Anschlag in Wien: Razzien in Deutschland

ANSCHLAG IN WIEN: TATORT IM BEREICH SEITENSTETTENGASSE
Es wurden Wohnungen und Geschäftsräume von vier Personen in Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein durchsucht.

15 Personen sind in Österreich in Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Wien bisher festgenommen worden - acht von ihnen waren bereits vorbestraft. Laut Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, wird gegen die Männer wegen möglicher Beitragstäterschaft zu Mord sowie terroristische Vereinigung ermittelt. Alle seien dem radikal islamistischen Milieu zuzuordnen. 

Wie Innenminister Karl Nehammer am Donnerstag bekannt gab, würden derzeit zwei Ermittlungsstränge verfolgt. 

Einer davon führt in die Schweiz wo bereits zwei Personen festgenommen wurden. Ein weiterer Ermittlungsstrang führe in ein Land, das Nehammer wegen laufender Ermittlungen gestern nicht nennen wollte. Doch wurde spekuliert, dass es sich um Deutschland handeln könnte. Der deutsche Innenminister Horst Seehofer sagte in Berlin nämlich: "Wir haben durch den Fall in Wien auch Bezüge nach Deutschland hin zu Gefährdern, die rund um die Uhr überwacht werden."

In Deutschland durchsuchten Beamte im Auftrag des Generalbundesanwalts Freitagfrüh die Wohnungen und Geschäftsräume von vier Personen in Osnabrück, Kassel und bei Hamburg. Die Durchsuchungsbeschlüsse seien am Donnerstag auf Grundlage von Erkenntnissen verfügt worden, die von der österreichischen Justiz übermittelt worden seien, so das BKA.

Die vier Personen seien nicht tatverdächtig, es solle aber Verbindungen zu dem mutmaßlichen Attentäter gegeben haben. "Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen besteht gegen die vier von den heutigen Maßnahmen betroffenen Personen kein Anfangsverdacht für eine Beteiligung an dem Anschlagsgeschehen", erklärte das BKA zwar, fügte aber hinzu: "Es sollen jedoch Verbindungen zu dem mutmaßlichen Attentäter bestanden haben."

Zwei der vier Personen, deren Wohnungen am Freitagmorgen durchsucht wurden, sollen den Attentäter vor wenigen Monaten in Wien getroffen haben. Das Treffen soll im Juli stattgefunden haben, wie der Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Die dritte Person soll demnach übers Internet mit dem Attentäter in Kontakt gestanden haben.

Die vierte Person soll mit den Kontaktpersonen des Attentäters über das Internet kommuniziert haben. Alle vier seien nicht tatverdächtig. Die Durchsuchungen dienten lediglich der Sicherstellung möglicher Beweismittel. Festnahmen habe es keine gegeben.

Bei dem Anschlag am Montag in der Wiener Innenstadt starben vier Zivilisten, 23 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Täter, ein Anhänger der radikalislamischen Miliz "Islamischer Staat" (IS bzw. Daesh), wurde von der Polizei erschossen.

Nach der Tat gab es laut Innenministerium in Österreich 18 Hausdurchsuchungen und 15 Festnahmen. Der in Österreich geborene 20-jährige Attentäter war im Frühjahr 2019 verurteilt worden, nachdem sein Versuch gescheitert war, nach Syrien zu reisen und sich dort der IS anzuschließen. Nach zwei Dritteln seiner Haftzeit wurde er im Dezember 2019 unter Auflagen entlassen. Der Mann hatte neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft.

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