USA: Zehnjähriges Vergewaltigungsopfer darf nicht abtreiben

USA: Zehnjähriges Vergewaltigungsopfer darf nicht abtreiben
Wegen der neuen Rechtslage in den Vereinigten Staaten müsste das Mädchen das Kind eigentlich bekommen. Der Fall setzt auch Republikaner unter Druck.

Sie ist gerade mal zehn Jahre alt, und geht es nach den geltenden US-Gesetzen, müsste das Mädchen selbst bald Mutter werden: Im US-Bundesstaat Ohio ist es nach dem richtungsweisenden Supreme-Court-Urteil vor zwei Wochen nämlich untersagt, eine Abtreibung vorzunehmen – selbst wenn die Schwangere, wie im Fall der Zehnjährigen, vergewaltigt wurde.

Um die Schwangerschaft legal zu beenden, müsste das Kind in den benachbarten Bundesstaat Indiana reisen. Dort ist die Gesetzeslage – noch – liberaler, erst mit Monatsende soll auch dort eine Verschärfung beschlossen werden. Ärzte, die in Indiana Abtreibungen vornehmen, werden deshalb seit Kurzem mit Anfragen aus Ohio geflutet, berichtet der Indianapolis Star, der auch den Fall der Zehnjährigen aufgedeckt hat.

Sechs-Wochen-Regelung

Vor knapp zwei Wochen hatte der Supreme Court das wegweisende Urteil "Roe v. Wade" aufgehoben, damit wurde Frauen das US-weite Recht auf Schwangerschaftsabbrüche entzogen. Zahlreiche konservativ regierte Bundesstaaten reagierten darauf mit sogenannten „Trigger Laws“, also Gesetzen, die diese Lücke schnellstmöglich füllten – mit strengen Verboten. In Ohio ist Abtreibung ab dem Punkt illegal, an dem bei dem Embryo eine Herztätigkeit nachgewiesen werden kann.

Das ist im Regelfall nach sechs Wochen der Fall, also zu einem Zeitpunkt, wo die meisten Frauen nicht einmal bemerkt haben, dass sie schwanger sind. Bei der Zehnjährigen war dieser Puznkt kurz überschritten: Sie war sechs Wochen und drei Tage schwanger, als ihr der Abbruch verweigert wurde.

"Jedes Leben ist kostbar"

Jene Republikaner, die die Gesetzesverschärfungen vorangetrieben haben, setzt der Fall allerdings unter Druck. Kristi Noem, die Gouverneurin von South Dakota, die als mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin Trumps im Jahr 2024 gehandelt wird, wurde auf CNN etwa dazu befragt – in ihrem Bundesstaat ist Abtreibung ebenso strafbar wie in Ohio, außer das Leben der Schwangeren ist in Gefahr; Inzest oder Vergewaltigungen sind explizit keine Ausnahmen mehr.

Der Fall der Zehnjährigen sei aber kein Anlass, die Gesetze nochmals zu evaluieren, sagte sie: „Jedes Leben ist kostbar“, so die Republikanerin, die sich zeitgleich darüber beschwerte, dass niemand über „perverse, schreckliche, geistesgestörte Individuum“ spreche, der das Mädchen vergewaltigt habe.

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