Nach Grazer Amoklauf: Bekenntnis zu Cobra-Standorten in den Ländern

At least 9 dead in Austrian school shooting
Reformpapier stellte Standorte in Kärnten, Salzburg und Feldkirch in Frage. Das Attentat von Graz mache deutlich, dass es Spezialkräfte verteilt in Österreich braucht.

Bisher kannte man derartige Schulmassaker nur aus den USA, Deutschland und anderen Ländern. Der Amoklauf am Dienstag mit zehn Todesopfern und elf schwer verletzten Jugendlichen und Lehrkräften in Graz hat der Regierung auf tragische Art und Weise vor Augen geführt, dass auch in Österreich so etwas passieren kann.

Der Amoklauf verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig die Verteilung von Spezial- und Antiterroreinheiten im gesamten Bundesgebiet ist. Vor drei Jahren hatte ein umstrittenes Reformpapier für Aufsehen gesorgt, in dem die mögliche Zusammenlegung von Cobra-Standorten in den Bundesländern die Rede war.

Nach Grazer Amoklauf: Bekenntnis zu Cobra-Standorten in den Ländern

Sondereinsatzkommando Cobra

Cobra-Standorte: Wie sieht man diese Reform heute?

Strategen im Innenministerium hatten damals gröbere Strukturänderungen geplant. Unter anderem ging es dabei auch um die Auflösung von Außenstellen der Sondereinheit Cobra in Salzburg, Klagenfurt bzw. in Feldkirch. Diese Standorte sollten im Sinne der Verhältnismäßigkeit von anderen Bundesländern "mitversorgt“ werden. Was folgte war ein Aufschrei der Politik.

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) stieg beispielsweise auf die Barrikaden. Wie er meinte, gefährde die geplante Zusammenlegung der Cobra-Außenstellen in Kärnten und der Steiermark die Sicherheit der dortigen Bevölkerung. Es bestand die Gefahr, dass Notfälle in Kärnten von Graz aus "mitbetreut“ werden. Allerdings mit langer Anreisezeit der Beamten. Kaisers Protest kam nicht von ungefähr, wie das Schulattentat von Dienstag in Graz nun zeigt.

"Es ist eine wesentliche Frage der Sicherheit, wie schnell man top ausgebildete und nach den besten Standards ausgerüstete Spezialeinsatzkräfte bei Amoklagen vor Ort hat“, heißt es dazu aus der Führungsetage der Cobra.

Cobra hatte Schule nach 17 Minuten gesichert

Gegen 10 Uhr langten am Dienstag die ersten Notrufe über Schüsse und Schreie im Grazer BORG Dreierschützengasse bei der Polizei ein. Daraufhin sei unverzüglich ein Großaufgebot mobilisiert worden. Über 300 Kräfte der Polizei standen laut Landespolizeidirektor Gerald Ortner im Einsatz.

17 Minuten nach der Alarmierung konnten schließlich die Kräfte des EKO Cobra nach der Durchsuchung des Schulgebäudes die Sicherheit wiederherstellen, erklärte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. So hätten binnen kurzer Zeit auch die ersten Notarztwagen zufahren können, was essenziell sei.

46-181741816

Cobra-Beamte mit dem Panzerfahrzeug "Survivor"

Annaberg-Amokläufer tötete Rot-Kreuz-Sanitäter

Seit dem Amoklauf des Vierfachmörders von Annaberg (NÖ) im Jahr 2013, der auf seiner Flucht auch einen Rot-Kreuz-Sanitäter am Steuer seines Rettungswagen erschoss, dürfen Rettungskräfte erst an einen Tatort gelassen werden, wenn kein Gefahr mehr für sie ausgeht.

Wie man auf Anfrage im Innenministerium bestätigt, sei die Zusammenlegung von Cobra-Standorten "absolut kein Thema mehr“. Am Dienstag erklärte ein Ministeriumssprecher, dass man selbstverständlich an den Außenstellen festhalte. Man sei sich der Notwendigkeit von Spezialkräften, die rasch in den Regionen ausrücken können, bewusst.

Flugpolizei verlegt

Die Cobra ist Teil der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) im Ministerium. Die Antiterrorkräfte sind in Österreich an acht Standorten beheimatet. Das Hauptquartier liegt in Wiener Neustadt (NÖ), dazu kommen vier Standorte in den Städten Wien, Graz, Linz und Innsbruck sowie drei Außenstellen in Kärnten, Salzburg und Feldkirch.

Mit der Verlegung der neuen Einsatzzentrale der Flugpolizei  zum Cobra-Hauptquartier in Wiener Neustadt hat man einen weiteren Lückenschluss erzielt. Die Hubschrauber ermöglichen die rasche Verlegung von Spezialkräften bei Amok- oder Terrorlagen mit dem Helikopter.

Kommentare