An nur zwei Tagen: Zehn Tote bei Lawinenabgängen

Beim Lawinenabgang in Sölden wurden sieben Menschen verschüttet
Ein Todesopfer am Samstag in Tirol. Dort starben schon am Freitag sieben Tourengeher, in Vorarlberg kam ein Freerider ums Leben und auch in Bayern wurde ein Österreicher verschüttet.

In den vergangenen zwei Tagen wurden in Tirol außergewöhnlich viele Lawinenabgänge registriert, rund 50 nämlich. Mehrere von ihnen endeten tragisch: Am Samstag wurden in Schmirn (Bezirk Innsbruck-Land) fünf  Menschen bei einem Lawinenabgang verschüttet  - ein Wintersportler wurde getötet, vier Personen konnten lebend geborgen werden, sie wurden jedoch mit schweren Verletzungen in die Klinik Innsbruck sowie das Krankenhaus Hall eingeliefert.

Das Schneebrett dürfte im Bereich der Gammerspitze abgegangen sein. Vier Notarzthubschrauber, ein Polizeihubschrauber sowie drei Bergrettungen waren im Einsatz.

Bereits am Freitag gab es acht Todesopfer bei Lawinenabgängen: In Spiss (Bezirk Landeck) starben vier Tourengeher aus Schweden und ihr Bergführer aus Tirol, in Auffach (Bezirk Kufstein) kam ein Ehepaar ums Leben. Auch in Vorarlberg gab es ein Opfer, ein Freerider wurde im Skigebiet Albona von einem Schneebrett mitgerissen und verschüttet.

In Tirol herrschte Lawinenstufe 3 auf der fünfteiligen Skala, also erhebliche Gefahr. Etwa ein Fünftel der Schneedecken hat Schwachstellen: Um ein Schneebrett auszulösen, reicht schon das Gewicht eines Wintersportlers. Doch auch spontane Lawinenabgänge sind jederzeit möglich. Bei Stufe 3 passieren tatsächlich die meisten Unglücksfälle, Experten warnen regelmäßig, sich ob der mittleren Stufe nicht in trügerischer Sicherheit zu glauben: Rudi Mair, Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes, war am Freitag nach den tragischen Unglücksfällen "wütend und enttäuscht", wie er eingestand: "Es schmerzt und macht traurig, wenn man tagelang warnt." Skifahrer und Tourengeher dürften sich nur auf eine Skala verlassen, sondern müssten "auch das Kleingedruckte komplett lesen" - also den gesamten Text des Lawinenwarndienstes.

Komplett verschüttet

Das erste Unglück passierte am frühen Nachmittag in Spiss im Skigebiet Ischgl/Samnaun an der Grenze zur Schweiz. Fünf Schweden im Alter zwischen 43 und 47 Jahren sowie ein 42-jähriger Bergführer aus Tirol wurden auf einer Skitour im freien Gelände von einem Schneebrett mitgerissen: Vier Tourengeher und der Bergführer wurden komplett verschüttet, ein Schwede nur teilweise.

Er konnte sich selbst befreien und mit dem Handy Hilfe holen - er rief einen Freund in Schweden an, der wiederum die Polizei in Österreich alarmierte. Für die fünf komplett Verschütteten gab es jedoch keine Hilfe mehr, sie konnten nur noch tot geborgen werden.

An nur zwei Tagen: Zehn Tote bei Lawinenabgängen

Lawinenabgang in Spiss

Kurz darauf ging eine Lawine am Rettenbachferner in Sölden ab: Sieben Skifahrer aus Dänemark, Schweden und Deutschland waren am Gaislachkogel unterwegs, fünf wurden vom Schneebrett verschüttet - sie überlebten und wurden in Spitäler eingeliefert. Tödlich endete eine Skitour für ein Paar auf die Breitenegg Spitze in Auffach: Der 60-Jährige und seine Frau, 61, gerieten unter eine Lawine und wurden getötet. Ihre Familie alarmierte die Einsatzkräfte, als sie nicht nach Hause kamen.

Reanimation vergeblich

In Vorarlberg geriet eine vierköpfige Gruppe aus Freeridern am Knödelkopf im Skigebiet Albona in eine Lawine: Ein 43-Jähriger wurde mitgerissen, konnte aber noch seinen Lawinen-Airbag auslösen. Seine Begleiter gruben ihn aus zwei Metern Tiefe aus und begannen mit der Wiederbelebung, doch der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen.

In Tirol bleibt die Lawinenlage weiter angespannt, wie Experte Mair am Samstag betonte: „Zahlreiche Stabilitätstests bestätigen die teils heikle Lawinensituation. Lawinen können verbreitet schon von einzelnen Wintersportlerinnen und -sportlern ausgelöst und in weiterer Folge immer größer werden." Solche Gefahrenstellen lägen vor allem an windgeschützten Nordwest-, Nord- und Osthängen sowie in Kammlagen, auch in schattigen, windgeschützten Lagen im Bereich der Waldgrenze sowie unterhalb der Waldgrenze. "Im freien Gelände bedarf es aktuell sehr guten lawinenkundlichen Wissens und allen voran Zurückhaltung", mahnte Mair.

Österreicher in Bayern verschüttet

Aber auch jenseits der Landesgrenzen ist die Lawinengefahr hoch. Im Berchtesgadener Land in Bayern ist ein 61-jähriger österreichischer Skitourengeher ums Leben gekommen. Ein zweiter Österreicher (41) kam mit schweren Verletzungen in eine Klinik.

Die Skitourengeher befanden sich am Samstagmittag in der Nähe von Ramsau bei Berchtesgaden im Aufstieg auf das 2.468 Meter hohe Steintalhörndl. Etwa 150 Meter vor dem Gipfel löste sich ein massives Schneebrett und riss die beiden mit. Etwa 150 Meter vor dem Gipfel löste sich ein massives Schneebrett und riss die beiden mit. Ein Zeuge konnte den 61-Jährigen noch vor Eintreffen der Rettungskräfte orten und zum Teil ausgraben. Im Lawinenfeld konnte jedoch nur noch der Tod des Mannes festgestellt werden.

Lawinengefahr kann sich noch erhöhen

Stufe 3 bleibt vorerst bestehen und ist auch für morgen, Sonntag, gültig. Zwei Drittel aller Lawinenunfälle passieren bei dieser Gefahrenstufe. „Diese statistische Tatsache zeigt gerade auch die Gefährlichkeit dieser Lawinengefahrenstufe auf, die an diesem Wochenende in allen Bereichen Tirols herrscht, so auch morgen, Sonntag. Teils kann sich die Lawinengefahr aufgrund vereinzelter Schneefälle sogar noch erhöhen“, warnte Mair.

 

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