Oö. Landwirtschaftskammer bittet Tourengeher um mehr Respekt

Oö. Landwirtschaftskammer bittet Tourengeher um mehr Respekt
Mit der Zahl der Skitourengeher nimmt auch jene der Probleme stetig zu. Die Landwirtschaftskammer bittet nun um mehr Rücksicht.

Bewegung an der frischen Luft, Gemeinschaft und ein Gipfelsieg – es gibt viele Gründe, sich bei gutem Wetter – und niedriger Lawinenwarnstufe – die Skier anzuschnallen, um sich auf den Berg zu machen. Vor allem während der Corona-Krise entdeckten zahlreiche Menschen ihre Leidenschaft für das Skitourengehen.

Doch wie so vieles im Leben, hat auch dieses Vergnügen seine Schattenseiten. Zu spüren bekommen sie in diesem Fall vor allem die Bauern und Bäuerinnen, die viel Energie und Arbeit in die Landschaftspflege stecken.

Am Donnerstag meldete sich deshalb die oö. Landwirtschaftskammer mit einem dringenden Appell zu Wort.

Grundeigentum

Denn auch dort beobachtet man, dass immer mehr Menschen die gesicherten Pisten verlassen, um ihre „eigene Spur“ in den Schnee zu ziehen. „Damit nutzen sie auch Wald, Wiesen und Felder“, stellte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger klar. Dass sie sich dabei auf Grundeigentum der Bauern bewegen, scheint aber vielen nicht bewusst zu sein, folgt man den Schilderungen zweier Bäuerinnen.

Oö. Landwirtschaftskammer bittet Tourengeher um mehr Respekt

Antensteiner (li.) und Waldenberger bitten um mehr Rücksicht.

„Wenn wir im Frühjahr auf die Almen kommen, finden wir dort irrsinnig viel Müll vor“, teilte Silke Antensteiner, Landwirtin in Vorderstoder (Bezirk Kirchdorf im Traunviertel) und Besitzerin zweier Almen ihre Erfahrungen. Bis zu 1.000 Menschen würden an einem Wochenende durch ihre Wälder marschieren. Das hinterlasse Spuren, auch an ihren Almhütten: „Sogar die Dächer der Hütten werden mit Skiern befahren, sodass sie kaputt sind.“

Wipfel schützen

Besonders ärgerlich sei der fehlende Respekt vor dem Jungwald: „Der Orkan Kyrill hat damals zum Teil unsere Wälder entwurzelt. Wir haben das mühevoll aufgearbeitet.“ Jetzt wo endlich die Bäume so groß seien, dass die Wipfel nicht mehr vom Schnee bedeckt werden, würden diese den scharfen Kanten der Skier zum Opfer fallen. „Wir haben das beschildert und teilweise versucht, die Bereiche einzuzäunen. Wir haben aber immer wieder bemerkt, dass die Zäune abgeschnitten wurden“, so Antensteiner.

Natürlich werfe man nicht alle in einen Topf: Nicht jeder Skitourengeher verhalte sich so rücksichtslos. Waldenberger ist sich sicher: „Wenn sich jeder an gewisse Regeln hält, dann wird es auch in der gemeinsamen Nutzung keine Probleme geben.“

Parkplätze

Er fordert deshalb zu mehr Respekt auf, auch zwischen Mensch und Tier, denn vor allem Letzteren würden Störungen viel Kraft kosten: „Wir haben Wildruhezonen. Es wäre wichtig, diese zu beachten und nicht permanent da reinzufahren“, so Antensteiner, die bittet, nicht „jeden Kanal auszunutzen, nur weil es lustig ist“. Wird Wild vertrieben, benötige es nämlich das acht bis zehnfache des normalen Energiehaushaltes.

Oö. Landwirtschaftskammer bittet Tourengeher um mehr Respekt

Wird Wild verscheucht, braucht es das achtfache an Energie.

Und dann wäre da noch das Thema Auto, wie Milchbäuerin Regina Reiter aus Spital am Pyhrn (Bezirk Kirchdorf) ergänzt. Viele würden auf den Wiesen der Bauern parken. In der Pyhrn-Priel-Region ist man deshalb nun gerade dabei, ein Lenkungskonzept zu erarbeiten.

Mit Herz und Hirn

Um möglichst viele Skitourengeher zu sensibilisieren, schloss sich die Landwirtschaftskammer mit dem oö. Almverein, dem OÖ-Tourismus und Vertretern der Tourismusverbände zusammen. Gemeinsam entwickelte man einen Verhaltenskatalog.

Gute Planung
Bevor es auf eine Skitour geht, sollte man die Tour sorgfältig planen. Dazu gehört auch die Parkplatzsituation. Für die eigene Sicherheit sorgt eine entsprechende Ausrüstung.

Auf der Route
Lärm vermeiden und  auf ausgewiesenen  Routen bleiben. Das Befahren von Jungwaldflächen ist etwa verboten. Futterstellen von Wildtieren sollte man meiden, eine Störung bei Dämmerung ebenfalls. Hunde müssen an die Leine. Mitgebrachte Abfälle bitte Zuhause entsorgen.

Auch der Alpenverein ruft immer wieder zu Respekt vor der Umwelt auf. Zur Anreise empfiehlt dieser etwa Fahrgemeinschaften oder öffentliche Verkehrsmittel. Die Anbindungen dazu sollen weiter ausgebaut werden, versicherte der Alpenverein bei der heurigen Präsentation ihrer Jahresbilanz.

„Wenn alle diese Punkte beherzigt und behirnt werden, dann werden wir auch künftig gemeinsam viel Spaß in der Natur haben“, so Waldenberger abschließend.

Kommentare