Alkohol als Hauptproblem
Die Gegendarstellung des Beschuldigten lässt sich in einem Satz seiner Rechtfertigung zusammenfassen: „Meine Frau ist sehr lieb – wenn sie nüchtern ist, wenn sie trinkt, wird sie zu einem völlig anderen Menschen.“ Und getrunken habe die 46-Jährige oft und viel. Mehrfach habe dies auch zu Polizeieinsätzen im Haus geführt. Warum es zum nun verhandelten Streit gekommen sei, wollte die Richterin wissen. Knappe Antwort: „Keine Ahnung. Der Alkohol.“ Das Urteil, sechs Monate bedingte Haft, ist nicht rechtskräftig.
Keine Erinnerung an Gewalttaten
Reumütig präsentierte sich im zweiten Prozess ein dreifacher Vater, der seine „zukünftige Ex-Ehefrau“ geschlagen, getreten, gewürgt und mit dem Umbringen bedroht haben soll. Ob die Vorwürfe zuträfen, wisse er nicht, beteuerte er: „Ich hatte – das muss man ganz offen sagen – ein Alkoholproblem, hab zehn bis dreißig Bier pro Tag gesoffen und kann mich nicht erinnern.“
Damit sei seit der Trennung Schluss, versicherte er und gab Einblicke in den Beziehungsalltag: „Wir haben nur mehr nebeneinander hergelebt.“ Nun sei er um regelmäßigen Kontakt zu den Kindern bemüht, suche aber keinen Kontakt mehr zur bald Geschiedenen. Deren Vorwürfe wolle er nicht bestreiten: „Sie will mir bestimmt nichts Böses.“ Angesichts dieser Einsicht des bisher Unbescholtenen beließ es der Richter – auf ausdrückliche Bitte der Verletzten – bei einer Probezeit anstelle einer Verurteilung.
Ein dritter Prozess musste vertagt werden, weil der Angeklagte, der seine Partnerin wiederholt geschlagen, getreten, über eine Stiege gestoßen und an den Haaren gerissen haben soll, nicht erschien.
Gewalt in der Familie hat viele Gesichter. Knapp 5.000 Betretungsverbote gegen gewalttätige Partner wurden heuer österreichweit bereits ausgesprochen. Alexander Grohs, Leiter des Vereins Neustart für Niederösterreich und Burgenland, weiß, von wem die Gefahr in über 90 Prozent der Fälle ausgeht: „Gewalt in der Familie ist männlich dominiert.“ Und sie gehe „durch alle sozialen Schichten, Pflichtschüler und Akademiker, Österreicher und Migranten, reich und arm.“
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