Dafür wurde das Verkehrsprojekt, das in der Vergangenheit für viel Kritik und Protest sorgte, Freitagmittag mit Polit-Prominenz offiziell für den Verkehr freigegeben. Nach fünfeinhalb Jahren Bauzeit eröffneten Asfinag, Land Oberösterreich und Stadt Linz den ersten Teil des Projekts Westring A26: die Hängebrücke über die Donau mit den untertunnelten Auf- und Abfahrten ist ab Freitag, 18 Uhr, für den Verkehr offen.
Ohne tragende Pfeiler
Die vierte Flussquerung in Linz, die den Namen Donautalbrücke erhielt und die Stadt mit dem Mühlviertel verbindet, überspannt gut 300 Meter. Sie kommt ohne tragende Pfeiler aus und sei damit eine „echte“ Hängebrücke, die laut Asfinag „in dieser Dimension weltweit einzigartig“ sei.
Das Tunnelsystem der Auf- und Abfahrten beträgt insgesamt 3,2 Kilometer. 305 Millionen Euro hat die erste von drei Bauetappen gekostet. 85 Prozent davon trägt die Asfinag, zehn Prozent das Land Oberösterreich und fünf Prozent die Stadt Linz.
Nur eine Spur befahrbar
In den ersten Jahren wird pro Fahrtrichtung nur jeweils eine Spur befahrbar sein, denn die Brücke dient Baufahrzeugen und Maschinen für den Vortrieb des Tunnels durch den Freinberg, der Verwirklichung der zweiten Etappe der A26. Bis 2035 soll in drei Etappen alles fertig sein, der Großteil der Strecke verläuft unterirdisch.
Gegen die zweite Bauetappe, die 2026 begonnen werden soll, regt sich jetzt schon beachtlicher Widerstand. Der Freinberg-Tunnel sorgt seit Jahren für Diskussionen, Bürgerproteste und Einsprüche. Zuletzt versuchte ein Bündnis aus 23 Bürgerinitiativen mit einer Volksbefragung in Linz den Weiterbau nach Fertigstellung der Brücke zu stoppen.
Der Westring würde rund 30.000 zusätzliche Autofahrten pro Tag bedeuten, obwohl laut Experten in Linz 150.000 Autofahrten pro Tag weniger stattfinden müssten, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, so ihre Argumentation. Von 10.000 gesammelten Unterschriften für das Einleiten einer Volksbefragung erklärte die Stadt jedoch nur 4.872 für gültig, was nicht ausreichte.
Vervielfachung der Kosten
Die Kosten des Projekts sind ein weiterer Kritikpunkt. Im Jahr 2001 lag die Kostenschätzung für frühere Varianten der A26 bei 170 Mio. Euro. Beschlossen wurde die A26 im Landtag im Jahr 2011 bei geschätzten Kosten von 667 Millionen Euro. Mittlerweile haben sich die Kosten für diese Rumpf-Variante auf rund 1,2 Milliarden Euro verdoppelt.
5 Euro pro Überfahrt für die nächsten 100 Jahre
Bernhard Bergmair forscht im Bereich nachhaltige Innovation, ist Mitglied im Club of Rome Austrian Chapter und bei den Scientists for Future: “Die Überfahrt über die Brücke von Urfahr bis zum Anschluss A7 wird nach eigenen Schätzungen 5 Euro pro Fahrzeug kosten - und das über die nächsten 100 Jahre. Die ASFINAG sollte solche Berechnungen vorlegen. Ich weiß nicht, wie viele Menschen zu dieser Zahlung bereit wären. Umgekehrt: Wenn man jedem Pendler in der Früh 10 Euro gibt, damit er mit dem Bus fährt, dann bräuchten wir vermutlich keine A26.”
Bergmair argumentiert weiter: "Bis wann wir die Brücke noch brauchen, ist auch fraglich: Seit 2015 hat der Verkehr z.B. auf der Rohrbacher Bundesstraße bei Puchenau um 11 Prozent abgenommen. Und im Sinne unserer Kinder sollten wir diese Verkehrsabnahme weiter fördern, nicht die Verkehrszunahme.”
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