Apres Ski ade? Ärzte fordern "Promille-Grenze für Skifahrer“
Der Schritt war deutlich: Weil immer mehr Skifahrer und Snowboarder betrunken seien, gaben der Pongauer Seilbahnen-Chef sowie ein Bergrettungsarzt auf. Unterstützung bekommen sie nun von hochrangigen Ärzten, die auf eine Promille-Grenze auf der Piste drängen.
Kein Kavaliersdelikt
Analog zu Kfz-Lenkern dürften auch Wintersportler maximal 0,5 Promille Alkohol im Blut haben. "Alkohol auf der Piste ist kein Kavaliersdelikt“, sagt Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer Oberösterreich.
Ärzte fordern Promille-Grenze auf der Piste
"Betrunken Ski fahren ist genauso gefährlich, wie betrunken Auto fahren. Man muss Bewusstsein schaffen, dass man dadurch andere schädigen kann." Eine offizielle Promillegrenze könnte eine rote Flagge darstellen bis hierher und nicht weiter.
"Skifahren und Alkohol vertragen sich einfach nicht. Man traut sich mehr zu, aber man ist einfach nicht mehr so reaktionsfähig.“
Genau gleich argumentiert Heinz Brenner, Unfallchirurg im Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien. "Wenn wir den Autofahrern zumuten, sich an Regeln zu halten, dann muss das auch für Skifahrer und Snowboarder gelten. Ich bin unbedingt für eine Promille-Begrenzung wie im Straßenverkehr.“
Skifahren ist Breitensport: Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) sind 1,6 Millionen Österreicher regelmäßig aktiv, fast 40.000 verletzten sich pro Jahr auf der Piste, meist selbst verschuldet durch Stürze.
Kaum Daten
Doch wie oft spielt Alkohol dabei eine Rolle? Das ist statistisch nicht erfasst. Verletzt sich ein Wintersportler selbst, ohne dabei einem anderen zu schaden, wird kein Alkoholtest gemacht.
Die einzige Studie zum Thema stammt aus 2013. Das KFV befragte 600 Wintersportler in Hütten oder Liftstationen und führte auch Alko-Tests durch: Jeder Fünfte hatte getrunken, jeder 20. zumindest 0,5 Promille.
Gesetzlich gibt es derzeit kein Alkolimit auf der Piste, es bleibt nur die freiwillige Disziplin aller.
Schladming setzt auf Sicherheitsdienst
Wie es gehen kann, zeigen die 45 Hüttenwirte rund um Schladming: Sie haben gemeinsam mit den Planai Bergbahnen eine Vereinbarung getroffen, wonach eine halbe Stunde vor Pistensperre die Lokale geräumt werden. Eigens engagierte Sicherheitsdienste sorgen dafür, dass auch die letzten Stubenhocker sicher ins Tal kommen, ehe die Präparierungsarbeiten der Pisten beginnen.
"Ein Teil der Skifahrer feiert ab dem späten Nachmittag, das ist in Ordnung, wir wollen keine Spaßverderber sein“, betont Bergbahnenchef Georg Bliem. "Aber es kann gefährlich werden auf der Piste, wir wollten proaktiv tätig werden.“
Das System gäbe allen Beteiligten Sicherheit. "Wenn jemand offensichtlich so alkoholisiert ist, dass er nicht mehr auf Ski abfahren kann, schauen die Securitys, dass er anders ins Tal kommt“, erklärte Bliem. Er verweist aber darauf, dass dies ein Randgruppenproblem sei. "An Spitzentagen haben wir auf der Vier-Berge-Skischaukel 30.000 Gäste. 29.990 sind kein Problem, die restlichen zehn musst halt einfangen.“
Heribert Lürzer, Besitzer der gleichnamigen Alm in Obertauern, sieht das ähnlich. Schon seit zehn Jahren gäbe es eine Einigung zwischen Skiliftbetreibern, Gemeinden und Wirten.
Um 17 Uhr ist Pistensperre in Obertauern, ausgenommen sind nur jene, die eine leichte oder kurze Abfahrt haben – und selbst sie sperren spätestens um 18.30 Uhr zu. So sind alle Sportler um 19 Uhr im Tal.
Die Hüttenwirte machen danach Kontrollfahrten. Natürlich gäbe es vereinzelt Ausreißer, aber: "Das sind aber Unbelehrbare, bei denen fängt der Tag schon mit einem Bier an", beschreibt Lürzer. "Da haben die Hütten nichts damit zu tun." Eine Promillegrenze macht für den Wirt keinen Sinn: "Da kann man eine Promillegrenze beim Zufußgehen auch schon machen."
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