Wenn eine dringende Behandlung notwendig ist und die Hausapotheke nicht ausreicht, müssen die Menschen allerdings zukünftig sofort ein Spital aufsuchen oder eine Rettung und eventuell zusätzlich einen Notarzt anfordern.
Skeptiker der Änderung befürchten eine Zunahme der Patienten in den ohnehin teilweise überlasteten Ambulanzen. Denn: Menschen, die nachts eine medizinische – wenn auch nicht lebensnotwendige – Versorgung benötigen, sind auf einen Arzt, der sie untersucht und Behandlungsschritte empfiehlt, angewiesen, so die Bedenken.
Derzeit ist es so, dass der Patient bei 141 anruft und dann eine Einschätzung vorgenommen wird, ob eine Visite des Arztes benötigt wird oder ob eine telefonische Abklärung ausreicht.
Hat jemand akute Symptome, die auf etwas Lebensbedrohliches wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hindeuten, wird ein Rettungsfahrzeug mit einem Notarzt zum Anrufenden geschickt. Diese Einschätzung obliegt dem Leitstellendisponenten des Roten Kreuzes.
Bis dato läuft es so: Der Arzt, welcher einen HÄND-Dienst übernimmt, kommt zur Rotkreuz-Bezirksleitstelle, meistens zentral im Bezirk gelegen, und verbringt dort seine Bereitschaft. Ruft jemand an, der einen Arzt benötigt, wird dieser von einem Fahrer zu den Visiten gefahren. Unterwegs werden weitere Fälle per Telefon bearbeitet.
Doch das ändert sich im Laufe des Jahres. Das neue Hotline-System benötigt weniger Personal, weil nicht mehr jede Rotkreuz-Bezirksstelle von einem HÄND-Arzt besetzt werden muss.
Arzt beruhigt
Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stellvertreter der niedergelassenen Ärzte, versteht die Aufregung über die geplante Änderung nicht und beruhigt: Fälle, in denen Menschen zwischen 23 und sieben Uhr einen Arzt benötigen, seien sehr selten.
Acht Jahre HÄND hätten gezeigt, dass es in der Nacht nach 23 Uhr zwar Anfragen gebe, aber man die meisten Fälle über die Hotline lösen könne. „Nur bei wenigen ist ein Krankenhaus notwendig“, schildert Ziegler seine Erfahrungen: Pro Dienst seien es durchschnittlich zwei Nachtvisiten gewesen, die durchgeführt werden mussten.
Mediziner für Ratschläge verfügbar
Ziegler betont zudem, dass im Hintergrund weiterhin ein erfahrener Arzt – mit Zuständigkeit für mehrere Bezirke – für Ratschläge zur Verfügung stehe.
Zudem könne dieser in notwendigen Fällen sofort die Rettung anfordern. „Diese Fälle werden die Ambulanzen nicht belasten“, ist Ziegler überzeugt.
Umstellung wegen Personalmangel
Als Gründe für die Umstellung führt Ziegler den Mangel an Kassenärzten und die Überlastung der Ärzteschaft an – etwa durch die Übernahme von Patienten von unbesetzten Praxen.
Die Ärzteschaft hätte den Wunsch gehabt das Modell umzustellen, weil „es nicht mehr bewältigbar“ sei, erläutert Ziegler.
Ärzte hätten im HÄND-Nachtdienst viele Telefonate zu führen: „Von Schlafen in der Nacht kann keine Rede sein, bevor am nächsten Tag 100 bis 120 Patienten im Wartezimmer warten. Das ist unverantwortlich“, betont der Kurienobmann-Stellvertreter.
Laut Ziegler sei nämlich die Hemmschwelle, die HÄND-Nummer in der Nacht anzurufen, stark gesunken. Auch bei lapidaren gesundheitlichen Problemen.
Kommentare