Wels ermittelte Standort von kurzzeitigem KZ

Die spätere "Halle der Nationen" wurde in Wels temporär zum KZ.
1938 wurde das Gebäude auf dem heutigen Messegelände errichtet. Später als "Halle der Nationen" bekannt wurde es 1984 von Brandstiftern zerstört.

Die Stadt Wels hat die Geschichte eines Konzentrationslagers aufarbeiten lassen, das 1945 für wenige Wochen auf dem Areal des heutigen Messegeländes bestand. Mithilfe eines Zeitzeugen wurde der Standort des ehemaligen KZ ausgemacht, dem rund 200 Tote zuzuordnen sind.

Nachzulesen sind die jüngsten Erkenntnisse in einem Aufsatz des Historikers Florian Freund, der Teil des 2020 erscheinenden vierten Bandes der Reihe „Nationalsozialismus in Wels“ ist. Demnach bestand das Lager Wels II von 25. März bis 13. April 1945. 1.000 Häftlinge kamen aus Mauthausen, weitere 1.000 aus dem Lager Ebensee.

"Reichsnährstandshalle"

Der genaue Standort des Lagers war bisher unklar. Nun wurde es in der 1938 am Welser Messegelände errichteten „Reichsnährstandshalle“ ausgemacht. Dort wurden die Häftlinge ohne Küche oder Sanitäranlagen, nur mit Stroh am Boden untergebracht. Das Gebäude, das später „Halle der Nationen“ hieß, wurde 1984 durch Brandstiftung zerstört.

Wels ermittelte Standort von kurzzeitigem KZ

Zwangsarbeit

Die Gefangenen mussten in zwei Schichten bei Aufräumarbeiten am Bahnhof Wels schuften – bei nasskaltem Wetter und nur spärlich bekleidet. Laut Historiker Freund waren die schweren Bedingungen alleine daran zu ermessen, dass am 6. April 400 kranke Häftlinge durch 400 arbeitsfähige ausgetauscht wurden.

Vor Mai 1945 übergab ein SS-Offizier 180 unbekannte Tote an die Friedhofsverwaltung Wels. Ihr Schicksal ist nur bruchstückhaft bekannt. Am 13. April 1945 wurde das Lager geräumt und die Insassen nach Ebensee gebracht. Die Transporte forderten wieder Tote. Der Lagerarzt meldete 54 Personen „aus dem Arbeitskommando Wels“ als verstorben.

Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) und Messepräsident Hermann Wimmer kündigten am Freitag eine Gedenktafel am Messegelände an.

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