839 Bäume fallen für den Speicherkanal

Seit Sonntag sind wieder Rodungen erlaubt
Seit Sonntag sind in Graz Rodungen am Murufer bis in den Augarten per Bescheid erlaubt.

Kaum waren die (Nationalrats-)Wahlen vorbei, machten die Gegner von Murkraftwerk und Speicherkanal gleich einmal mobil, quasi vorsorglich: Heute, Dienstag, würde begonnen, Bäume am Murufer nördlich der neuen Staustufe Graz-Puntigam zu fällen, befürchteten sie.

Alarmiert wurden die Skeptiker der Bauprojekte vermutlich durch die Absperrgitter, die bereits entlang des Flusses bis nahe zur Innenstadt aufgestellt wurden. Außerdem ist ein Datum noch gut bekannt: Am Montag nach den Grazer Gemeinderatswahlen (5. Februar) begannen die Rodungen in Puntigam.

Der Sprecher der Holding Graz, die für den Bau des Zentralen Speicherkanals zuständig ist, beruhigt jedoch. Am Dienstag seien keine Rodungen auf dem Gebiet nördlich der Bertha von Suttner-Brücke geplant. Höchstens auf dem Gelände rund um die Baustelle des Murkraftwerkes selbst könnten am Dienstag noch einige weitere Bäume fallen.

Das ist eine Formulierung, die allerdings Spielraum zulässt: Tatsächlich verfügt die Holding über einen aufrechten Bescheid, jene Bäume zu fällen, die dem Kanal im Weg stehen. Er gilt ab 15. Oktober, also seit Sonntag, und bleibt bis Mitte März in Kraft. Der Bescheid gibt sogar die Anzahl der Bäume vor, die für den Speicherkanal fallen werden: 839. Sie sollen aber "mindestens im Verhältnis 1: 1 wieder aufgeforstet werden", verspricht die Holding.

Gab es schon südlich in Puntigam große Aufregung, Besetzungen und Protestcamps wegen der Rodungen für das Kraftwerk, wird der Wirbel weiter nördlich nicht geringer ausfallen. Die Bauarbeiten für den Kanal ziehen sich nämlich bis in den Augarten und damit doch ziemlich nahe zur Innenstadt. Allerdings sollen die Rodungen nicht gänzlich nackte Uferböschungen hinterlassen, versichert man in Holding: Geplant sei, nur die erste Baumreihe direkt an der Mur zu entfernen sowie einige Querschneisen zu schlagen.

Security wacht

Die Erfahrungen der Energie Steiermark mit dem Bau der Staustufe Puntigam macht sich die Holding Graz zunutze. Sicherheit wird großgeschrieben: Absperrgitter sollen Aktivisten vor potenziellen Störaktionen abhalten, auch Sicherheitsleute werden am Murufer Dienst schieben. Wie viele es sein werden und wann die Holding tatsächlich mit den Rodungen beginnt, wird nicht bekannt gegeben.

Bekannt sind aber die Kosten für das Projekt: Der Speicherkanal ist mit 80 Millionen Euro festgesetzt. Eine Summe, an der sich die Grünen zuletzt festgebissen hatten: Abgeordneter Werner Kogler sieht in dem Geld sowie Förderungen für das Projekt eine illegale Beihilfe für das Murkraftwerk. Laut einer Studie sei der Kanal nämlich nur nötig, wenn die Staustufe gebaut werde. Diese kostet auch 80 Millionen Euro.

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