Das Areal und die Gebäude erzählen Geschichte, wurde doch der Betrieb vor 700 Jahren erstmals erwähnt. Seit 2003 bauen die Schwestern nun vor Ort Wein an, begonnen hat alles mit einem Kuraufenthalt ihres Vaters in Baden.
Am eigenen Hof als Versuch begonnen
"Dort wollte er plötzlich einen Weingarten kaufen und hat sich dann doch entschlossen, es bei uns zu versuchen", lacht Irene Wurm, die eigentlich BWL und Kunstgeschichte studiert und nach Stationen im Marketing rund um den Globus wieder zurück nach Hause gefunden hat: "Ich musste erst lernen, sesshaft zu werden."
Nun leben die Schwestern samt Familien und die Eltern gemeinsam am Hof in Oberösterreich. Der Senior werkelt auch an diesem sonnigen Montag mit, nimmt seine Töchter in den Arm und sagt: "Die beiden sind meine Chefs".
Irene Wurm und Barbara Wallisch stehen exemplarisch für eine junge Weinbau-Szene, die experimentiert, sich etwas traut und immer öfter für Aufsehen sorgt, etwa mit Nominierungen bei Salon Österreich und Falstaff-Wertungen: "Wir werden noch nicht ernst genommen, wir dürfen noch spielen", erklärt die 41-jährige Wurm den Status Quo. Und das bedeute auch, das Beste aus dem zu machen, was die Natur hergibt.
Viel weniger Ertrag als im Vorjahr
Was den Mengenertrag betrifft, haben die Weinbäuerinnen heuer wenig zu jubeln: Um ein Viertel weniger als im Vorjahr konnte geerntet werden. Und damit sind die Schwestern nicht alleine, viele Landwirte vermelden Verluste bis zu einem Drittel: Anstatt der durchschnittlichen Jahresproduktion von 500.000 bis 600.000 Flaschen werden heuer ungefähr 350.000 bis 400.000 Flaschen erwartet.
Ein bitterer Schlag, "aber natürlich schlägt das niemand auf die Verkaufspreise für die Kundschaft drauf", sagt Leo Gmeiner.
Beinahe täglich melden sich interessierte Landwirte bei ihm. Gmeiner ist der Präsident des oö. Weinbauverbandes und beobachtet die aktuelle Entwicklung mit Freude: "Wir haben ein kontinuierliches Wachstum bei den Betrieben." Und das, obwohl der Weinbau sehr aufwändig sei.
Derzeit gehe der Trend hin zu Sprudeligem wie Frizzante und Sekt, aber natürlich seien auch die klassischen, starken Weine immer gefragt. "Wir wollen ordentliche, qualitativ hochwertige Produkte abliefern, damit jene, die zum ersten Mal mit oberösterreichischem Wein in Berührung kommen, positiv überrascht sind", sagt Gmeiner, der in Perg selbst eine Vollerwerbslandwirtschaft führt, und: "Es gibt in Oberösterreich nicht viel, dafür sehr edle Tropfen, ich nenne ihn gerne den Boutique-Wein."
Auch im Weinbau gibt es Trends, derzeit werden so genannte PiWi-Rebsorten immer beliebter: Das sind Neuzüchtungen, wie etwa Donauriesling oder Blütenmuskateller, die sehr widerstandsfähig gegen Pilzerkrankungen sind und daher deutlich weniger Pflege im Weinberg brauchen.
Während in ganz Österreich erst knapp zwei Prozent der Rebfläche mit diesen neuen Sorten bepflanzt sind, sind es in Oberösterreich schon fast ein Drittel der gesamten Rebfläche.
Derzeit wird in Oberösterreich auf 100 Hektar Wein angebaut, "vertrunken" werden im Bundesland allerdings 6000 Hektar pro Jahr. Das heißt für die hiesige Weinbauszene also: Da liegt noch viel Potential auf den Feldern brach.
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