Pöttinger: „Ich möchte das gemeinsam mit den Männern machen“

Cornelia Pöttinger möchte mehr Frauen in Führungspositionen sehen.
Der Pflegeberuf muss attraktiviert werden, ist Cornelia Pöttinger von den OÖVP Frauen überzeugt.

Die zweifache Mutter Cornelia Pöttinger (42) ist Fraktionsvorsitzende der Arbeiterkammer Oberösterreich (ÖAAB-FCG) und Bezirksleiterin der OÖVP Frauen in ihrer Heimat Kirchdorf an der Krems. Am 20. Jänner wurde sie einstimmig zur Landesleiterin nominiert.

KURIER: Worin sehen Sie ihre Hauptaufgabe als künftige Landesleiterin der OÖVP Frauen?

Cornelia Pöttinger: Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, dass ich den Frauen auf landespolitischer Seite eine starke Stimme geben darf. Ich möchte das gemeinsam mit den Frauen und für die Frauen machen. Das muss Teamarbeit sein. Das ist keine One-Woman-Show. Und ich möchte das auch gemeinsam mit den Männern machen.

Was liegt Ihnen in Bezug auf Frauenrechte besonders am Herzen?

Mir ist es ganz wichtig, auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Frau einzugehen. Es hat nicht jede Frau 1,3 Kinder und ist zur Hälfte geschieden. Ganz wichtig sind mir die Gleichbehandlung, die Wahlfreiheit und die Nachhaltigkeit. Gleichbehandlung vor allem, was das Einkommen, den Beruf und die Karriere betrifft. Die Wahlfreiheit beinhaltet die Vielfalt der Frau. Jede Frau soll selbst über ihr Lebensmodell entscheiden können. Und Nachhaltigkeit nicht nur in Bezug auf Umwelt, sondern auch auf die finanzielle Vorsorge.

Stichwort Gleichbehandlung: Es ist ja noch immer so, dass viele Frauen einfach einen schlechter bezahlten Beruf wählen.

Ja. Leider ist es so, dass die Arbeit an Maschinen noch immer besser bezahlt ist, als die Arbeit an den Menschen. Ich denke, es braucht einfach eine gute Mischung: Es braucht mehr Frauen in der Technik, es braucht aber auch mehr Männer in den Sozialberufen. Wenn das ausgeglichen ist, dann kann auch das Einkommen angeglichen werden. Hier sollte man als Eltern seinen Kindern ein Vorbild sein.

Auch die Pflegeberufe sind nicht gut bezahlt. Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Anschober (GRÜNE) haben angekündigt, dass die Pflege das „Topthema“ der nächsten Jahre wird.

Das ist mehr als begrüßenswert, dass man es zum Topthema macht. Alleine deshalb, weil ich täglich mit dem Thema konfrontiert bin. Mein Beruf ist Betriebsratsvorsitzende beim Hilfswerk, davon lebe ich. Die Menschen werden immer älter und wir müssen uns damit befassen, wie wir die zu Pflegenden aber auch die pflegenden Angehörigen unterstützen können. Dazu kommt der Fachkräftemangel in diesem Bereich. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir junge Leute für diesen Beruf begeistern.

Welche Maßnahmen sollten hier gesetzt werden?

Ich glaube, man muss den Beruf insofern attraktivieren, was das Einkommen betrifft. Die Rahmenbedingungen müssen so gestaltet werden, dass Junge diesen sehr sinnstiftenden Beruf gut und gerne machen. Ganz wichtig ist es, auch die Ausbildungslücke zu schließen: Wenn Kinder 15 sind, sollen sie gleich mit einer Ausbildung in diese Richtung beginnen können.

Wurde dazu schon etwas Konkretes umgesetzt?

Im Rahmen einiger Landwirtschaftsschulen kann man mittlerweile einen Schwerpunkt in Richtung Pflege wählen. Für die Zukunft ist für mich die viel diskutierte Pflege-Lehre ein wichtiger und richtiger Schritt. Bei der Pflege-Lehre müsste man die Ausbildung aber so gestalten, dass die 15-Jährigen noch nicht direkt am Pflegebett sind, sondern diese Dinge erst am Ende ihrer Ausbildung machen.

Seit Jänner bieten nun auch die Fachhochschulen für Gesundheitsberufe in Oberösterreich neue Weiterbildungslehrgänge, wie Intensivpflege und Pflege im OP-Bereich, an. Ist das ein richtiger Schritt?

Es ist sehr wichtig, dass man sich spezialisieren kann. Pflege ist so weit gefächert. Der Beruf wird umso interessanter, wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich darin entfalten kann.

Der Landesgeschäftsführer der OÖVP, Wolfgang Hattmannsdorfer, hat vergangenes Jahr gemeint, es müssten vermehrt Pflegekräfte aus dem Ausland, wie aus den Philippinen, geholt werden.

Das passiert ja schon. Die 24-Stunden-Pflege besteht rein aus Rekrutierungen aus dem Ausland. Momentan haben wir sehr viele aus Rumänien und Tschechien. Mittlerweile kommen wir aber bei den Rekrutierungen aus Tschechien und Rumänien an unsere Grenzen. Von den Philippinen kommen nur vereinzelt welche. Aber auch hier bin ich wieder bei der Wahlfreiheit. Für manche ist die 24-Stunden-Pflege das richtige Modell, vor allem für jene die zu Hause betreut werden möchten. Andere fühlen sich in einem Heim wohler. Wir müssen es schaffen, dass jeder eine Wahlmöglichkeit hat.

Pflege wird ja nach wie vor sehr oft von Frauen durchgeführt.

Mittlerweile gibt es ja vom Bund Pflegekarenz und Pflegeteilzeit. Ich glaube, dass es aber auch ganz wichtig ist, auf den Punkt der Nachhaltigkeit, also auf die Vorsorge zu achten. Also, dass während ich fünf Jahre lang meine Mutter pflege, ich trotzdem etwas in die Pension einzahle. Es muss ein gutes Auskommen mit dem Einkommen gewährleistet sein. Aber auch das Bewusstsein auf Partnerschaftlichkeit muss gestärkt werden.

Wie schätzen Sie generell die Entwicklung der Frauenrechte ein?

Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung. Vor allem die jüngere Generation legt mehr Wert auf Partnerschaftlichkeit. Auf die Einkommenstransparenz sollte jedoch mehr geschaut werden. Da geht es nicht um Kollektivverträge, sondern darum, wer in den Führungsebenen vertreten ist. Wir brauchen mehr Frauen in Entscheidungsebenen.

Ist es realistisch, dass man eine Teilzeitführungskraft hat. Oft ist das ja genau der Posten, bei dem jeden Tag Termine anstehen?

Wo ein Wille, da auch ein Weg. Ich glaube, es kommt darauf an, wie man die Funktion anlegt und wo man delegieren kann. Es muss ja nicht nur Teilzeit sein. Aber es sollte von bis geben. Es gibt ja wissenschaftliche Studien, die zeigen, wie gut gemischte Teams sind und dass diese wirtschaftliche Vorteile bringen. In der Landespolitik muss ich sagen, sind wir da schon auf einem guten Weg, mit einer Landeshauptmannstellvertreterin und einer Klubobfrau. Es werden schon immer mehr Frauen deutlich spürbar.

Kann man daraus ableiten, dass Sie auch mit der derzeitigen Zusammensetzung der neuen türkis-grünen Bundesregierung sehr zufrieden sind?

Es ist wünschenswerterweise ohne Quote so passiert, dass das Regierungsteam ausgewogen aufgestellt ist und so würde ich mir das für die Zukunft auch wünschen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit werden. Und es geht ja nicht um Mann gegen Frau, sondern: Machen wir es gemeinsam.

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