„Guten Tag. Hier spricht die Polizei. Ihre Tochter war in einen Verkehrsunfall verwickelt. Damit sie nicht in Haft muss, ist eine Kaution nötig. Per Überweisung.“
Oder: „Bei Ihnen in der Nähe wurde eingebrochen. Wir konnten eine Adressenliste der Diebe sicherstellen, auf der auch Ihre steht. Wir bieten an, Ihre Vermögenswerte in Sicherheit zu bringen.“
Täglich versuchen Betrüger mit solchen Maschen, über das Telefon Geld zu erschleichen. Die traurige Wahrheit: Viele fallen darauf rein, nur wenige sehen ihr Geld jemals wieder. Gerald Sakoparnig, Leiter der Betrugsabteilung im Landeskriminalamt OÖ, weiß, wann man den Hörer auflegen sollte.
Psychologisch geschult
Ob Polizisten, Staatsanwälte, Techniker – Telefonbetrüger können viele Identitäten annehmen: „Oft machen sich die Täter auch Gewinnversprechen zunutze, wo dem Opfer mitgeteilt wird, in einer Lotterie gewonnen zu haben. Das Geld müsse aber durch einen Geldtransporter übermittelt werden und dafür seien Transportkosten zu zahlen. Bei einem hohen Gewinn sind 2.000 bis 3.000 Euro ja nichts“, erklärt Sakoparnig eine weitere Strategie.
Auch Anrufe von falschen Technikern, die angebliche Schadprogramme auf Computern beheben würden, mehren sich. Ihr eigentliches Ziel: Der Zugang zum Online-Banking.
„Die Betrüger sind geschickte Verkäufer und psychologisch geschult. Vor allem darauf, wie man auf ältere Menschen eingeht.“ Schon bevor es zu den Anrufen kommt, würden die Täter eine Einschätzung darüber treffen, wer den Abheben könnte: „Eine Wilma und eine Maria sind mehr gefährdet als etwa eine Selina. Man will die Hilfsbereitschaft der älteren Generation ausnutzen“, sagt Sakoparnig. Außerdem sei bei Älteren meist mehr zu holen als etwa bei Studierenden.
Die goldene Regel
Sakoparnigs goldene Regel: „In dem Moment, wo es zu einer Geldforderung kommt, sofort auflegen. Die angezeigte Nummer spielt keine Rolle. Sich einfach nicht einlullen lassen. Keine seriöse Person fordert über einen Anruf Geld.“ Hier seien auch Familienmitglieder gefragt, ältere Verwandte dahingehend zu sensibilisieren.
Denn die Verluste können hoch sein: „Insgesamt sprechen wir von vielen Millionen, die pro Jahr in Oberösterreich zusammenkommen.“ Zudem sei die Dunkelziffer der Betroffenen hoch, weil „viele sich schämen. Das ist aber fehl am Platz“, so der Experte.
Das Geld ist weg
Eine Zahl der Betrugsfälle zu nennen, sei schwierig. „Alleine der Versuch ist strafbar. Die Täter probieren es zigfach.“ Die stärkste Waffe gegen sie sei Bewusstseinsbildung. Denn dass man sein Geld zurückbekommt, ist unwahrscheinlich: „Wir haben eine niedrige Erfolgsquote. Viele Opfer reagieren zu spät. Meist gibt es Zwischenkonten. Bis wir diese ausfindig gemacht haben, wurde das Geld schon längst einmal um die Welt geschickt.“
Bank
Ist man auf einen Telefonbetrüger reingefallen, dann sollte man sich sofort – noch vor dem Weg zur Polizei – an seine Bank wenden, empfiehlt der Experte. Denn im Vordergrund stünde die Schadensminimierung. Eventuell sei es noch möglich, die getätigte Überweisung rechtzeitig zu stoppen.
Polizei
Erst danach die Polizei informieren und den Telefonbetrug zur Anzeige bringen.
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