Wie Urlauber leicht zu Betrugsopfern werden
Durchgeschwitzt, erschöpft von einem sonnenreichen Strandtag oder Tausenden Schritten beim Sightseeing und ein knurrender Magen. Plötzlich steht ein freundlicher Einheimischer mit Rosen vor einem. Der Strauß sei ein Geschenk, gibt einem dieser zu verstehen. Während sich Touristen in Europas beliebtesten Urlaubsorten noch über die vermeintlich nette Geste freuen, sind die Rosenkavaliere in der Regel bereits über alle Berge. Denn die Blumen waren lediglich ein Vorwand, um in einem Moment der Ablenkung an die Wertsachen der ahnungslosen Urlauber zu kommen.
Laut Armin Kaltenegger, Experte für Eigentumssicherheit beim Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), ist der Rosentrick nur eine von vielen Maschen, die Betrüger anwenden und so Unwissenden die Reise verderben: „Meistens machen sie sich die Ablenkung, lokale Unkenntnis oder Unaufmerksamkeit ihrer Opfer zunutze.“ Deshalb sei es so wichtig, die Tricks der Kriminellen zu kennen. Der KURIER hat die gängigsten Maschen – und wie man sich davor schützt – zusammengetragen.
Der Spiegeltrick
Aktuell fast täglich werden neue Fälle einer bereits alten, aber besonders dreisten Betrügerei bekannt. Im Visier der Abzocker sind Adria-Urlauber, die mit dem Auto anreisen. Die Betrüger parken am Straßenrand, sobald Opfer vorbeifahren, schmeißen sie einen Stein gegen deren Auto. Gleich im Anschluss überholen sie die erschrockenen Urlauber und versuchen, diese zum Stehenbleiben zu drängen. Wenn Touristen tatsächlich stoppen, reden die Kriminellen den Opfern ein, dass sie gerade beim Vorbeifahren den Seitenspiegel „mitgenommen“ hätten. Dazu präsentieren sie einen beschädigten – und vorab so präparierten – Spiegel. Durch eine Bargeldlösung lasse sich die Situation aus der Welt schaffen, so das Angebot.
Christoph Thür, der das „Jesolo Magazin“, ein Portal für Italien-Liebhaber, betreibt, warnte unlängst in einem Video vor der Masche: „Am besten ist es, erst gar nicht anzuhalten und Videos und Fotos zu machen.“ So könne man die Täter, die unerkannt bleiben möchten, in die Flucht schlagen.
Die Nightjet-Nummer
Der KURIER berichtete bereits im Vorjahr von einer Serie an Diebstählen in Nachtzügen. Derzeit – wohl aufgrund der Urlaubssaison – häufen sich Berichte von Betroffenen in den sozialen Medien wieder. Auch wenn es sich nicht um Betrug im klassischen Sinn handelt, sondern um Einbruchsdiebstahl, ist das Potenzial, dass einem die Kriminellen so den Urlaub schon auf der Anreise vermiesen, groß.
„In mein abgeschlossenes Schlafabteil wurde eingebrochen, während ich geschlafen habe. Gestohlen wurde mein Rucksack mit Laptop, Geldtasche [...], der Schaden liegt bei ca. 2.000 bis 3.000 Euro“, schreibt ein verärgertes Opfer auf „X“ (vormals Twitter).
Seitens der ÖBB, „die nicht für rechtswidriges Verhalten Dritter haften“, wird jedenfalls geraten, immer alle im Abteil zur Verfügung stehenden Schlösser abzusperren.
Der Taxischwindel
Wer es sicher und mit allen Wertsachen an die Wunschdestination geschafft hat, sollte dennoch nicht zu leichtsinnig werden, denn das KFV warnt seit Jahren vor falschen Taxifahrern, die vor Flughäfen, Bahnhöfen oder bei Touri-Hotspots Kunden keilen. Lizenzen haben diese Schwindler keine, dafür tragen sie gerne Namensschilder oder Warnwesten, die einen seriösen Eindruck erwecken sollen. Seriös ist an dem angebotenen Service aber wenig.
Die Unkenntnis der ortsunkundigen Fahrgäste wird für Umwege ausgenutzt, die dann den Preis in die Höhe treiben. Sicherheitsexperte Kaltenegger rät Urlaubern, die einen Transfer benötigen, sich im Vorfeld über die lokalen Taxiunternehmen zu informieren und vor dem Einsteigen auf Taxischilder, -logos und -nummern zu achten.
Die Anbieter-Abzocke
Egal, ob am Weg, bei der Ankunft oder im Urlaub – abgezockt zu werden, wenn man eigentlich Entspannung sucht, ist immer frustrierend. Besonders bitter dürfte es aber sein, wenn man schon vor der Abreise übers Ohr gehauen wird. Passieren kann das Urlaubsbuchern, die auf falsche Reiseanbieter reinfallen. Mit gefälschten Urlaubsseiten im Internet und unseriösen Angeboten per eMail oder Telefon wollen Betrüger an Geld und persönliche Daten gelangen.
Eine Möglichkeit, diesen Verbrechern nicht auf den Leim zu gehen, ist es, Online-Buchungsportale auf deren Echtheit zu überprüfen. „Da braucht es ein Auge für Details und fast detektivisches Gespür, aber an der URL oder auch am fehlenden Schlosssymbol in der Adressleiste kann man erkennen, dass es sich um keine sichere Seite handelt“, rät Kaltenegger.
Die Ticketfalle
Ist ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, dann gibt es meistens einen Haken. In Touristenhochburgen wie Rom, die Besucher mit ihrem vielfältigen kulturellen Angebot anlocken, haben das einige schon auf die harte Tour lernen müssen. Speziell auf dem Vorplatz des Petersdoms buhlen Dutzende „Fremdenführer“ und bieten Urlaubern z. B. die „weltbekannte Vatikantour zum Schnäppchenpreis“ an. Das Problem an der Sache: Der Eintritt in den Petersdom ist kostenlos und die Tour frei erfunden.
Vor dem Städtetrip empfiehlt es sich also, Infos über Sehenswürdigkeiten und Eintrittspreise einzuholen – damit der Urlaub ganz ohne Ärger genossen werden kann.
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