Ärztestreik abgesagt, Kritik an Astra-Zeneca-Impfstoff bleibt
Salzburgs niedergelassene Ärzte dürfen sich den Corona-Impfstoff, mit dem sie geimpft werden, weiter nicht aussuchen. Das Land kam den Medizinern aber zumindest ein Stück entgegen, ihnen wurden Alternativen aufgezeigt.
Das ergab der runde Tisch zwischen Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (beide ÖVP) und der Ärzteschaft am Donnerstagabend.
Doch am Tag danach bleibt die prinzipielle Kritik der Ärzteschaft an der Impfstrategie des Landes aufrecht.
Gestreikt wird jedoch nicht. „Ein Streik ist eigentlich vom Tisch, das können wir in einer Pandemie aus ethischen Gründen einfach nicht machen“, sagt Michaela Magometschnigg von der kritischen Ärzteinitiative „Salzburg impft fair“.
Die Impfstrategie sorgt aber weiter für Unmut. „Es wird immer vermischt zwischen Wissenschaft und Politik, diese Frage ist ganz klar eine politische Entscheidung“, kritisiert Magometschnigg. Dass der Biontech-Impfstoff nach drei Wochen wirksamer sei, darauf würden alle Studien hinweisen, darüber brauche man nicht diskutieren, meint die Medizinerin.
"War kein runder Tisch"
Deshalb gibt es auch Kritik am Format der Veranstaltung. „Es war kein runder Tisch wie angekündigt, sondern eine Podiumsdiskussion mit 500 Teilnehmern. Da ist es schwierig, etwas zu diskutieren“, sagt Magometschnigg zum KURIER. Sie hätte auch keine Informations-Veranstaltung über die Impfstoffe gebraucht, sondern sich eine Diskussion auf Augenhöhe gewünscht. Das sei aber nicht möglich gewesen.
Haslauer sieht das anders. "Ziel war auf einer fachlichen Ebene über die Impfstoffe zu diskutieren, das ist, glaube ich, gut geschehen", sagte er nach dem Termin.
Alternativen für Ärzte
Jedenfalls sicherte das Land den Ärzten zu, dass auch jene Mediziner, die den Impfstoff von Astra Zeneca ablehnen, ihre Priorisierung in der ersten Stufe behalten. Wann es für sie einen Biontech-Impfstoff gibt, ob vor oder nach den über 65-Jährigen, dazu gab es allerdings keine Information. „Es ist wichtig, dass Ärzte, die Vorbehalte haben, in der Priorisierungsliste weiterhin an gleicher Stelle bleiben“, sagte Haslauer.
Als zweite Möglichkeit wurde den Ärzten zugesichert, dass sie, wenn sie sich nun mit Astra Zeneca impfen lassen, später mit einem anderen Impfstoff nachgeimpft werden können.
Auch die Steirer murren
Die Salzburger Mediziner sind mit ihrer Kritik aber nicht allein: Auch steirische Ärzte sind dem Astra-Zeneca-Vakzin gegenüber skeptisch eingestellt. Rund 800 Spitalsärzte wollen sie nicht haben und lieber mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer immunisiert werden. Auch ihre Kollegen aus dem niedergelassenen Bereich sehen das ähnlich. Sie begründen das aber nicht mit einer generellen Ablehnung von Astra Zeneca, sondern mit dessen verzögerter Wirkung: Erst nach 120 Tagen sei der volle Impfschutz erreicht, im Gegensatz zu Biontech/Pfizer mit vier bis sechs Wochen.
Das Land respektive Impfkoordinator Michael Koren haben für solche Einwände wenig Verständnis und planen nicht, auf die Forderungen der Ärzte einzugehen. Ausgenommen seien freilich Mediziner über 65 Jahre, sie erhalten Biontech/Pfizer-Impfstoff.
107-Jährige bekommt erste Impfung
Apropos Impfen: Am Freitag gab das Land Steiermark seine weitere Impfstrategie bekannt - anders als in den meisten Bundesländern gab es in der Steiermark noch keine Impfungen für über 80-Jährige, die nicht in Heimen leben. Mit März soll sich das ändern: Abgerufen wurden 27.000 Impfdosen - die erste Impfung geht am 2. März an eine 107-jährige Frau aus Leibnitz.
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