"Wer den Islam missbraucht, ist kein Moslem"
An den Freitagen ist das islamische Gebetshaus zum Bersten voll. Knapp 400 Gläubige, vom Buben bis zum Greis, finden sich in der richtig schönen Moschee der Bosniaken in der Glimpfingerstraße in Linz ein. Sie stehen in Reih und Glied, nach Mekka ausgerichtet verrichten sie ihre Gebete.
Moslem sein in Linz und Östereich – das ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn gerade in München ein aus Bosnien stammender Austro-Islamist bewaffnet erschossen wird. Sabahudin Alibegovic ist gläubiger Moslem und war Projektverantwortlicher für die Errichtung der Moschee des bosnischen Kulturvereins in Linz mit über 1.300 Mitgliedern. „Für den Islam und die bosnische Community ist das ein Rückschlag und ein großer Schmerz“, sagt er in einer ersten Reaktion.
"Zusammenleben pflegen"
Imam Adis Mahalbasic spricht in seiner Botschaft über Verantwortung - gegenüber sich selbst, der Familie und Freunden gegenüber, aber auch "gegenüber dem Staat, in dem wir leben". Die Institutionen in Österreich zu schützen und das gute Zusammenleben zu pflegen, das ist unsere Aufgabe hier, sagt auch Vereinsobmann Demir Alagic.
Die Bombendrohung gegen das Akademische Gymnasium Linz hat Alibegovich aufgebracht - weil dabei undifferenziert von einem "islamistischem Hintergrund" geredet wurde. Was sofort wieder quasi alle gläubigen Moslems unter Generalverdacht stelle. Und das wollen er und seine Freunde vom muslimischen Kulturverein Nur nicht mehr so stehen lassen.
Er spürt vielfach den Hass, der dem Islam so undifferenziert entgegenströmt. "Woher kommt der Hass?", fragt er, um selbst die Antwort zu geben: "Weil viele Menschen nichts darüber wissen."
Taliban repräsentieren nicht den Islam
Es sei Aufgabe des Bildungssystems, diese Spaltung zu mindern, indem viel mehr Wissen über den Islam vermittelt werden solle. Aber dass im Namen des Islam sich junge Menschen radikalisieren und im Namen Allahs Propaganda für die islamistische Terrororganisation IS machen, wie jener junge Mann, der gerade in Linz dafür verurteilt wurde - mit der Verantwortung, er habe den wahren Islam verbreiten wollen?
"Diese Menschen wissen nichts vom Islam", stellt Alibegovich klar, "wir wissen, dass die IS-Terroristen Verbrecher sind, eine Taliban-Organisation kann nie Repräsentant des Islam sein."
Und im Übrigen sei die Strafe für den jungen Mann und seine IS-Propaganda (15 Monate Haft, fünf davon unbedingt, aber mit Strafaufschub für ein Deradikalisierungsprogramm) viel zu mild ausgefallen, sagt Alibegovic und stellt klar: "Es gibt keine Gott, der dir nachklatscht, wenn du unschuldige Menschen tötest."
Bezeichnend sei auch, dass sich gerade dieser Mann zu keiner Moschee, zu keiner Glaubensgemeinschaft zugehörig gefühlt hat. "Es ist auch unsere Aufgabe, die jungen Menschen zu erreichen, um sie an eine Moschee und unsere Traditionen zu binden", sind sich Alibegovic und Alagic einig, "wenn wir bei einem jungen Menschen eine Radikalisierung erkennen, würden wir ihn darauf ansprechen und ausschließen."
Die Moschee in der Glimpfingerstraße ist finanziert mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden der rund 1.350 Mitglieder. 2021 wurde das neue Kulturzentrum eröffnet.
Verein Bosniaken Linz Nur Moschee Linz
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Verein Bosniaken Linz Nur Moschee Linz
Verein Bosniaken Linz Nur Moschee Linz
Verein Bosniaken Linz Nur Moschee Linz
Verein Bosniaken Linz Nur Moschee Linz
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Eine große Kuppel lässt den Gebetsraum in hellem Licht erstrahlen, die Moschee ist barrierefrei ausgestaltet, in der umfangreichen Bibliothek steht Anton Zeilingers "Einsteins Spuk" neben Werken über den Islam und die deutsche Grammatik.
Bosniaken fordern Zentralmoschee für Linz
In einem sind sich der Imam, der Vereinsobmann und Alibegovic einig: Linz sollte eine Zentralmoschee bekommen, für rund 1.500 Leute, die dort gemeinsam ihr Gebet verrichten. Warum? "Dann würden die kleinen Gassenmoscheen verschwinden", sind sie überzeugt, "und es würde sofort mehr Transparenz herrschen." Außerdem sei nur ganz schwer überprüfbar, was in diesen kleinen Moscheen tatsächlich gepredigt werde.
Und die Moschee der Linzer Bosniaken sei ein Musterbeispiel an Transparenz. Alibegovic: "Unsere Moschee steht offen, wir sind transparent, bei uns kann sich jeder, der möchte, davon ein Bild machen." Und er betont: "Wir glauben ehrlich, aber nicht streng."
Dem pflichtet Vereinsobmann Alagic bei: "Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft hier, wir bauen hier eine Zukunft für unsere Kinder auf." Und er betont abschließend: "Der Islam ist dazu da, um uns als Menschen besser zu machen. Wer den Islam missbraucht, ist kein Moslem."
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