Versicherung ja, Wissen nein
Die Antwort von ÖAMTC-Sprecher Ralph Schüller ist eine klare: Ja. „Sport- und Freizeitunfälle im alpinen Bereich, wo unsere Rettungshubschrauber im Einsatz stehen, müssen in Rechnung gestellt werden. Aber wir wissen aus Erfahrung, dass die meisten Menschen eine Bergeversicherung haben, ohne es zu wissen“, sagt Schüller. Gemeint sind Versicherungen, die etwa in Kreditkarten inkludiert sind.
Rund 3.500 Euro würde ein Rettungseinsatz der Christophorus-Crew kosten. Verrechnet werden dabei nur die Flugminuten. 2020 hoben die 17 Hubschrauber zu 17.281 Einsätzen ab. Im Schnitt 47 Rettungsflüge pro Tag. Rund zehn Prozent davon betrafen das alpine Gelände. Und auch heuer sei es „ein sehr intensiver Sommer“, wie es Schüller formuliert.
Pauschalen von 1.800 Euro für Sucheinsätze
Bei der Österreichischen Bergrettung kann man von ähnlichen Fällen berichten. „Aber sie bleiben die Ausnahme“, sagt Kärntens Landesleiter Otmar Striednig. Besonders am Mölltaler Gletscher hätten Verunglückte nach Unfällen die Flucht aus Angst vor Bergekostenrechnungen ergriffen. Exekutiert werden diese Beträge von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Für die gesamte Alpenrepublik gilt: Rückt die Bergrettung aus, wird ein Stundensatz von 46 Euro pro Mann und Stunde fällig. Bei längeren Suchaktionen gibt es eine kleine Pauschale in der Höhe von 500 Euro und eine große von 1.800 Euro. „Im Falle eines Lawineneinsatzes stellen wir die Pauschale von 1.000 Euro in Rechnung“, erklärt Striednig. In Kärnten würde aber von Fall zu Fall bewertet. „Wir haben in Klagenfurt eine Mindestpensions-Bezieherin, die immer wieder mit ihrem Rollstuhl aus einer Einrichtung ausbüchst, und die wir dann suchen. Diese Kosten stellen wir nicht in Rechnung.“
Die meisten Bergsportler seien aber ohnedies versichert. Einzig bei Urlaubern aus Ostländern, wie Tschechien oder der Slowakei, sei eine gewisse Versicherungsmüdigkeit zu erkennen. „Wir würden uns mehr Sensibilisierung wünschen. So wie man seine Tour mit Wettervorhersage und Ausrüstung plant, sollte jeder wissen, ob er über einen Versicherungsschutz im Ernstfall verfügt“, sagt Striednig. Wer als Förderer der Bergrettung einmal jährlich 28 Euro bezahlt, erhält übrigens eine Bergeversicherung dazu.
Alpenverein wächst jährlich um rund 30.000 Mitglieder
Ebenfalls versichert am Berg ist man durch eine Mitgliedschaft beim Alpenverein (ÖAV), dem größten alpinen Verein Österreichs. Rund 600.000 Mitglieder zählt der Verein, der jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Neuzugänge verbucht. Ein Grund dafür dürften auch die Vorteile sein, die eine Mitgliedschaft beim ÖAV bietet. Denn wer den jährlichen Mitgliedsbeitrag von 62 Euro entrichtet, erhält dafür nicht nur günstigere Übernachtungen auf über 1.700 Hütten in ganz Europa, sondern eben auch eine Bergekostenversicherung. Die Rettung aus unwegsamen Gelände ist mit bis zu 25.000 Euro in der Freizeit im In- und Ausland abgedeckt.
„Für unsere Mitglieder ist die Bergekostenversicherung ein wichtiger Grund, aber nicht der Hauptgrund des Beitritts. Es geht vielmehr um unsere Mehrangebote, die wir bieten“, erklärt ÖAV-Geschäftsführer Clemens Matt, der den Fall in Kärnten wie folgt beurteilt: „Rettungskräfte sollten nie als drohende Gefahr gesehen werden. Bergekosten fallen tatsächlich an, aber in Notsituationen lassen sich auch kulante Lösungen finden.“
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