Im Sommer ist es da beinahe 24 Stunden hell, die Bienen sind 24 Stunden unterwegs. Die Nordländer verzeichnen Rekordernten.
Die Klimaerwärmung betrifft auch Österreich. 1970 hatten wir keinen Tag über 30 Grad Celsius. 2016 hatten wir 42 Tage über 30 Grad. Im vergangenen Jahr hatten wir sogar 37 Grad.
Wie geht es den heimischen Bienen?
Die Bienen würden einen kalten Winter benötigen. Im November sollte es bereits Minusgrade haben, was dazu führt, dass die Königin nicht mehr brütet. Im vergangenen Jahr haben sie teilweise durchgebrütet, wodurch sich die Varroamilbe (Parasit an der Honigbiene) vermehren konnte. Sie verdoppelt sich alle 21 Tage.
Man bringt dann diese Milbe nicht mehr aus dem Bienenstock. Wenn die Bienen einmal geschwächt sind, kommen Viren. Diese werden immer mehr. Jetzt sterben die Bienen bereits bei 1.500 Milben. Anfang 1970, als die Varroamilbe eingeschleppt worden ist, hat ein Bienenvolk noch 15.000 Milben ausgehalten.
Durch den milden Winter erreicht das Bienensterben heuer neue Spitzenwerte. Die Verluste sind in manchen Ortsgruppen besorgniserregend.
In welchem Ausmaß?
Ich schätze, dass wir rund ein Drittel der Völker verlieren werden. Aufgrund des warmen Winters fliegen die Bienen rund um die Wintersonnenwende aus. Draußen finden sie aber keinen Nektar, sie müssen auf das Futter im Stock zurückgreifen.
Wenn die Imker nicht zusätzlich Futter in den Stock geben, besteht die Gefahr, dass die Bienen verhungern. Die stärksten Völker brauchen das meiste Futter und verhungern als Erste.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält den Einsatz von Glyphosat für unbedenklich. Teilen Sie diese Meinung?
Bis vor fünf Jahren war ich auch der Meinung, dass es die Bienen nicht beschädigt. Die vergangenen Jahre haben aber gezeigt, dass Glyphosat die Bienen doch schädigt. Wissenschafter haben festgestellt, dass die Darmflora beeinträchtigt wird.
Die Spritzmittel sind negativ für die Bienen.
Bei Untersuchungen haben wir festgestellt, dass in den Bienen teilweise bis zu sieben verschiedene Spritzmittel enthalten sind. Diese sind alle behördlich genehmigt, man kann dagegen kaum etwas tun.
Am meisten tun uns die Erdbeerkulturen im Eferdinger Becken weh. Hier wird fast täglich in die Blüten gespritzt. Meine Bienenstände stehen neben Erdbeerfeldern. Wenn die Felder fertig gepflückt sind, wird am nächsten Feld bereits mit dem Spritzen begonnen. Die Erdbeerbauern müssen spritzen, weil die Erdbeeren ansonsten rasch verfaulen würden.
Darüber hinaus werden in der Landwirtschaft immer mehr Pflanzen angebaut, die keinen Nektar mehr erzeugen. Zum Beispiel der Saatraps, der keinen Nektar mehr hergibt. Davon haben die Bienen nichts, wir haben keinen Ertrag mehr.
Probleme gibt es auch mit dem Obstbau.
Wir in Feldkirchen haben große Obstbauern. Sie bauen zum Großteil Äpfel und Birnen an.
Diese benötigen doch dringend die Bienenbestäubung.
Das Problem ist, dass die Bäume bis zu 20 Mal pro Jahr gespritzt werden. Wenn das der Fall ist, werden die Bienenflügel verklebt. Das bedeutet, dass die Löcher der Bienenstöcke verschlossen werden müssen, damit sie nicht ausfliegen können. Nach einigen Stunden muss man sie wieder öffnen.
Der nächste problematische Punkt sind die Hagelnetze, die über die Oberbäume gelegt werden. Die Bienen stehen beim Wegfliegen an den Netzen an und kommen nicht raus.
Wenn es nun in den nächsten Tagen warm wird, wäre der Tisch für die Bienen gut gedeckt. Die Wildkirschen und die Kirschbäume blühen, dann folgen die Ahornbäume. Die Prognosen für die Linden sind auch gut. Bei den Waldbäumen schaut es heuer auch gut aus.
Dennoch kann man nicht prognostizieren, wie das Honigjahr wird, denn es hängt stark vom Wetter ab. Es kann sein, dass ein Imker nur 15 kg Honig pro Bienenstock hat, ein nur wenige Kilometer entfernter Nachbar jedoch 45 kg.
Was kann der Einzelne für die Bienen tun?
Das ist ganz einfach. So zum Beispiel einen kleinen Teil in seinem Garten wild lassen. Man soll auch nicht überall im Garten den Rasenroboter fahren lassen. Die Schotterwüsten rund um die Wohnhäuser sind schlecht für die Bienen.
In Österreich gibt es neben den Honigbienen rund 700 verschiedene Wildbienen. Eine Honigbiene hat einen Radius von rund drei Kilometern, jener der Wildbienen lediglich 350 Meter. für sie wäre es wichtig, wenn Hausbesitzer nur ein paar Kräuter oder Lavendel ansetzen oder stehen lassen. Das würde sehr viel helfen.
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