Oberösterreichs Frauen am Limit: Herausforderungen in Beruf und Familie
Sigrid H. macht in der Früh zwei Kinder für Schule und Kindergarten fertig, hetzt ins Büro, um dort ihre fünf Stunden möglichst produktiv zu nutzen.
Auf dem Heimweg erledigt sie schnell den Wocheneinkauf, holt die Kinder wieder ab, hilft ihnen bei den Hausaufgaben oder spielt mit ihnen, kocht, kümmert sich nebenbei um den Haushalt und managt tausend Kleinigkeiten gleichzeitig.
Ihr Mann übernimmt am Abend die Kinder, sie fährt dann zu ihren Eltern, die bereits Unterstützung im Alltag brauchen. So oder so ähnlich geht es zahlreichen Frauen, der Spagat, den viele zwischen Beruf, Familie und Alltag machen müssen, wird nur sehr langsam kleiner.
Mehr Kinderbetreuung, mehr Pflegeangebote
Frauen in Oberösterreich stehen weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesondere bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das zeigt der aktuelle Frauenmonitor der Arbeiterkammer (AK) OÖ. Diese fordert daher dringend den Ausbau der Kinderbildung und -betreuung sowie von Pflegeangeboten. Zudem sind Maßnahmen für mehr Einkommensgerechtigkeit notwendig.
Nur rund sechs Prozent der Kinderbildungs- und -betreuungsplätze für Unter-Dreijährige in Oberösterreich sind vollzeittauglich. Handlungsbedarf besteht auch bei den Drei- bis Sechsjährigen. Hier sind nur 37,1 Prozent der Plätze vollzeittauglich. Damit liegt Oberösterreich im Bundesländervergleich auf dem letzten Platz.
Aber auch bei der Pflege und Betreuung von älteren Angehörigen wird die Hauptlast nach wie vor von berufstätigen Frauen getragen. Hier verstärkt die unzureichend ausgebaute mobile und stationäre Altenpflege und -betreuung die physischen und psychischen Belastungen zusätzlich. Zudem erledigen Frauen den Großteil der unbezahlten Haus- und Care-Arbeit, was ihre Chancen in Zusammenhang mit der Erwerbstätigkeit mindert.
Kaum Vollzeitarbeit möglich
Vor diesem Hintergrund ist es den Oberösterreicherinnen kaum möglich, einer Vollzeitarbeit oder einer Teilzeitarbeit mit höherem Stundenausmaß nachzugehen. Mittlerweile arbeiten sechs von zehn Oberösterreicherinnen in Teilzeit.
Erfreulich ist, dass die Frauenquote Wirkung zeigt und der Anteil von Frauen in Führungspositionen zunimmt. Weniger erfreulich ist, dass die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern weit geöffnet bleibt.
Der Equal Pay Day fiel in Oberösterreich 2024 auf den 17. Oktober, was bedeutet, dass Frauen ab diesem Datum im Vergleich zu Männern „gratis“ arbeiten. Der bundesweite Equal Pay Day war am 1. November, Oberösterreich liegt hier im Bundesländervergleich vor Vorarlberg auf dem vorletzten Platz. Bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung verdienen Männer in Oberösterreich brutto um 26,1 Prozent mehr als Frauen.
Ein Hoffnungsschimmer: Bis 2026 soll die EU-Transparenzrichtlinie umgesetzt werden. „Mehr Transparenz bei Löhnen und Gehältern kann ein wichtiger Schritt sein, um die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern zu schließen“, spricht sich AK-Direktorin Andrea Heimberger für die Richtlinie aus. Die österreichischen Entscheidungsträgerinnen und -träger seien nun gefordert, die Umsetzung dieser Richtlinie im nationalen Recht sicherzustellen.
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