Alles verbraucht: Österreich begeht heute seinen "Erschöpfungstag"

Alles verbraucht: Österreich begeht heute seinen "Erschöpfungstag"
Innerhalb von nur knapp drei Monaten hat Österreich die jährlichen Ressourcen verbraucht.

Overshoot-Day oder zu Deutsch: Erschöpfungstag - diesen begeht Österreich am heutigen Mittwoch. Was das bedeutet? Österreich hat, wie jedes andere Land auf dieser Welt, ein gewisses errechnetes Kontingent an Ressourcen, die auf der Welt verfügbar sind. Und diese Ressourcen hat Österreich heute aufgebraucht. Damit leben wir für den Rest des Jahres quasi auf Kredit. Ein Kredit, den man kaum bis gar nicht zurückzahlen kann. 

Österreich ist damit deutlich über dem weltweiten Durchschnitt wenn es um den Verbrauch von Ressourcen geht. Der weltweite Erschöpfungstag, also jener Tag, an dem die Ressourcen der Welt verbaucht sind, war im Vorjahr beispielsweise erst am 29. Juli. Allerdings werden die Zeitspannen, sowohl in Österreich, als auch im Rest der Welt, immer kürzer. Am besten macht es übrigens Jamaika. Würde die ganze Welt so leben, wie der kleine Inselstaat in der Karibik, dann würde die Welt mit den Ressourcen bis zum 20. Dezember auskommen.

Man lebt hierzulande so, als ob es für Österreich die Erde 3,8 Mal gäbe. "Wir haben ungefähr 20 Tonnen pro Kopf an Materialverbrauch. Das ist sehr viel. Und dieser Materialverbrauch, den haben wir uns so etwas wie einzementiert", erklärt Willi Haas von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien im Ö1 Morgenjournal. Der hohe Verbrauch liegt vor allem daran, dass Österreich sehr viel Material dafür verschwendet, bestehendes zu erhalten, so Haas: "Das sind Brücken, Straßen, Gebäude, Fabriken und vieles mehr." Für jedes Haus muss ein Zuweg vorhanden sein, es muss ein Kanal gebaut werden, das Haus muss mit Möbel, Fernseher oder Computer ausgestattet werden. "Das heißt wir können sagen, dass Straßen und Gebäude Dinge anziehen und die sind enorm. Wir sollten eigentlich aber eigentlich unseren Materialverbraucht enorm reduzieren."

Straßen zurückbauen

Eine Trendwende ist notwendig. Also zum Beispiel eher sanieren als neu bauen. Das würde einiges einsparen, weiß Haas: "Wenn wir keinen Neubau auf der unbebauten Fläche machen, dann ist so eine grobe Überschlagsrechnung, dass wir uns in etwa ein Viertel unseres Materialverbrauchs ersparen können." Ein zweiter wichtiger Punkt wäre, nicht nur keine neuen Straßen zu bauen, sondern sogar Straßen zurückzubauen. "Wir haben in der Vergangenheit ein Straßennetz aufgebaut, das so ausgesehen hat, dass wir neben den Wegen die früher alles verbunden haben nun größere Straßen gebaut haben. Punkte waren schon verbunden und sind dann durch höherrangige Straßen, also Landstraßen, Autobahnen, noch einmal verbunden worden."

Dass die Industrialisierung und technischer Fortschritt enorme Vorteile gebracht und uns ein besseres Leben ermöglicht haben, sei unbestritten. Doch "es gibt dann nur einen Punkt, wo eine weitere Kilowattstunde, eine weitere Tonne Material nicht wirklich damit verbunden sind, ein besseres Leben zu führen. Diesen Punkt haben wir schon lange überschritten", meint der Wissenschafter.

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