S-Bahn wichtiger als Straßenbahn

Neben dem Hauptbahnhof als Verkehrsdrehscheibe Süd sollte der Mühlkreisbahnhof (Bild) zur Linzer Verkehrsdrehscheibe Nord entwickelt werden.
Experte Struger will die Notwendigkeit der zweiten Linzer Straßenbahnachse überprüfen.

Jahrelang hat Robert Struger für den Erhalt der Mühl kreisbahn gekämpft, obwohl ihm der politische Wind ins Gesicht blies. Nachdem die SPÖ bei der Landtagswahl das Verkehrsressort an die Freiheitlichen verloren hat, ist der 64-jährige ehemalige ÖBB-Regionalmanger, der für den Personenverkehr zuständig war, seinem Ziel ziemlich nahe. Denn der neue Landesrat Günther Steinkellner will die Bahnstrecke von Linz nach Aigen/Schlägl erhalten, verbessern und beschleunigen. Im Interview mit dem Oberösterreich-KURIER vom 6. Dezember 2015 hat sich der Freiheitliche gegen den von der SPÖ geplanten Umbau in eine Regio tram, eine verbesserte Straßenbahn, ausgesprochen. Struger hält dies für richtig, denn die Sanierung sei mit 100 bis 120 Millionen Euro wesentlich günstiger. Qualität und Kapazität seien besser. Und man könne sie in Etappen vornehmen, was finanziell wesentlich verträglicher sei. Der Neubau würde 400 bis 450 Millionen Euro kosten. Zudem würde er sieben bis zehn Jahre in Anspruch nehmen.

Aufsichtsrat

Steinkellner hält große Stücke auf Struger, denn er hat ihn in den Aufsichtsrat der Oberösterreichischen Verkehrsholding entsandt.

Struger hält wiederum Steinkellners Idee, die Mühlkreisbahn weiter bis zum Hauptbahnhof zu führen, für eine "gescheite Sache. Denn man kann über den Hauptbahnhof ein komplettes S-Bahn-Netz aufziehen." Sechs Achsen würden auf Linz zulaufen: die beiden Westbahnachsen, die Pyhrnbahn, die Summerauerbahn, die Mühlkreisbahn und die LILO. Man könne die sechs Sterne zu drei durchfahrenden Achsen zusammenfassen. Das habe betrieblich große Vorteile, denn die Fahrzeuge würden nicht imHauptbahnhof enden, sondern durchfahren.

S-Bahn wichtiger als Straßenbahn
Robert Struger
Strugers Überlegungen stellen auch andere bisherige Pläne in Frage. So ist er von der Notwendigkeit eines raschen Baus einer zweiten Straßenbahnachse in Linz nicht überzeugt. "Dass die bsherige Straßenbahn durch die Linzer Landstraße völlig ausgelastet ist, kann nie die Begründung für die zweite Straßenbahnachse sein." Er selbst wohne am Gründberg und wenn er in die Stadt wolle, wolle er in die Stadt fahren und nicht via Kepler-Klinik mit zweimaligem Umsteigen zum Taubenmarkt fahren. Die zweite Straßenbahnachse könne keine Alternative sein. Sie würde als zusätzliche Verbindung dann Sinn machen, wenn die zusätzlichen Potenziale auch entlang der Stecke liegen würden. "Ich bezweifle, dass die zweite Straßenbahnlinie mit Fahrgästen gefüllt werden kann." Damit eine Straßenbahn Sinn mache, müsse sie ganztägig alle fünf bis sieben Minuten fahren. "Ich sehe das kritisch,weil ich noch nie gesehen habe, dass die Potenziale diese enorm hohe Investition begründen."

Wer zahlt den Abgang?

Es wäre die bessere Idee, auf der geplanten Strecke eine Buslinie einzurichten, um den tatsächlichen Bedarf zu erheben. "Ich würde zuerst diesen Probelauf machen." Das würde zwar zusätzliche Busspuren und Busbuchten notwendig machen, aber wenn man den öffentlichen Verkehr bevorzuge, müsse klar sein,dass der Individualverkehr Einschränkungen hinnehmen müsse. Die Einrichtung dieser Buslinie wäre ohne große Investitionen möglich. Man hätte mit der Erhebung der Fahrgastzahlen eine gute Grundlage für die Entscheidung über die zweite Straßenbahnachse, die bis zu 400 Millionen Euro kostet. Er, Struger, trete für den öffentlichen Verkehr ein, "aber ich habe Zweifel,ob die Straßenbahnen gefüllt werden können, damit die Investition gerechtfertigt ist".

Es sei zu einfach zu sagen, die zweite Straßenbahnachse sei eine bestellte Leistung des Landes, weil das Land zum Bau 40 Prozent dazu zahle. Es sei ungerechtfertigt, dass der städtische Verkehrsunternehmer deshalb die Kosten einfach auf das Land abzuladen versuche, damit der Betreiber mit einer schwarzen Null dastehe. "Das ist zu wenig. Das kann nicht die Basis des innerstädtischen Verkehr sein."

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