Symbiose in der Landwirtschaft: Keine Bienen, keine Äpfel
Die Apfelbäume stehen in voller Blüte. Damit die tausenden Blüten jedoch im Herbst auch die erhofften Früchte bringen, ist eines unerlässlich: die Biene. Denn ohne ihre Bestäubung ist nichts mit Apfelstrudel, Kompott oder Most. Die logische Rechnung: Je mehr Bienen, desto mehr Äpfel.
Für Obstbauern sei deshalb eine enge Zusammenarbeit mit den Imkern besonders wichtig, so Oberösterreichs Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) am Donnerstag in einer Pressekonferenz.
Ein Zuckergehalt von 35 bis 65 Prozent, bis zu sechs Milligramm Nektar, ein Pollenwert von 1,7 Milligramm pro Blüte und ein Eiweißgehalt von um die 27 Prozent locken die Honigbienen zu den Apfelblüten. Bis zu drei Kilometer können Bienen dafür zurücklegen. Ist man selbst also kein Imker, heißt das noch lange nicht, dass man von den fleißigen Tierchen nicht doch profitieren kann. Dennoch gilt: Je näher der Bienenstock, umso mehr fliegen sie auf die Blüten, sagt Andreas Platzer, Leiter der Südtiroler Imkerschule und zu Gast in OÖ.
Völker pro Hektar
Sobald zehn Prozent der Kultur erblühen, sei der richtige Zeitpunkt, die Völker dort aufzustellen. „Für einen optimalen Bestäubungserfolg werden zwei bis fünf Bienenvölker pro Hektar empfohlen“, erklärt der Experte.
1 kg Honig ist viel Arbeit: Zwei bis drei Kilogramm Nektar müssen die Bienen dafür sammeln. Dazu verlassen sie etwa 80.000-mal den Stock. Erst danach beginnt der Imker mit dem Honigschleudern.
200 Euro kostet in etwa ein Bienenvolk. Eine Reinzuchtkönigin kommt auf 50 Euro. Nicht eingerechnet sind die Ausgaben für die Beuten.
Interessierte können sich unter bienenzentrum.at oder + 43 (0) 50 6902 1430 informieren.
Derzeit werden in OÖ rund 1.700 Hektar an verschiedenen Intensivobstkulturen betrieben. Außerdem werden von den Bäuerinnen und Bauern auch 15.000 Hektar Streuobst-Flächen bewirtschaftet. Dem gegenüber stehen rund 80.000 Bienenvölker von insgesamt 8.080 Imkern, die in OÖ betreut werden.
Verzicht auf Pflanzenschutzmittel
Die Honigbiene ist aufgrund ihrer starken Individuenzahl deshalb als eines der wenigen Insekten imstande, die enorme Blütenfülle zu bestäuben. Denn bei einer Anbaufläche von einem Hektar seien ein bis drei Millionen Blüten zu erwarten. Wildbienen und Hummeln alleine seien nicht in der Lage, diese Masse zu stemmen, führt Platzer aus. Es sei aber keinesfalls ein Nachteil, auch ihnen Lebensraum zu schaffen: Nistkästen seien etwa eine Option.
Viel wichtiger sei es jedoch auf Pflanzenschutzmittel, die Bienenarten schädigen könnten, zu verzichten. „Ein Ziel muss sein, den Pflanzenschutz zu ermöglichen, aber die Bienen, deren Nachkommen und Produkte zu schützen“, sagt Platzer. Nur so könne eine Win-win-Situation entstehen.
Bienenvölker sind wertvoll. Nicht nur wegen des Stocks und der Tiere darin, sondern auch wegen der Leistung, die sie erbringen (siehe links). Immer wieder werden Bienenstöcke deshalb zum Diebesgut.
So erst geschehen zwischen dem 19. und 25. April in Nassereith in Tirol. Bislang unbekannte Täter entwendeten dort aus einer Waldparzelle zwei Bienenvölker samt Bienenstock. Durch die Tat entstand ein Schaden im oberen dreistelligen Eurobereich, informierte die Polizei diese Woche.
Aus der Branche
Dass die Bienenstöcke wieder gefunden werden, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, denn meist werden sie gut versteckt. Zudem zeigen Fälle aus der Vergangenheit, dass die Täter oft aus der eigenen Branche stammen. Mischt man einen fremden Bienenstock unter die eigenen, fällt das kaum auf.
Experten empfehlen deshalb, Wildkameras aufzustellen. Am besten sei es jedoch, die Bienenvölker mit versperrbaren Anlagen auf den Bienenständen zu sichern. Dadurch muss der Täter nämlich Gewalt anwenden. Es gilt als Raub und ist damit von der Versicherung gedeckt.
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