Schuld sind immer die anderen

Josef Ertl
Der Verzögerung der Fertigstellung der neuen Linzer Eisenbahnbrücke um mehr als ein Jahr ist eine Blamage.

Zorn oder Mitgefühl? Was ist die richtige Reaktion auf die Botschaft, dass sich die Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke um mehr als ein Jahr verzögert und weiterhin fleißig gestaut wird? Mitgefühl, meinen die Stadtverantwortlichen, denn sie können nichts dafür, der französische Brückenarchitekt habe sich beim Stahl verrechnet und die Brücke kostet um 5,3 Mio. € mehr. Schuld sind die anderen.

Wo findet Verantwortung statt?

Diese Argumentationslinie zieht sich wie ein roter Faden durch die Politik der Landeshauptstadt. Für den enormen Schuldenrucksack werden zwei Schuldige genannt: Der eine ist der frühere Bürgermeister Franz Dobusch, der andere ist das Land OÖ mit seinen Transferzahlungen. Auch an der bis heute ungelösten Swap-Spekulation ist die frühere Administration schuld. Seit vielen Jahren gibt es die Forderung nach der zweiten Schienenachse. Warum gibt es sie bis heute nicht? Das Land ist schuld, sagen die Stadtpolitiker, weil die Planungen nicht fertig sind. Wer ist schuld an der Aktenaffäre, bei der 3.000 Anzeigen unbearbeitet liegen geblieben sind und ein Schaden von mehr als einer Million Euro entstanden ist? Die Mitarbeiter und die Finanzpolizei, sagen die Stadtpolitiker.

Linz braucht Problemlöser, nicht Verwalter

Fazit: Die Schuldlosen regieren die Stadt. Weil immer die anderen schuld sind, werden die Probleme nicht gelöst. Tatkraft sieht anders aus. Linz braucht aber Problemlöser und nicht Problemverwalter.

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