Studie: Frauen fürchten Covid-Auswirkungen auf Gleichstellung

Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP).
Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und Kinderbetreuungsmöglichkeiten wurde stärker. Männer sehen mehr Frauen in Chefetagen.

Frauen befürchten deutlich stärker als Männer, dass sich die Corona-Krise negativ auf die Gleichstellung der Geschlechter auswirken wird. Das ergab eine IMAS-Studie, die im Dezember im Auftrag des Landes OÖ für den Gleichstellungsbericht 2021 durchgeführt wurde. Die Umfrage zeigt auch, dass flexiblen Arbeits- und Kinderbetreuungsmöglichkeiten viel mehr Bedeutung zugemessen wird als noch vor drei Jahren, was wohl durch die Pandemie befeuert wurde.

IMAS hat 300 Oberösterreicherinnen und 200 Oberösterreicher im Erwerbsalter befragt. Demnach gehen 38 Prozent der Frauen, aber nur 29 Prozent der Männer davon aus, dass sich die Corona-Krise negativ auf die Situation der Frauen auswirken wird.

Veränderungen durch Homeoffice

Dass die Zeit von Homeoffice und Homeschooling vieles verändert hat, zeigt auch ein Vergleich der aktuellen Umfrage mit jener von 2017: Damals plädierten 75 Prozent der Frauen für flexiblere Arbeitszeitmodelle, nun sind es schon 83 Prozent. Der Ruf nach einer besseren Kinderbetreuung für Unter-Dreijährige wurde ebenfalls deutlich lauter, diese Forderung erhoben 2017 nur 38 Prozent, nun sind es 49 Prozent.

Von der Politik wünschen sich die Frauen mehr Unterstützung für jene unter ihnen, die es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben: Je 96 Prozent der weiblichen Befragten finden, dass man Frauen mit Beeinträchtigung stärker unterstützen solle, 94 Prozent berufstätige Alleinerzieherinnen. 90 Prozent wollen mehr Anreize für die Beschäftigung von Frauen über 50 sehen.

Ihre eigene Situation schätzen Frauen tendenziell offenbar besser ein als Männer: So sehen sich 43 Prozent für ihre eigene Pension finanziell kaum abgesichert - von den Männern denken das 72 Prozent über die meisten Frauen. 59 Prozent der Frauen sind überzeugt, dass sie weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. In der Kontrollgruppe der Männer gaben hingegen etwa 77 Prozent an, dass die meisten Frauen ihrer Ansicht nach weniger verdienen würden.

Führungspositionen

Besonders auffällige Ergebnisse lieferte die Frage, wo man verstärkt Frauen in Führungspositionen wahrnehme: Dass Frauen wie Männer den Gesundheitsbereich (jeweils 89 Prozent), den Bildungsbereich (74 bzw. 78 Prozent) und den Gesundheitssektor (69 bzw. 74 Prozent) am häufigsten nannten, überraschte nicht.

Bemerkenswert ist allerdings, dass 60 Prozent der Männer einen steigenden Frauenanteil in der Politik wahrnahmen, aber nur 49 Prozent der Frauen. Ein ähnliches Bild bot sich in der Wissenschaft (33 versus 45 Prozent) sowie im Bereich Wirtschaft und Industrie (22 versus 34 Prozent). IMAS-Forschungsleiter Paul Eiselsberg erklärt das damit, dass Männer sich mehr für Politik, Wissenschaft und Industrie interessieren und etwa die entsprechende Berichterstattung verfolgen würden.

Die Frauenreferentin in der oö. Landesregierung, LHStv. Christine Haberlander (ÖVP) sieht insgesamt „positive Entwicklungen in der Frauenpolitik“, dennoch sei man „noch nicht dort angelangt, wo wir letztendlich hinwollen. Mehr Transparenz beim Einkommen von Frauen und Männern, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit muss selbstverständlich sein und ebenso die finanzielle Absicherung von Frauen, besonders auch in der Pension“, so Haberlander.

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