Pyhrn-Priel Region: Weniger Schnee, dafür mehr Regen

Drei Gondellifte sollen das Skigebiet Hinterstoder mit Vorderstoder verbinden.
Eine aktuelle Studie liefert wenig rosige Aussichten für die geplante Skischaukel im Stodertal.

Skier anschnallen und damit eine gut präparierte weiße Piste „hinunterbrettern“ – der Traum eines jeden Winterurlaubers. Immer mehr stellt sich jedoch die Frage, wieweit man für diese Action gehen würde. Klimalandesrat Stefan Kaineder (Grüne) ist sich sicher: Er will kein Schneeband inmitten grüner Wiesen. Laut einer aktuellen Studie würde genau das jedoch der geplanten Skischaukel zwischen dem Skigebiet Hinterstoder/Höss und Vorderstoder drohen.

Konkret sollen drei Gondellifte bis 2023 die beiden Gebiete verbinden und dadurch vier weitere Abfahrten ermöglichen. Statt 40 gäbe es damit 50,7 Pistenkilometer. 45 Millionen Euro soll das Projekt in etwa Kosten. Das betreffe auch das Land OÖ, das mit 16 Prozent an der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG beteiligt ist.

„Wir müssen in den nächsten Jahren gut Acht geben, wohin öffentliches Geld fließt“, so Kaineder bei einer Online-Pressekonferenz am Montag. Denn um zwei Krisen – Klima- und Corona-Krise – mit einem „Kraftakt“ zu bewältigen, brauche es zukunftsbasierende Projekte.

Zu niedrige Höhenlage

Und das sei bei den geplanten Liften in Höhenlagen von 750 bis 1.200 Meter nicht der Fall. Denn kurz zusammengefasst gebe es in der Pyhrn-Priel-Region laut Studie in Zukunft weniger Schnee und mehr Regen.

Zwei Schwellenwerte wurden für die Studie herangezogen: Eine fünf Zentimeter hohe und eine 30 Zentimeter hohe geschlossene Schneedecke. Während Erstere für eine „Winterlandschaft“ sorgt, sei die zweite Schwelle notwendig, um Outdooraktivitäten wie Skifahren, Snowboarden oder Schlittenfahren auch abseits der Pisten zu gewährleisten.

Untersucht wurden die Zeiträume von 1961 bis 1990 und 1990 bis 2019. Laut Studie habe sich die Temperatur in diesem Zeitraum im Mittel um 1,2 Grad Celsius erwärmt, stellte Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur Wien die Ergebnisse vor.

Noch zur Prüfung

Die Folge sei eine klare Abnahme der Schneehöhen. Nicht einmal an der Hälfte aller Wintertage von Anfang Dezember bis Ende Februar gebe es eine durchgehende Schneedecke im Tal. In einer Höhe von 750 Metern sei an weniger als 30 Tagen eine Schneedecke vorhanden, die 30 Zentimeter und höher ist – von 1961 bis 1990 seien es noch mehr als 40 Tage gewesen.

Erwärmung
Im Mittel hat sich die Pyhrn-Priel-Region  um 1,2 °C erwärmt, wenn auch nicht gleichmäßig: Die stärkste Erwärmung fand Anfang bis Mitte Jänner sowie in der zweiten Aprilhälfte statt. Hier erreichte die Erwärmung Werte über 2,5 °C. Diese Erwärmung führte in den Tallagen dazu, dass sich der Zeitraum, in dem die Tagesmitteltemperatur unter 0 °C liegt, um rund vier Wochen verkürzt hat

(Schnee-)Regen
Zudem nimmt der Schneeanteil am Gesamtniederschlag im Winterhalbjahr ab. In der Periode 1961 bis 1991 fiel in den Tallagen bereits Ende November mehr als die Hälfte des Niederschlags in Form von Schnee, in den letzten 30 Jahren wurde dieser Wert erst Mitte Dezember erreicht

Neben dem Rückgang der natürlichen Schneedecke gab es auch eine Abnahme des Schneeanteils am Gesamtniederschlag im Winterhalbjahr. Besonders im Frühwinter, also im Advent, werde es häufiger Regnen. Und damit sinkt wiederum die Attraktivität von Freiluftaktivitäten.

Tourismus ankurbeln

Fürsprecher des Projekts berufen sich jedoch darauf, den Tourismus damit ankurbeln zu wollen. „Viele fahren weiter nach Haus oder Schladming, weil ihnen Hinterstoder zu klein ist. Es ist eine Angebotsverbesserung, von der beide Tourismusorte profitieren“, zeigte sich etwa Gerhard Lindbichler (ÖVP), Bürgermeister von Vorderstoder, im August überzeugt.

Laut Kaineder brauche es für solche Regionen aber andere Alternativen. Hier seien auch Ideen von den Gemeinden gefragt.

Ob das Projekt aber überhaupt kommt, ist fraglich: Derzeit liegt es beim Land zur Prüfung.

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