OÖ: Landesrat und AK stoppen Zettelwirtschaft in der Pflege

OÖ: Landesrat und AK stoppen Zettelwirtschaft in der Pflege
Der Dokumentationsaufwand in Heimen ist stetig gestiegen. Wie nun die administrativen Tätigkeiten reduziert werden sollen.

Lüften, Frühstück servieren, Bett aufbetten – all das, was in einem Haushalt alltäglich ist, wird in den Pflegeheimen aufwendig dokumentiert. Nun soll aber Schluss damit sein. Denn man müsse die Arbeitsbedingungen für den Pflegeberuf dringend verbessern, sind sich Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer OÖ und Martin König, Geschäftsführer von SoNE - Soziales Netzwerk einig – und das heiße auch: Weg mit der Zettelwirtschaft.

Wie der Landesrechnungshof kürzlich errechnete, sollten bis 2030 rund 9.550 Menschen für die Pflege gewonnen werden, um den künftigen Bedarf im Bundesland decken zu können. Dafür sei laut Hattmannsdorfer ein Bündel von Maßnahmen nötig. Eine davon sei eben, mit der „Pflegedokumentation Neu“ die administrativen Arbeiten zu reduzieren.

In 118 Heimen umgesetzt

„Wir wollen, dass sich die Pflegerinnen und Pfleger um Menschen und nicht um Akten kümmern“, so Hattmannsdorfer. Um eine Effizienzsteigerung gehe es dabei aber nicht, sondern um Arbeitserleichterung, ergänzte Stangl.

OÖ: Landesrat und AK stoppen Zettelwirtschaft in der Pflege

Präsident A. Stangl, LR W. Hattmannsdorfer und M. König (v. li.).

Nach einem Pilotprojekt wurde das neue System nun flächendeckend auf 118 Alten- und Pflegeheime ausgerollt. 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dadurch entlastet. Denn oft sei weniger mehr, meinte König. Nach den neuen vereinheitlichten Standards müssen die Mitarbeiter etwa keine „Hotelleistungen“ mehr dokumentieren, etwa dass die Kleidung des Bewohners in den Schrank geräumt wurde. Pflegerische Unterstützungstätigkeiten wie Hilfe beim Toilettengang werden nur noch zusammengefasst und nicht einzeln dokumentiert. „Fülleinträge“ wie „Dem Bewohner geht es gut“ sollen generell wegfallen. „Wichtig sind nur noch wesentliche Veränderungen“, so König.

Digitalisierung - auch in der mobilen Pflege

Und diese sollen gleich digital festgehalten werden. Denn so würde man auch die Zusammenarbeit mit den anderen Schnittstellen wie Ärzten und Spitälern vereinfachen. Durch dieses Entrümpeln der Dokumentationsstandards und der Digitalisierung „wird der Aufwand um 50 Prozent reduziert“, erwartet Hattmannsdorfer.

Das soll bald auch in der mobilen Pflege der Fall sein. „Wir werden auch dort die Prozesse vereinfachen“, kündigte Hattmannsdorfer an. Aktuell arbeiten in Oberösterreich 40.000 Menschen in der Pflege – viele, vor allem Frauen, in Teilzeit. Eine weitere Schraube an der gedreht werden soll, denn „besonders Frauen stecken oft in einer Teilzeitfalle“, hielt Stangl fest. Dem Entgegenwirken soll nun ein jährliches verpflichtendes Mitarbeitergespräch: Ist es dem Betrieb möglich, müsse der Teilzeitkraft dabei auch ein Angebot zur Stundenaufstockung unterbreitet werden.

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