„Es wäre wünschenswert gewesen, dass die Länder nun ihre Wolf-Regelungen selbst korrigieren“, sagt WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler.
Beschwerdeprüfung
Die politisch Verantwortlichen in den betroffenen Bundesländern – etwa in Tirol, Kärnten oder Salzburg – denken aber nicht daran, wie sie gegenüber dem KURIER betont hatten. „Wir werden uns nicht zurücklehnen und dem Treiben zusehen“, kündigt Pichler an. Der WWF prüft nun Beschwerden. „Wir schauen uns alle Verordnungen an und werden dann priorisieren, welche am schlimmsten ist.“
Die Aktivisten des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) haben bereits am Dienstag mitgeteilt, dass sie – mit Verweis auf das VwGH-Erkenntnis – Beschwerde gegen die Kärntner Wolfsverordnung beim Landesverwaltungsgericht Kärnten eingebracht haben.
Der WWF wird sich daher wohl ein anderes Bundesland vornehmen. Eigentlich sollen die Verordnungsregeln dazu dienen, Beschwerdemöglichkeiten der NGOs auszuhebeln, weil sie anders als bei Bescheiden in derartigen Behördenverfahren eigentlich nicht vorgesehen sind.
EU-Präsidentin zeigt sich offen
Für Pichler ist durch die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs aber klar, "dass die Landesverwaltungsgerichte sehr wohl zuständig sind und sich mit dieser Sache auseinandersetzen müssen".
Für die politischen Befürworter der Wolfabschüsse ist weiter das erklärte Ziel, dass die EU den Schutzstatus der Raubtiere senkt. Dafür hat sich am Dienstag EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) bei einem Besuch in Bayern grundsätzlich offen gezeigt.
"Es ist richtig, dass die gefährdete Art geschützt werden muss. Aber wenn in bestimmten Regionen die Art nicht mehr gefährdet ist, müssen wir auch anders mit dem Wolf umgehen und ihn zum Beispiel bejagen", sagte sie - sehr zur Freude von Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder, der im Herbst Wahlen zu schlagen hat.
Bei einer in Salzburg Anfang Juli geschossenen Wölfin steht indes nach einer DNA-Analyse fest, dass es sicht tatsächlich um ein Tier handelt, das 30 Schafe und Lämmer gerissen hatte.
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Rund um Österreich - in Deutschland, Polen, Frankreich, Italien, der Schweiz oder etwa Slowenien - gibt es Populationen von Wölfen, die größer werden. In Österreich selbst gab es vor etwa 15 Jahren die ersten Wolfnachweise. Inzwischen haben sich sieben Rudel gebildet - in Niederösterreich und in Kärnten.
Der WWF rechnet damit, dass sich derzeit etwa 70 bis 80 Wölfe gleichzeitig in Österreich aufhalten. Die NGO spricht sich nicht grundsätzlich gegen Abschüsse aus, drängt aber darauf, den Herdenschutz zu forcieren. Im ersten Halbjahr 2023 gibt es 165 bestätigte Risse von Nutzttieren.
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