„Unsere Fahrten sind zu 95 Prozent regional“

Franz Danninger am Firmengelände von Hofmann & Neffe
Der Verkehr wächst und wächst, an den Lkw wird der Frust abgeladen. Wirtschaftlicher Erfolg und Wohlstand bedingen aber Mobilität.

Die Gemeinden des Salzburger Flachgaus haben wegen Überlastung ein Fahrverbot für durchfahrende Lkw verhängt, die Wirtschaft des Bezirkes Braunau protestiert. Wie soll es mit dem Lkw-Verkehr weitergehen? Ein Gespräch mit Franz Danninger, dem Geschäftsführer und Eigentümer des Transportunternehmens Hofmann & Neffe, das in Linz-Asten seinen Sitz hat. Der 65-Jährige stammt vom Transportunternehmen Danninger in Kopfing ab, das von seinem Bruder Alois geführt wird. Die Firma mit 150 ziehenden Lkw macht jährlich rund 25 Millionen Euro Umsatz. Von 2014 bis 2019 war Danninger österreichweiter Fachverbandsobmann. Er ist nach wie vor Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer Oberösterreich.

KURIER: Die Transportunternehmer in Oberösterreich werden weniger, dafür nehmen die Lkw mit osteuropäischen Kennzeichen massiv zu.

Franz Danninger: Dagegen kann man nichts machen. Es gibt aber keinen Grund zum Jammern. Oberösterreich ist das Bundesland mit den stärksten Importen und Exporten. Deutschland mit seiner starken Automobilindustrie ist unser Nachbar.

Wenn man auf der Autobahn unterwegs ist, hat man den Eindruck, es gibt fast nur mehr osteuropäische Transporteure.

Man überholt zehn Fahrzeuge, davon sind mindestens acht ausländische.

Warum ist das so?

Sie haben wesentlich günstigere Kosten. Die Personalkosten betragen in unserem Unternehmen 35 bis 38 Prozent. Wir leiden an Fahrermangel.

Warum finden Sie keine Mitarbeiter? Vor 40 Jahren sind viele Lkw-Lenker geworden, weil sie sehr gutes Geld verdient haben.

Die Fahrer werden auf der Straße durch Kontrollen verärgert. Sie verdienen heute zwischen 2500 und 3000 Euro netto.

Wie sind die Fahrzeiten?

Es sind die gesetzlichen, andere gibt es nicht mehr. Er darf acht bis neun Stunden lenken, dann ist Schluss. Wenn er die Lenkpause von 45 Minuten nicht genau einhält, schreibt die Zeitung „Lkw-Lenker 50 Stunden durchgefahren“.

Die Gemeinden des Flachgaus haben Lkw-Fahrverbote verhängt, weil ihnen die Belastung zu hoch geworden ist.

Sie haben Ziel- und Quellverkehr ausgenommen. Wir bekämpfen das. Es kann nicht sein, dass der Salzburger vom Flachgau herauffahren kann und der Oberösterreicher darf das nicht machen. Das ist ganz kritisch.

Warum sind viele gegenüber dem Lkw kritisch eingestellt?

Die meisten wissen nicht, dass sie die Lkw brauchen. Es gibt ohne sie keine Versorgung. Wir beliefern Tag und Nacht die Supermärkte. Am Morgen finden die Konsumenten volle Regale vor.

Der Transitverkehr hat stark zugenommen.

Mit den ausländischen Fahrzeugen.

Auf der A1 bei Traun sind täglich rund 100.000 Pkw und 15.000 Lkw unterwegs.

Wir sind 2007 mit 80 Lkw grenzüberschreitend gefahren. Heute sind es keine fünf mehr. Wir fahren 95 Prozent regional. Wir beliefern heute zum Beispiel mit 20 Lkw die Supermärkte.

Manche stört der Lärm des Lkw. Es gibt aber keine Alternative. Die Bahn kann das nicht leisten, sie fährt nicht überall hin. Wie will man die Ware zum Endverbraucher bringen?

Fühlt sich die Lkw-Branche von der Bevölkerung unfair behandelt?

Damit muss man leben. Jetzt werden an der A 1 bei Ansfelden acht Meter hohe Lärmschutzwände aufgebaut. Da werden bald die ersten kommen und sich über zu wenig Sonne beklagen.

Es wächst die Bevölkerung, es wächst der Verkehr, es nimmt die Anzahl der Lkw zu.

Es gehört schon etwas gemacht. Wenn man morgens nach Linz reinfährt, sitzen 95 Prozent der Pkw-Fahrer alleine im Auto. Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, damit die Autofahrer in die Straßenbahn umsteigen können. Es gibt in Linz 160.000 zugelassene Pkw bei 210.000 Einwohnern.

Die SPÖ Braunau fordert die Ausweitung der LKW-Maut auf die Bundesstraßen.

Das können sie machen. Wir zahlen an die Asfinag jährlich fünf Millionen Euro an Mautgebühren. Letzten Endes bezahlt aber der Konsument die höheren Gebühren, nicht wir Unternehmer.

Der Verkehr nimmt zu, dagegen kann man nicht wirklich etwas tun?

In Linz hätte die Stadtautobahn schon längst dreispurig ausgebaut werden müssen. Jetzt wird die Autobahnbrücke mit zwei Bypässen erweitert. Sie bringen den Verkehr eigentlich nur von Urfahr nach Linz.

Die Reduzierung des -Ausstosses ist ein Gebot der Stunde. MAN hat kürzlich einen ersten Elektro-Lkw vorgestellt, die Zukunft für die Lkw soll aber laut Experten im Wasserstoffantrieb liegen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Wasserstoff mit LNC und LNG, das sind zwei Gasarten. Der normale Lkw wird mit einer Batterie nicht zu betreiben sein.

Ist Wasserstoff langfristig eine Alternative?

Nein, das glaube ich nicht. Weil man ihn in der Menge gar nicht erzeugen kann. Man könnte die Kleintransporter der Paketdienste auf Elektro umstellen. Wir haben Lkw im Begegnungsverkehr, die im Jahr 250.000 km fahren.

Das geht also nur mit einem Dieselantrieb.

Es wird hier sicher noch eine Erfindung geben. Alles, was wir derzeit haben, sind Versuche. Die Automobilindustrie steht derzeit irgendwo an. Auch beim Pkw.

Die Abgaswerte sind heute deutlich besser als früher.

Wir sind mit dem Euro6D vorläufig am Ende. Bei den neuen Lkw kann man ein weißes Taschentuch an den Auspuff halten, da kommt sicher nichts raus.

Die Entwicklung alternativer Antriebe dauert noch. Wir haben 2017 im Silicon Valley alles besichtigt, was es an Alternativen gibt. Dort hat man uns geantwortet, fragen Sie uns 2030 wieder.

Die Grünen fordern das Aus für das sogenannte Diesel-Privileg, der Diesel sollte höher besteuert werden.

Viele Deutsche tanken in Österreich. Da generiert Österreich Milliarden an Mehrwert- und Mineralölsteuer. Wenn der Diesel teurer wird, können die Tankstellen an den Grenzen alle zusperren.

In der Diskussion um den verpflichtenden Abbiegeassistenten für Lkw war Ihre Reaktion anfänglich reserviert.

Wir können nicht in zwei Jahren alle Lkw nachrüsten. Das betrifft vor allem die durch Österreich transitierenden Lkw.

Im März vergangenen Jahres bekam ich 15 MAN-Zugmaschinen ausgeliefert. Ich habe da drei verschiedene Abbiegeassistenten einbauen lassen. Die Technik, die es jetzt gibt, ist noch zu wenig ausgereift. Wir bekommen nun die ersten Mercedes-Lkw, die über keine Spiegel mehr verfügen, der Fahrer erhält über Kameras den Überblick.

Wie ist die Auftragslage für die Transportwirtschaft? Sie ist ein Gradmesser für die Konjunktur.

Sie ist positiv. Es zeichnet sich keine Abschwächung ab.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Branche?

Das größte Problem ist Fahrpersonal zu bekommen. Wir stellen Mitarbeiter ein, denen wir die Führerscheinausbildung anbieten.

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