Knapp zwei Jahre nach Bekanntgabe der Beteiligung der Vivatis-Gruppe am Start-Up Ecofly startet das Jungunternehmen nach erfolgreicher Testphase in Kooperation mit der MS-Fly Projekt GmbH & Co KG mit dem Bau einer Insektenzuchtanlage am Standort Andorf (OÖ) - der Spatenstich dazu ist in der Vorwoche erfolgt.
Auf einer Produktionsfläche von 3.600 m² sollen jährlich, auf Basis landwirtschaftlicher Nebenprodukte, 2.400 Tonnen Fliegenlarven für die Futtermittelproduktion gezüchtet werden. Sechs Millionen Euro werden investiert.
Gründung in der Garage
Michael Forster und Simon Weinberger haben im Jahr 2016 die ersten Versuche zur Zucht der schwarzen Soldatenfliege in einer umgebauten Garage gestartet und 2017, gemeinsam mit dem Dünger-Experten Bernhard Protiwensky die Ecofly GmbH gegründet, heißt es auf der Website des Unternehmens.
Seither arbeitet das Team in Antiesenhofen an der Entwicklung effizienter Zuchttechnologien und an der Skalierung des Zuchtprozesses. Seit Anfang 2020 kooperiert Ecofly GmbH mit PUREA Austria GmbH, einem Unternehmen der Oberösterreichischen Raiffeisengruppe, um die Zucht von Fliegenlarven und deren Verarbeitung zu hochwertigen Proteinen im industriellen Maßstab umzusetzen.
Die Idee dahinter: Nachhaltige Lebensmittelproduktion aus der Nutzung von Insekten. "Vor allem die Erzeugung innovativer Futtermittel für eine artgerechte und umweltverträgliche Nutztierhaltung mit Hilfe von Insekten birgt immenses Potential. Fische, Hühner und Schweine ernähren sich in freier Wildbahn zu einem beträchtlichen Anteil von Fliegen, Käfern und Würmern", beschreibt das Unternehmen die Idee, "warum sollten wir unseren Nutz-und Haustieren also Ihre natürliche Nahrungsquelle vorenthalten?"
Außerdem würden Insekten eine ausgezeichnete Proteinquelle für die Aquakultur darstellen - das Insektenmehl könne als "nachhaltiger Ersatz für Fischmehl" eingesetzt werden und damit den ökologischen Fußabdruck der Nahrungsmittelerzeugung in der Aquakultur verringern.
Argumente, denen MFG-Obmann Aigner nichts abgewinnen kann: "Wir lehnen bedenkliche Massenproduktion von Insekten ab, ebenso wie deren Verwendung in jeglicher Form.“
Er appelliert, entsprechende Entwicklungen nicht auch noch zu fördern, sondern stattdessen die „gewachsenen, natürlichen und landestypischen Erzeugnisse und Produktionsformen auch weiterhin an erste Stelle zu setzen.“
Denn die MFG-Politiker sind überzeugt: "Durch die Verarbeitung zu Pulver ist es möglich, dass selbst in Keksen ‚der Wurm drin‘ ist." Und sich Insektenmehl in weiterer Folge in Nudeln oder Knabberprodukten finden könnte.
"Völliger Nonsens"
„Völliger Nonsens“, erklärt Simon Weinberger von Ecofly dazu: „Es wäre doch widersinnig, hochwertiges Insektenmehl irgendwo beizumischen. Das ist ein hochwertiges Produkt und viel teurer als Mehl.“ Außerdem erfordere eine Beimischung in Lebensmittel schon jetzt jedenfalls eine Deklarierung. Weinberger weiter: „Wir würden das nicht unterjubeln, wie behauptet wird, sondern als Verkaufsargument oben drauf schreiben.“
Debatte im Landtag
Am Donnerstag wurde schließlich eine halbe Stunde über den Antrag diskutiert, der gemeinsam von Freiheitlichen, MFG- und ÖVP-Abgeordneten eingebracht wurde. Dagmar Häusler (MFG) und FPÖ-Mandatar Franz Graf untermauerten die Notwendigkeit der Resolution, für die SPÖ hingegen folgte Peter Binder der Erklärung der Experten von Ecofly: "Das ist Nonsens, deswegen unterstützen wir den Antrag nicht." Die bestehenden Regelungen seien ausreichend.
Dem pflichtete Ines Vukajlović von den Grünen bei. Sie hält die Resolution ebenfalls nicht für nötig, weil die Kennzeichnung bereits ausreichend geregelt sei: "Alle Zutaten müssen angegeben werden."
ÖVP-Abgeordneter Georg Ecker räumte zwar die Notwendigkeit ein, dass Proteinprodukte, wie jene der Firma Ecofly als Futtermittel eingesetzt werden sollen, aber es müsse gewährleistet sein, dass Insektenmehl nicht in der Produktion für Lebensmittel - ohne Kennzeichnung - eingesetzt werde. Der Antrag wurde schließlich mehrheitlich angenommen.
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