Abtreibungen: Die Lage im Westen Österreichs ist für Frauen prekär

Abtreibungen: Die Lage im Westen Österreichs ist für Frauen prekär
Vorarlberg verliert den einzigen Arzt, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt, Tirol ist unterversorgt

Krankenhäuser seien zunächst einmal dazu da, Leben zu retten. So argumentierte Barbara Schöbi-Fink, die Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner derzeit vertritt, gegenüber den Vorarlberger Nachrichten, warum die VP sich weiter gegen Schwangerschaftsabbrüche in Spitälern sperrt.

Die Debatte flammt immer wieder auf, hat nun aber eine besondere Brisanz bekommen. Denn der einzige Arzt, der derzeit in Vorarlberg Abtreibungen durchführt, will in Pension gehen. Ein Nachfolger ist vorerst nicht in Sicht. Und auch wenn Schöbi-Fink es „oberstes Ziel“ nennt, dass Vorarlbergerinnen nicht in andere Bundesländer ausweichen müssen, droht genau das.

Im benachbarten Tirol ist die Lage kaum besser. Auch hier gibt es bei mehr Einwohnern nur einen einzigen Gynäkologen, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Vor acht Jahren hatten zwei weitere private Arztpraxen ihr Angebot eingestellt. „Die Situation ist jetzt noch einmal prekärer“, hatte die damalige Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne) daraufhin erklärt.

Jahrelanger Stillstand

Getan hat sich seither in Tirol aber nichts. Bei der ersten Auflage von Schwarz-Grün 2013 galt es als Sensation, dass das Wort „Schwangerschaftsabbruch“ in einem Arbeitsübereinkommen mit der Tiroler ÖVP Eingang fand. Bei der Neuauflage der Koalition wurde eine „Optimierung“ der ambulanten Versorgung vereinbart. Wie in Vorarlberg sperrten sich die Schwarzen auch hier stets gegen Schwangerschaftsabbrüche in Spitälern. In Salzburg gibt es zumindest ein Ambulatorium, in Tirol bis heute keines.

Im Mai-Landtag hat die Tiroler SPÖ-Abgeordnete Elisabeth Fleischanderl einen Antrag auf die Einrichtung eines solchen Angebots gestellt und damit auch hier das „natürlich kontroverse Thema“, wie sie sagt, wieder aufs Tapet gebracht.

Abtreibungen: Die Lage im Westen Österreichs ist für Frauen prekär

Elisabeth Fleischanderl (SPÖ)

Dass es Frauen im Westen, die eine Abtreibung durchführen lassen wollen, besonders schwer gemacht wird, erklärt sie sich mit dem „schon noch sehr katholischen und konservativen Weltbild“ in beiden Ländern.

Schätzungen, wonach in Tirol pro Jahr 3.300 Abtreibungen durchgeführt werden, zweifelte VP-Gesundheitslandesrätin Annette Leja zwar an, versprach jedoch, eine Lösung zu erarbeiten. Am Montag hat sie erstmals einen runden Tisch, an dem auch Experten saßen, einberufen.

Einstimmiger Beschluss

Der Landtag hat am Mittwoch einstimmig einen schwarz-grünen Abänderungsantrag zu jenem der SPÖ beschlossen, der vorsieht, das Angebot für Schwangerschaftsabbrüchen „schnellstmöglich zu optimieren.“ Fleischanderl ist deshalb, „zuversichtlich, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt“.

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In Vorarlberg steht Barbara Schöbi-Fink (VP) in der Kritik

In Vorarlberg sieht sich Schöbi-Fink indes mit scharfer Kritik der SPÖ „für ihre kategorische Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen in Vorarlbergs Landeskrankenhäusern“ konfrontiert. Frauen würden durch diese Politik bald wieder dazu gezwungen sein, für Abbrüche in andere Bundesländer auszuweichen, so SPÖ-Vorsitzende Gabi Sprickler-Falschlunger – selbst Ärztin.

Rückfall in die 70er-Jahre

„Die ÖVP führt Vorarlberg damit in die späten 1970er-Jahre zurück, als Frauen für diesen medizinischen Eingriff in die östlichen Bundesländer verreisen mussten“, sagt sie. „Die Aussagen der Landesstatthalterin zum Thema Schwangerschaftsabbruch bestätigen wieder einmal das Problem der ÖVP mit dem Selbstbestimmungsrecht von Frauen“, kritisiert Johannes Gasser von den Vorarlberger Neos.

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