes mitten in dicht bebautem Wohngebiet kam auch schon die Debatte auf, ob es geschliffen werden sollte und Wohnungen Platz macht. doch die Gefahr ist gebannt: Die Gruabn steht wegen ihrer Holztribünen aus 1934 seit dem Vorjahr unter Denkmalschutz.
Das Stadion in Liebenau wurde 1997 eröffnet. Egal, welchen aktuellen (Sponsor-)Namen es trägt, echte Grazer nennen es schlicht so wie früher, Liebenauer Stadion. Zunächst hieß es jedoch „Arnold Schwarzenegger Stadion Graz-Liebenau“: Es hat eine Kapazität von bis zu 16.400 Plätzen (bei internationalen spielen um rund 1.000 weniger) und ersetzt das Bundesstadion Liebenau, das 1951 errichtet wurde.
Kontroverse in der Politik
Schwarzeneggers Namenszug auf dem Gebäude wurde jedoch 2005 entfernt. Dahinter steckte eine politische Kontroverse zwischen der kleinen Steiermark und den großen USA: Der gebürtige Steirer lehnte als Gouverneur von Kalifornien das Gnadengesuch eines zum Tode verurteilten Mannes ab. In Graz kochte die Debatte so hoch, dass im Gemeinderat ein Antrag auf Umbenennung des Areals eingebracht wurde und Chanchen hatte, angenommen zu werden.
Der Ex-Schauspieler und Politiker kam dieser Abstimmung allerdings zuvor: Er ließ Ende Dezember 2005 seinen Namen vom Stadion entfernen und entzog der Stadt Graz das Recht, seinen Namen überhaupt zu verwenden. Seit 2006 können sich Firmen mittels Sponsoring um den Namen bemühen; zunächst war es UPC Telekabel, derzeit heißt das Stadion Merkur Arena.
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