Skitouren-Experte Neuhold: "Früher waren wir Exoten"
KURIER: Was hat sich seit Ihren Anfängen geändert?
Thomas Neuhold: In den 1990ern waren wir Skitourengeher Exoten, jetzt ist es ein Breitensport. Mehr als 600.000 Österreicher haben Tourenski – laut Schätzungen, die auf Verkaufszahlen des Handels beruhen. Das sagt aber noch nichts aus, wie oft und wie sie benutzt werden.
Was sind die Gründe für den Tourenski-Boom?
Der allgemeine Outdoor-Boom, die Sehnsucht nach Natur und ‚Pistenfrust‘ spielen eine Rolle. Doch vor allem am Materialsektor hat die Skiindustrie viel geleistet – sowohl was Gewicht als auch Stabilität, Verlässlichkeit und Performance der Ski betrifft. Selbst wer nur mäßig talentiert ist, kommt elegant den Berg runter. In meiner Schulzeit hatte ich noch Zwei-Meter-Brettln vom Bundesheer, die waren unfahrbar!
Was ist ein typischer Anfängerfehler?
Im Internet irgendeinen GPS-Track herunterladen und diesen nachgehen! Das ist gefährlich. Der Wind dreht etwa, und schon ist’s passiert.
Was sollte ein Einsteiger also zuallererst tun?
Beim Alpenverein, den Naturfreunden oder einem Bergführer eine Grundausbildung machen. Wer sich an einfache Regeln hält, kommt relativ risikoarm durch den Winter. Ich spreche nie von Sicherheit, sondern von Risikomanagement. Die zentrale Regel ist der Zusammenhang zwischen Lawinenwarnstufe und Hangneigung. Zudem sollte man frische Wildfütterungsgebiete und Aufforstungszonen meiden, da rasiert man sonst die Bäumchen. Die Tourenplanung ist im Winter noch wichtiger als im Sommer.
Sie waren viel auf anderen Kontinenten unterwegs. Ist der Schnee in den Anden anders?
Natürlich ist der Firn in Bolivien auf 6.000 Meter anders als bei uns. Der größte Unterschied: Du musst bei Skitouren viel defensiver unterwegs sein! Meine letzte große Tour war in Grönland. Da gibt’s keine Bergrettung, da holt dich niemand so schnell. Beim Kreuzbandriss kann es dauern, bis der Hundeschlitten kommt.
Aktualisierte Neuauflage: „Skitouren light. 100 Touren für Einsteiger und Genießer“ von Thomas Neuhold, Verlag Anton Pustet, 224 Seiten, 22 €
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