AK sieht in Oberösterreich Elementarpädagogik vor einem Systemversagen

AK sieht in Oberösterreich Elementarpädagogik vor einem Systemversagen
Investitions- und Ausbildungsoffensive nötig - Kleinere Gruppen und bessere Ausstattung der Arbeitsplätze

Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat im Bereich der Elementarpädagogik Alarm geschlagen. "Die Arbeits- und Rahmenbedingungen müssen sich verbessern, um ein Systemversagen zu vermeiden", sagte AK-Expertin Sophie Hötzinger in einer Pressekonferenz mit oö. AK-Präsident Andreas Stangl am Montag. Sie kritisieren, dass sich trotz mehrmaliger Forderungen und Einladungen an die Landespolitik nichts an den Gruppengrößen und der Entlohnung der Beschäftigten geändert habe.

Stangl fordert unter anderem langfristige Investitionen und eine Ausbildungsoffensive um den Personalmangel zu beseitigen sowie ein Sicherheitskonzept in der Pandemie mit Luftfiltern und flächendeckenden Tests. Er kritisierte, dass nichts geschehe, solange "das Thema nicht politisch im Fokus steht".

Bereits im Sommer 2021 seien die politischen Entscheidungsträger zum Dialog eingeladen worden. Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) würde aber ihre Verantwortung an die Träger der Einrichtungen abwälzen. Einmal mehr appellierte er: "Nehmen wir Geld für unsere Kinder in die Hand".

Laut einer Studie der oö. AK aus dem Sommer 2021, an der 1.430 ihrer in der Kinderbildung- und Betreuung beschäftigten Mitglieder teilgenommen haben, ist ein Drittel von ihnen emotional erschöpft, ebensoviele können sich nicht vorstellen, den Beruf bis zur Pension auszuüben, die Hälfte denkt: "Ich kann nicht mehr", so Hötzinger. Mehr als zwölf Prozent wollen den Bereich in den kommenden drei Jahren verlassen, wenn sich nichts ändert. Viele würden nach der Ausbildung den Beruf gar nicht aufnehmen. Dabei sähen neun von zehn Beschäftigten ihren Beruf als sinnstiftend an.

Probleme vor allem auch in Kindergärten

Über 80 Prozent der Kindergärtnerinnen und jeweils über 60 Prozent der in Krabbelstuben und Horten Beschäftigten empfinden die gesetzlich erlaubte Höchstanzahl der Kinder pro Gruppe als zu hoch. Um sich mit allen Kindern ausreichend beschäftigen zu können, seien Gruppengrößen mit neun statt zehn Kindern in der Krabbelstube, 17 statt 23 - derzeit sogar 25 erlaubt - im Kindergarten und 16 statt 23 Kinder im Hort nötig.

"Wir sind komplett überfordert. Nicht, weil wir nicht gut genug qualifiziert sind. Sondern weil es die Bedingungen nicht erlauben, qualitative Arbeit zu verrichten! Oft bin ich mit 23 Kindern alleine in der Gruppe", wird eine Beschäftigte zitiert. Ausfälle von Kolleginnen könnten wegen Personalmangels nicht einmal in drei von zehn Fällen kompensiert werden. Rund 57 Prozent der Befragten gaben an, dass pädagogische Assistentinnen für gewöhnlich die Arbeit der gruppenführenden Pädagogin übernehmen, wenn diese ausfällt.

Über 50 Prozent der Studienteilnehmerinnen leiden oft an Kreuzschmerzen bzw. haben Probleme mit dem Rücken, noch mehr leiden unter Muskelverspannungen im Nacken-Schulterbereich - oft sei nicht für alle Beschäftigten ein erwachsenengerechter Sessel vorhanden. Auch der Lärmpegel wird von über 60 Prozent als hoch bezeichnet. Darunter leiden auch die Kinder "Wir bemerken, dass sich die Kinder bei so vielen Kindern und bei dem hohen Lärmpegel nicht wohlfühlen. Einige Kinder kommen erst am Nachmittag aus sich heraus, wenn die halbe Gruppe leer ist", schrieb eine Kindergartenpädagogin in ihren Fragebogen.

Die AK fordert weiters die Reduzierung der Gruppengrößenhöchstzahl, gerechte Entlohnung, gut ausgestattete Arbeitsplätze, mehr Zeit für administrative Aufgaben, Elternarbeit, Fortbildungen und Leitungsaufgaben innerhalb der Dienstzeit.

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