„Wie in den USA, Wodka aus Limoflaschen“

Polizei bekommt im Hessenpark stärkeres Durchgriffsrecht
Lokalaugenschein des KURIER am Hessenplatz. Mit einem Alkoholverbot wollen Stadt und Polizei lästige Parkgäste vertreiben.

Jene, die es besonders betrifft, dürfte das baldige Alkoholverbot im Linzer Hessenpark noch nicht interessieren. Mit unsanftem Unterton wurde dem KURIER-Reporter beim vormittägigen Lokalaugenschein empfohlen, sich zu entfernen. Der unwillige, mit Bierdose bestückte Interviewpartner war aufgekratzt. Er und andere Anwesende wurden von einem schwer betrunkenen jungen Mann von einer Wiese aus lautstark beschimpft.

Schon im Juni soll im historischen Park am zentralen Hessenplatz alles anders werden. Wie berichtet, haben sich Bürgermeister Klaus Luger, SPÖ, und Landespolizeidirektor Andreas Pilsl geeinigt, an drei Linzer Hotspots Schutzzonen einzurichten. Am Hessenplatz soll zudem ein Alkoholverbot verordnet werden. Die Reaktionen darauf sind in der Umgebung zwiespältig.

„Das wird wie in den USA. Die Leute werden den Wodka aus Limoflaschen trinken. Das zu kontrollieren wird schwierig“, macht sich Günther Krämer Gedanken. Er hat den Imbissstand am Hessenplatz von der Stadt Linz gepachtet. Informationen über das Alkoholverbot hat er noch nicht bekommen.

Hohe Preise

„Wie in den USA, Wodka aus Limoflaschen“

Imbissbeteiber Günther Krämer

Die vor allem nachts aktiven teils alkoholkranken Parkbesucher gehören nicht zu Krämers Kundschaft, weil ihnen hier die Preise zu hoch sind. Sollte sein Betrieb von dem Alkoholverbot betroffen sein, dann wäre das existenzbedrohend, sagt der Imbisswirt. „Ich habe vorwiegend Stammkunden. Viele kommen nach der Arbeit auf ein Feierabendbier “, schildert er.

Freudig begrüßt werden die anstehenden Verordnungen von den Anrainern, die diese Maßnahmen seit Langem immer wieder von der Politik gefordert haben. „Wir sehen das auch im Zusammenhang mit der anstehenden Umgestaltung des Parks als sehr positiv“, erklärt Olga Lackner, die Obfrau der Bürgerinitiative „Lebenswerter Hessenpark“. Langsam erobern die Anrainer den Park zurück. Ein ehemaliges Lokal, das zuletzt zur Drogendrehscheibe verkommen war und geschlossen wurde, öffnen die Bürger an den Wochenenden als ihr „Park-Café“. Aktuell ist dort eine Ausstellung über die Geschichte des Parks zu sehen.

In der Sitzung am 24. Mai will Stadtchef Luger dem Gemeinderat die neuen Verordnungen zur Abstimmung vorlegen. FPÖ und ÖVP werden sie mittragen. Kritik kommt von den Grünen: Linz werde zur Law-and-Order-Stadt, Menschen würden von einem Ort an den nächsten verdrängt, sagt die Grün-Gemeinderätin Marie Hartig. Man werde das Park-Publikum weiter beobachten und ihm Betreuung anbieten, heißt es aus dem Rathaus.

Wolfgang Atzenhofer

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