Studie zeigt: Industrie in Oberösterreich "sehr pessimistisch"

Studie zeigt: Industrie in Oberösterreich "sehr pessimistisch"
Zukunftsmonitor-Umfrage zeigt, dass Industriebosse nur langsam mit einer Besserung der Situation rechnen.

"Die Grundstimmung der Industrie Oberösterreichs ist schlecht. 33 Prozent blicken mit Sorge, 37 Prozent mit Skepsis auf die kommenden zwölf Monate, das sind also insgesamt mehr als zwei Drittel." So fasst Paul Eiselsberg, IMAS-Direktor die Studie zusammen, die sein Institut im Auftrag der Wirtschaftskammer Oberösterreich erstellt hat.

Befragt wurden dazu 76 Bosse großer Industrieunternehmen aus Oberösterreich, deren Meinung wurde zu einem "Zukunftsbarometer 2030" zusammengefasst. Und Erich Frommwald, Spartenobmann für die Industrie in der OÖ-Wirtschaftskammer leitet aus dieser Studie einen "akuten Handlungsbedarf" ab. 

Denn die Industrie ist ein wesentlicher Faktor in Oberösterreich. 125.000 Menschen arbeiten in der Industrie, ein Drittel aller Industrielehrlinge Österreichs wird in Oberösterreich ausgebildet, mit 55 Milliarden Euro setzt die Industrie in OÖ 22 Prozent der nationalen Industrieproduktion ab. 

In die falsche Richtung

Warum die Firmenbosse so negativ in die nahe Zukunft blicken? „58 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sich der Wirtschaftsstandort in den vergangenen drei bis vier Jahren nicht in die richtige Richtung entwickelt hat", erläutert Eiselsberg. Nur 29 Prozent würden eine Entwicklung in die richtige Richtung sehen.

Ein Thema steht ganz oben: Die überbordende Bürokratie (89 Prozent) wird als großer problematischer Faktor gesehen, hinzu komme der schwierige Arbeitsmarkt (75 Prozent) und die eingehobenen Steuern und Abgaben (63 Prozent). 

"Am ehesten kann man noch den Investitionsanreizen der vergangenen Jahre etwas abgewinnen (30 Prozent), dennoch sieht auch hier mit 42 Prozent die Mehrheit eine eher negative Entwicklung“, so Eiselsberg.

Als größte Herausforderung - und auch das ist nicht neu - gilt der Engpass an Personal (59 Prozent), es folgen der Kostendruck durch Personal und Energie (39 Prozent) und die Energieversorgung und -transformation (28 Prozent). Den Klimawandel selbst und die ökologische und nachhaltige Transformation der Unternehmen sehen die befragten Industrie-Bosse nur mit 17 Prozent als "Herausforderung" an.  

Gesellschaftspolitische Fragen

Womit die Industrie in der Gesellschaft rechnet, wurde auch abgefragt. Dass der Anteil der Älteren in der Gesellschaft weiter steigt, davon sind die Befragten überzeugt. Sie rechnen auch mit einer weiteren Polarisierung in der Gesellschaft (88 Prozent), sowie dass der Protektionismus weltweit weiter steigen werde (84 Prozent).

Wovon sie trotz geringer Herausforderung in Sachen Klimawandel ebenfalls überzeugt sind: Dass die Notwendigkeit, auf eine Kreislaufwirtschaft zu achten und zu setzen, zunehmen wird (79 Prozent). Die Auswirkungen des Klimawandels und die extremen Wetterereignisse werden auch zunehmen, sagen die Industriebosse (70 Prozent).

Nur noch besser als Afrika

Lediglich Afrika wird aktuell als wettbewerbsschwächer gesehen, alle anderen Regionen, vorneweg China und die USA, drohen aus Sicht der oberösterreichischen Industrie bei der Wettbewerbsfähigkeit Europa deutlich den Rang abzulaufen, so der Studienautor. 

Dass Prognosen schwierig sind, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen, ist ein geflügeltes Wort. Die Industriebosse wurden dennoch dazu befragt. 58 Prozent sehen in OÖ "eine hohe Zukunftskompetenz", und dass OÖ besser mit Herausforderungen umgehen könne als andere Regionen in Europa (57 Prozent). 

Oberösterreich sei im Großen und Ganzen gut auf die kommenden Jahre vorbereitet, sagen noch 48 Prozent der Befragten. Aber sie sind einhellig der Meinung, dass Oberösterreich seine beste Zeit schon hinter sich hat. Nur 12 Prozent glauben, dass das Land noch seine besten Zeiten vor sich hätte.

Für Frommwald sind drei wesentliche Punkte nun anzugehen - und auch diese Forderungen sind nicht neu: Senkung der Abgabenqouten und Lohnnebenkosten, Energietransformation mit "wettbewerbsfähigen Preisen" und Abbau der Bürokratie durch Reduktion von "überbordenden Meldepflichten und Beschleunigung von Verwaltungsverfahren". 

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