93-Jähriger wartet auf Impfung und hat wenig Verständnis für Gabalier

93-Jähriger wartet auf Impfung und hat wenig Verständnis für Gabalier
Am Samstag beginnt Kärnten als erstes Bundesland mit der Impfung der über 80-Jährigen, die nicht in Heimen leben. Ein 93-Jähriger erzählt, wie er eine Covid-Ansteckung überstanden hat und dass er sich auf die Impfung freut.

Am Freitag ist Turntag bei Josef K. „Eine Stunde mache ich Übungen für den ganzen Körper, man muss ja fit bleiben“, erzählt der 93-jährige Kärntner. Ein Gegenstand darf dabei ausnahmsweise mit zur Gymnastikeinheit: Das Handy. Der Senior wartet auf den Anruf, wann er zur Corona-Impfung darf.

25.000 Anmeldungen

Am Samstag startet Kärnten als erstes Bundesland in Österreich mit den Impfungen der über 80-Jährigen, die nicht in Heimen leben. Geschätzte 35.000 Personen fallen in diese Altersgruppe. In den acht Bezirksstellen der Gesundheitskassen erhalten am Wochenende die ersten 1.800 Frauen und Männer den Stich. Die Nachfrage ist hoch. Bis Donnerstag gab es 25.000 Anmeldungen für die freiwillige Impfung. Insgesamt stehen in den kommenden Wochen vorerst 13.000 Extra-Impfdosen für die ältere Bevölkerungsgruppe zur Verfügung. Soweit die Zahlen.

Überstandene Corona-Infektion

Das Motto des Landes: Ältere zuerst. Ist man mit 93 also noch zu jung? Josef K. schmunzelt. „Das liegt sicher daran, dass ich es schon hatte.“ Mit „es“ ist Covid gemeint. Im November steckten sich seine Lebensgefährtin und er bei einem Begräbnis mit dem Virus an. Und hatten unfassbares Glück. „Wir waren nie im Krankenhaus. Gut ging es uns aber nicht“, betont der Kärntner.

Heftige Hustenanfälle, Schlafprobleme, enorme Müdigkeit, Gewichtsverlust, Sauerstoff. Jetzt sei er bis auf Kopfschmerzen und ein wenig Müdigkeit wieder auf der Höhe. „Ich möchte aber kein zweites Mal Corona bekommen und darum habe ich mich für die Impfung angemeldet.“

Schwere Vorwürfe

Der Run auf den Impfstoff scheint in Kärnten mittlerweile eigenartige Blüten zu treiben. Wie die Kleine Zeitung berichtet, soll es in manchen Pflegeheimen in den Bezirken Spittal, Villach-Land und Völkermarkt zu einem regelrechten Schacher mit Impfdosen gekommen sein. Gegen eine „kleine Spende“ soll mehr Impfstoff bestellt worden und für zahlungswillige Kunden „reserviert“ worden sein. Die Polizei ermittelt nicht.

„Für mich ist es schwer vorstellbar, dass so etwas passiert. Es ist genau kalkuliert, wie viele Personen in Heimen arbeiten. Hinzu kommt, dass es zu wenig Impfstoff gibt. Man kann also nicht bestellen wie man will“, sagt Gerd Kurath, Sprecher des Landes auf KURIER-Nachfrage. Eine Konsequenz wurde trotzdem gezogen. Konnten Heime den Impfstoff zunächst selbst ordern, erfolgt dies seit Montag zentral vom Land aus.

Ebenfalls für Aufsehen hatte der Fall von 20 Angehörigen in einem Pflegeheim gesorgt, die geimpft worden waren. Allerdings legal. Denn bevor der Impfstoff weggeworfen wird, darf die Heimleitung Personen von einer Reserveliste kontaktieren. Auf dieser standen besagte 20 Angehörige.

Kritik von Landregionen

Apropos Pflegeheime: In diesen sind die Impfungen seit Donnerstag abgeschlossen. 7.000 Bewohner und Beschäftigte haben eine erste Dosis erhalten. Laut Impfplan folgt nun ab Dienstag das Personal an den Covid-Stationen der Spitäler. Ab Donnerstag gibt es – nach heftiger Kritik – ein Kontingent für die Impfung niedergelassener Ärzte.

Genau diese Ärzte fordern immer vehementer ihre Einbindung in den Impfplan. Auch aus manchen der entlegeneren 132 Kärntner Gemeinden verstummt die Forderung nicht, dass die Impfung zu den Älteren und nicht umgekehrt kommen müsse. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) meinte dazu erst kürzlich in einem KURIER-Interview: „Das Problem ist, dass der Biontech-Pfizer-Impfstoff, wenn er zugeliefert wird, nicht mehr weiterverbracht werden kann. Dezentrale Impfungen wird es en masse geben müssen, man kann ja nicht die ganze Kärntner Bevölkerung in die Bezirksstellen schaffen. Aber dafür bedarf es anderer Impfstoffe.“

Laut Plan des Gesundheitsministeriums sollen bis Ende März jedenfalls rund 600.000 Österreicher geimpft worden sein.

Impfung als Segen

Am Freitagnachmittag kam dann für Josef K. die erlösende Nachricht. Er wird am Sonntagnachmittag geimpft. Warum sich Prominente, wie zuletzt Andreas Gabalier gegenüber der Impfung skeptisch zeigten, versteht er nicht: „Das ist eine ernste Krankheit. Auch für junge Menschen. Dank des medizinischen Fortschritts haben wir etwas dagegen in der Hand und sollten es nutzen.“

Eines will der 93-Jährige in diesem Winter mit der Impfung auf jeden Fall: Skifahren. „Ich will da weiter machen, wo ich letztes Jahr aufgehört habe. Man muss ja fit bleiben.“

Update: Inzwischen hat Andreas Gabalier erklärt, sich doch noch impfen lassen zu wollen. Mehr dazu:

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