Aufhorchen in Wien
In Wien sorgte die Nominierung von Hattmannsdorfer doch ein wenig für Aufsehen. Wer soll das sein, der aus dem Sozialressort in OÖ an die Spitze der Wirtschaftskammer kommt?
Im ÖVP-geführten Innenministerium, so hört man, hat der Landesrat aus OÖ auch immer wieder für Aufregung aber auch Kopfschütteln gesorgt – mit seinem Vorpreschen.
Die Sachleistungskarte für Asylwerber kommt aus Oberösterreich, auch die Verpflichtung zur sozialen Arbeit. Flüchtlingsorganisationen kritisieren manches als "Showpolitik", aber Hattmannsdorfer kann tatsächlich auf ein stark verbessertes Angebot an Integrations- und Sprachkursen in Oberösterreich verweisen. Und die Karte wird auf Österreich ausgerollt. Asylpolitik Marke Hattmannsdorfer.
Ein "Schwarzer" reüssiert im "roten" Sozialwesen
Showpolitik, Karrierestreben, harte Kante. Diese Zuschreibungen gibt es für Hattmannsdorfer. Und ja, im traditionell "roten" Sozialbereich in Oberösterreich, den Hattmannsdorfer in seinen langen Jahren als ÖVP-Landesgeschäftsführer und Verantwortlicher für viele Wahlkämpfe, oft kritisiert hatte, war die Angst vor dem erstmaligen "schwarzen" Landesrat groß.
Nach nur drei Jahren fällt die Bilanz ganz anders aus - und diese wird quer durch das Sozialwesen bestätigt. Er hat es geschafft, über Parteigrenzen hinaus Partner zu finden, seine Fähigkeit, vernetzt und über den Tellerrand hinaus zu blicken, hat ihm viele Türen geöffnet.
Und er hat damit auch viele Experten und vermeintliche Gegner ins Boot geholt. "Er hat das Sozialwesen bereichert", hält etwa die OÖ-Volkshilfe-Geschäftsführerin fest, die in der Frage der Bezahlkarte inhaltlich nicht immer einer Meinung mit Hattmannsdorfer war. Zum Abschied im Landtag gibt es Lobeshymnen von der FPÖ wegen einer für die Bundesebene "beispielhaften schwarz-blauen Politik". Diese Lorbeeren nimmt Hattmannsdorfer gerne mit nach Wien.
Umsetzungsstärke, kluges taktisches Vorgehen, ehrliche Einbindung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Betroffenen, Austausch mit den Playern auf Augenhöhe, hingehen und zuhören, dazu kreative Ansätze und das so oft strapazierte - aber von Hattmannsdorfer tatsächlich mutig geprägte - "Out of the box"-Denken: Das hat ihm rasch die Anerkennung auch im sogenannten "anderen Lager" gebracht. "Er redet nicht nur, sondern setzt auch um", sagt man in OÖ über ihn.
Diese Eigenschaften und diese Herangehensweise werden ihm auch im neuen Job - der wohl wieder eine Nummer größer ist - helfen. Denn gerade die Wirtschaftskammer ist als wichtiger Teil der Sozialpartnerschaft angehalten, Allianzen zu schmieden, gut funktionierende Kompromisse zu entwickeln und neue Wege zu beschreiten.
Soziales als Schlüsselressort
Und für einen Wirtschaftskammer-Generalsekretär ist es nicht unspannend, zu sagen: "Das Sozialressort ist auch ein Schlüsselressort für die Standortpolitik. Und für eine leistungsbereite Gesellschaft ist die Wirtschaftskammer die Speerspitze."
Leistung, Eigenverantwortung und Solidarität. Diese Schlagwörter benutzt Hattmannsdorfer gerne. Und politische Gegner aus allen Lagern rechnen ihm zu, dass er Menschen, die Hilfe brauchen, auf der Basis seines christlich-sozialen Denkens nicht zurücklässt. Seine Handschlagqualität wird gelobt, seine Kritikfähigkeit geschätzt - ebenfalls quer durch alle politischen Couleurs.
Ein "Mögerter"
Und er verweist glaubhaft und stolz auf die sinkenden Zahlen von Sozialhilfebeziehern in Oberösterreich: "Das ist deshalb ein Erfolg, weil die Menschen aus der Sozialhilfe heraus nur weiter nach oben kommen können." Nur erntet er dafür nach seiner Abschiedsrede von SPÖ und Grünen Kritik. Zu sehr habe seine Politik oft auf einige wenige Schwache abgezielt, deren Situation sich dadurch keineswegs verbessert habe.
Langjährige Weggefährten sagen jedenfalls: "Er ist ein politischer Kopf, der gestalten will." Und der frühere Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), für den Hattmannsdorfer viele Jahre gearbeitet hat, sagt über ihn: "Er ist ein Mögerter, wie wir in Oberösterreich sagen, einer, den man mag."
Worüber Hattmannsdorfer selbst nicht reden will: Ob er ein Ministeramt anstrebt oder als Landeshauptmann nach Oberösterreich zurückkehren will. Für beides gilt: Wer seinen Weg verfolgt hat, weiß, dass er nicht nein sagen würde, wenn er gefragt wird.
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